zum Hauptinhalt
Stete Kampagne. Der „Equal Pay Day“ steht für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon ab dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.
© AFP

Equal Pay Day: Ausgleich am 18. März

Permanente Lohnlücke: Der Fall der BBC-Reporterin Carrie Gracie im Licht deutscher Medien. Wie sieht es hierzulande aus mit der Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern?

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – wie weit diese Forderung von der Realität auch in der Medienbranche entfernt ist, zeigte jüngst ein Fall bei der altehrwürdigen BBC. Der öffentlich-rechtliche Sender bezahlt seine Mitarbeiter offenbar so unterschiedlich, dass die China-Korrespondentin Carrie Gracie ihren Job hingeschmissen hat. Gracie, die seit fast 30 Jahren als Journalistin arbeitet, spricht fließend Mandarin und lebt als Korrespondentin 5000 Meilen entfernt von ihren Kindern, schreibt sie in einer Erklärung. Diese Frau müsste das gleiche Gehalt bekommen wie ihre männlichen Kollegen, denkt man. Das scheint nicht der Fall zu sein. Frauen verdienen ein Drittel weniger, sagt Gracie.

Dass es bei deutschen Medien offenbar ähnlich zugehen könnte, deutet der Fall Birte Meier zumindest an. Die ZDF-Journalistin hatte ihren Sender verklagt, weil sie für gleichwertige Arbeit weniger verdiente als ihre männlichen Kollegen. Meier scheiterte im Frühjahr 2017 mit ihrer Klage. Das Berliner Arbeitsgericht begründete, Meier arbeite als feste freie Journalistin. Manche ihrer männlichen Kollegen, mit denen sie ihr Einkommen verglich, waren festangestellte Mitarbeiter, das könne man nicht vergleichen.

Das Arbeitsgericht musste sein Urteil allerdings teilweise korrigieren, nachdem die Klägerin einen sogenannten Tatbestands-Berichtigungsantrag gestellt hatte. Die Klägerin habe Berufung eingelegt, der Fall liegt jetzt beim Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg, sagt Nora Markard, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Freiheitsrechte. Die Gesellschaft unterstützt die Klage von  Birte Meier, die weiter für „Frontal 21“ arbeitet.

Beide Parteien hätten sich darauf verständigt, ein Güterichterverfahren durchzuführen: Sie versuchen mit Hilfe einer Güterichterin eine einvernehmliche Einigung zu finden. Solange sei das Verfahren ausgesetzt. Sollte eine Einigung nicht gelingen, müsste das Gericht auf „regulärem Weg“ ein Urteil fällen.

Die Zahlen sprechen eine andere Sprache

Muss sich der Mainzer Sender da vielleicht doch noch weiter bewegen? Grundsätzlich seien die Vergütungen für feste und freie Mitarbeiter in jeweils unterschiedlichen Tarifverträgen geregelt, die das ZDF mit den Gewerkschaften vereinbart hat, so ein ZDF-Sprecher. Wichtige Kriterien für die Festlegung der Vergütung seien die ausgeübte Tätigkeit und die spezifische Berufserfahrung. „Geschlechtszugehörigkeit ist kein Differenzierungskriterium.“

Ähnlich argumentiert die ARD. Das Thema Gleichstellung sei bei jeder Landesrundfunkanstalt eigenständig angelegt, da es auch föderal unterschiedliche Gesetze dazu gibt, sagt ARD-Sprecher Markus Huber. Grundsätzlich gelte: In der ARD orientiert sich die Eingruppierung von Festangestellten am jeweiligen Tarifvertrag, nicht am Geschlecht. „Die Vergütung einer bestimmten Aufgabe steht bereits bei der Stellenausschreibung fest, erst danach erfolgt das Bewerbungsverfahren.“

Für den Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) „sieht der Tarifvertrag keine Differenzierung zwischen den Geschlechtern vor, die tarifliche Bezahlung ist für alle Redakteurinnen und Redakteure gleich“, so eine BDZV-Sprecherin. Bei übertariflicher Bezahlung oder bei nicht-tarifgebundenen Verlagen gelte das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, wonach keine Differenzierung nach Geschlecht vorgenommen werden darf.

Klingt gerecht, für die Kampagne „Equal Pay Day“ ist das nicht genug. Die Zahlen, auch aus dem aktuellen Lohnspiegel, sprechen eine andere Sprache. Am 18. März wird wieder auf die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern in Deutschland aufmerksam gemacht. Der „Equal Pay Day“ steht für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon ab dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.

„Für die Medienbranche wie für alle anderen Branchen fordern wir mit unserer Kampagne: gleiche Bezahlung für gleiche und gleichwertige Arbeit“, sagt Waltraud Kratzenberg-Franke, Koordinatorin der Equal-Pay-Day-Kampagne. „In den Medien ist die Lohnlücke noch größer als in anderen Bereichen, der unbereinigte gender pay gap, also die Geschlechter-Einkommenslücke, liegt hier bei 24 Prozent“, sagt ProQuote-Medien-Vorsitzende Maren Weber. Das sei gerade in einem Bereich wie den Medien, die für Fortschritt und Transparenz stehen wollen, besonders unverständlich.

Kündigungen, wie bei der BBC, dürften weiter die Ausnahme, der Ausgang der Geschichte mit Birte Meier und dem ZDF aber vielleicht wegweisend sein.

Zur Startseite