zum Hauptinhalt

Ab in die Mediathek: ARD reagiert auf Netflix und Co.

Enthüllungen aus DDR-Zeit, Furtwängler als Ministerin und Rechte in Berlin: Die Serien und Filme der ARD-Filmtochter werden streamingtauglicher.


Streaming ist alles, Seriengucken jederzeit und überall, damit geht die ARD-Filmtochter Degeto um. „Auch wir haben gemerkt, dass nicht mehr alle Menschen linear gucken“, sagte Degeto-Chefin Christine Strobl bei einem Empfang von Produzenten, Regisseuren, Autoren, Schauspielern und Journalisten am Mittwochabend in Berlin; Protagonisten der Serien, die demnächst in der ARD-Mediathek Premiere feiern. „Es gibt Kinder und Jugendliche, die nicht mehr wissen, was die Öffentlich-Rechtlichen sind“, so Strobl.

Bei den neuen Degeto-Projekten gehe es experimentierfreudiger zu, allen voran bei Jan Georg Schüttes Impro-Serie „Das Begräbnis“.

Dort werden Nachfahren eines Patriarchen bei dessen Beerdigung mit Enthüllungen aus seiner Vergangenheit in der DDR konfrontiert. Charly Hübner, Claudia Michelsen und Anja Kling spielen die Hauptrollen, ohne Drehbuch. An drei Tagen im März sollen ein 90-Minüter und sechs 45-Minüter entstehen, die mit 40 Kameras gedreht werden und Ende 2020 in die Mediathek kommen. Logistisch ein Kraftakt, sagte Produzent Lars Jessen.

Degeto-Geschäftsführerin Christine Strobl
Degeto-Geschäftsführerin Christine Strobl
© dpa

„Wir haben die Chance, größer und verschränkter zu erzählen“, erklärt Strobl. Das gilt auch für das Justizdrama „Der Feind – Recht oder Gerechtigkeit“ nach Ferdinand von Schirach. Das Publikum kann dabei zwischen dem Ersten und den Dritten hin- und herschalten. Oder den Sechsteiler „Beste Kollegen“, indem Friederike Becht als Zielfahnderin vom LKA Magdeburg einen Frauenmörder jagt.

Schauspieler Christian Berkel, der den Bestseller-Roman "Der Apfelbaum" über eine Familiengeschichte zur Zeit des Dritten Reichs geschrieben hat, stellte in Berlin die geplante Verfilmung als Miniserie vor. Historisch auch das "Kaufhaus des Westens", das von Moovie und Ufa Fiction aus der Perspektive von vier jungen Menschen als Sechsteiler erzählt wird.

Im Politthriller „Kaltenmorgen“ spielt Maria Furtwängler eine Staatsministerin, die mit rigider Sicherheitspolitik Karriere macht. Ein Thema bei dem ARD-Projekt: das Erstarken der Rechtspopulisten.

Nicht nur Experimente also bei der Degeto im Wettbewerb mit Netflix & Co, sondern auch politisch Hochaktuelles. „Unser Vorteil ist“, sagt Strobl, „dass wir auch deutsche Stoffe erzählen. Wir können den Zuschauern bieten, was in ihrem Lebensumfeld spielt und nicht US-Ware ist.“

Markus Ehrenberg

Zur Startseite