Interview mit RTLplus Chef Lacher: „Bedürfnis nach der guten alten Zeit“
„Glücksrad“, „Familiengericht“, „Ritas Welt“: RTLplus-Chef Jan Peter Lacher über erfolgreiches Fernsehen für Best Ager.
Herr Lacher, RTLplus wuchert mit Gameshow-Klassikern wie „Ruck Zuck“, „Glücksrad“, „Familien Duell“, „Jeopardy“. Welche Sendung läuft am besten?
Ich bin sehr froh, dass alle vier Shows gut gestartet sind und unser Risiko belohnt wurde. Wir sind der erste Spartensender in Deutschland, der schon in der Startphase signifikant in Eigenproduktionen investiert hat. Das gab es in dieser Form noch nicht. Die Zuschauerzahlen sind so erfreulich, dass wir bereits im Januar die zweite Produktionsrunde einläuten. Ab Frühjahr wird es von allen vier Shows neue Folgen geben. Darüber hinaus arbeiten wir an neuen Ideen.
Wiedersehen macht Zuschauerfreude. Stimmt diese Formel für RTLplus, das jüngste Programm von RTL Television Deutschland?
RTLplus wird vom Publikum sehr gut angenommen. Wir sind erst im Juni gestartet und knacken im Dezember bereits die Ein-Prozent-Marke bei den Gesamtzuschauern. Das ist sehr stark, damit haben wir so schnell nicht gerechnet. Mit RTLplus ist uns der erfolgreichste Senderstart der letzten Jahre gelungen.
Funktioniert Fernsehen nach ähnlichen Gesetzmäßigkeiten wie andere Konsumgüter? Auch Marken wie Praktiker, Hertie, Quelle erleben gerade ihre Renaissance – allerdings im Internet.
Starke Marken sind zeitlos und emotionalisieren. Seit einiger Zeit beobachten wir, dass sich die Zuschauer angesichts der vielen schweren und beunruhigenden Themen in der Welt ganz besonders nach unbeschwerter Unterhaltung und Nostalgie sehnen. Es gibt ein besonderes Bedürfnis nach Vertrautem aus der „guten alten Zeit“. Davon profitieren sicherlich auch andere Konsumgüter.
RTLplus ist für Frauen ab 45 Jahren gedacht und gemacht: Die Zielgruppe soll mehr als fünf Stunden am Tag fernsehen. Glauben Sie diesen Werten?
Ja, natürlich. Die Werte stammen aus dem unabhängigen Gfk-Panel. Sie mögen auf den ersten Blick überraschen, sind aber absolut nachvollziehbar. Lineares Fernsehen ist das unangefochtene Leitmedium der Best Ager, die ein großes Unterhaltungsbedürfnis haben. Mit klarer Positionierung und hochwertigem Programm-Mix möchten wir diesem Anspruch optimal gerecht werden.
RTLplus zeigt „Das Familiengericht“, „Das Jugendgericht“, „Das Strafgericht“. Beleg dafür, dass Gerichts-TV am besten angenommen wird. Was macht dieses Format für Frauen ab 45 so interessant?
Unsere Gerichtssendungen reflektieren auf vielfältige und unterhaltsame Weise Alltagsthemen und -konflikte aus dem Lebensraum unserer Zuschauer. Mit Ruth Herz, Alexander Wetzel und Frank Engeland haben wir drei profilierte Richterpersönlichkeiten im Programm, die dem Publikum Orientierung geben.
Nach Ihren bisherigen Erfahrungen: Welche RTL-Sendung kann einfach wiederholt werden, welches Format muss aber doch den heutigen Sehgewohnheiten angepasst werden?
Besonders erfolgreich sind fiktionale Klassiker, die längere Zeit nicht mehr im Fernsehen zu sehen waren. Hierzu zählen „Der große TV-Roman“, Serienhits wie „Dr. Stefan Frank“, „Medicopter“, „Im Namen des Gesetzes“ oder unsere Sitcoms „Ritas Welt“ und „Nikola“. Studioshows mit Live-Charakter sind per se schwieriger zu wiederholen. Hier braucht es schon einen besonderen Anlass. Bei unserer Tanzshow „Let’s Dance“ haben wir das Finale der letzten Staffel bei RTL als Startrampe für die ersten Folgen mit Hape Kerkeling bei RTLplus genutzt.
Zum „Familienduell“ gehörte unabdingbar Werner Schulze-Erdel. Jetzt moderiert Inka Bause. Vergleichbar auch die verjüngten Moderationen bei den anderen Gameshows. Heißt das: Das Format darf alt sein, niemals aber dürfen die Moderatorinnen und Moderatoren älter sein?
Das sehe ich nicht so. Ich habe großen Respekt vor Frank Elstner, Werner Schulze-Erdel und den anderen Kollegen. Sie alle haben ihre Shows über viele Jahre mit großer Leidenschaft sehr erfolgreich geprägt. Mir war es wichtig, bei allen vier Konzepten die Seele zu bewahren, gleichzeitig aber frisch und zeitgemäß zu inszenieren. Bei der Besetzung haben wir uns für vier Publikumslieblinge entschieden, die ideal zum jeweiligen Programm passen und in der Zielgruppe große Beliebtheit genießen. Inka Bause erreicht mit ihrer herzlichen Art die ganze Familie. Oliver Geissen bestimmt witzig und schlagfertig das Tempo von „Ruck Zuck“. Joachim Llambi ist der kompetente und manchmal scharfzüngige Quizmaster. Und Jan Hahn vermittelt sehr sympathisch Spaß und gute Laune.
Sie sind Leiter von RTLplus und zugleich Leiter der Programmplanung bei RTL Television. Ist es für Sie denkbar, dass Sendungen von RTLplus ins Hauptprogramm aufsteigen, andere hingegen von RTL zu RTLplus absteigen?
Beide Wege sind denkbar. Bei RTL wird es immer wieder Programme geben, die für den Hauptsender nicht mehr zugkräftig genug sind. Ihnen können wir bei RTLplus ein attraktives neues Zuhause bieten. Und perspektivisch kann es Sinn machen, RTLplus auch als Testplattform für das Hauptprogramm zu nutzen.
Wie es aussieht, gibt es keine Grenzen für die Revitalisierung von RTL-Programmen. Oder gibt es die doch?
Wenn Sie als Spartensender heutzutage in einem extrem gesättigten Markt erfolgreich starten wollen, macht es absolut Sinn, auf bekannte Marken zu setzen. RTL verfügt wie kein anderer deutscher Fernsehsender über viele moderne Unterhaltungsklassiker, die beim Publikum nach wie vor sehr beliebt sind. Täglich erreichen uns hierzu neue Wunschlisten. Bislang zeigen wir Programme, die ab Mitte der 1990er Jahre entstanden sind. Die Pionierzeit der 1980er war für damalige Fernsehverhältnisse schon erfrischend anders, entspricht aber vielfach einfach nicht mehr den heutigen Sehgewohnheiten.
Das Interview führte Joachim Huber.
Jan Peter Lacher ist Bereichsleiter Programmplanung bei RTL Television und Leiter RTLplus.
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