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Butter Lindner ist ein traditionsreiches Berliner Unternehmen mit 45 Filialen und 750 Mitarbeitern, eigener Küche und Bäckerei.
© imago/Steinach

Berliner Imbisse im Test: Lindner

Brunnenrauschen, Rinderrouladen und eine Flasche Weißwein dazu: In den warmen Monaten wird aus dem Laden am Wittenbergplatz ein riesiges Lokal.

Lindner? Wie unoriginell. Gab’s doch schon immer. Seit der Wirtschaftswundernachkriegszeit, als die Deutschen anfingen, sich die Bäuche vollzuschlagen. Was 1950 mit einem kleinen Marktstand in Schmargendorf begann, ist heute ein Unternehmen mit 45 Filialen und 750 Mitarbeitern, eigener Küche und Bäckerei, immer mehr Speisen.

Ich habe eine Schwäche für Butter Lindner, wie es bei mir immer noch heißt. Schon in einer Zeit, als Berlin kulinarische Wüste war, bekam man dort Essen mit Geschmack. West-Berlin, das ist bis heute das Kerngeschäft. Am Wittenbergplatz erkennt der ältere Herr gleich, dass die Verkäuferin geheiratet hat: Sie hat den Namen gewechselt!

Nanu. Veränderungen scheint der West-Berliner Stammkunde nicht unbedingt zu goutieren. Dabei hat sich hier besonders viel gewandelt. Seit dem Umzug vom Tauentzien an den Platz wird aus dem Laden in den warmen Monaten ein riesiges Lokal. Man sitzt draußen, entrückt vom Verkehr, und verspeist, was man sich aus den appetitlich ausgebreiteten Speisen ausgesucht hat. Selbst Brötchen und Belag kann man sich individuell zusammenstellen lassen. Jede Käsescheibe wird einzeln abgewogen, von Verkäuferinnen, die, ganz unberlinerisch, auf eine sachliche Art freundlich sind.

Putenspieß und Spargelsalate - fünf verschiedene Sorten gibt es bei Lindner.
Putenspieß und Spargelsalate - fünf verschiedene Sorten gibt es bei Lindner.
© Susanne Kippenberger

Wenn’s ans Bezahlen geht, muss ich oft schlucken

Manches sieht besser aus, als es schmeckt. Der Putenspieß in Erdnusssauce (2,90 Euro) ist trocken geraten, dem Spargel-Eier-Salat fehlt das Salz. Aber wo gibt’s denn so was – fünf verschiedene Spargelsalate! Testsieger ist eindeutig jener mit Tomaten. Die Stangen knackig, die Kräuter so frisch wie die Vinaigrette (100 g 2,79 Euro). Der Glasnudelsalat ist gut gewürzt. Wovon ich nie genug kriegen kann: Rote-Bete- und Stangenselleriesalat, Zickenrollen, Rinderrouladen. Was das denn sei, will ein arabischer Besucher wissen, als er staunend vor den gewaltigen braunen Rollen steht. Okay, nimmt er. Sein Kumpel entscheidet sich für die wuchtige Kohlroulade. Dazu eine Flasche Weißwein, am helllichten Mittag. Sommerfrische. Brunnenrauschen.

Wenn’s ans Bezahlen geht, muss ich oft schlucken. So viel hab’ ich doch gar nicht gekauft? Apothekenpreise sagte man früher dazu. (Wobei auch die Gestaltung der Filialen ein bisschen was Apothekenhaftes hat – sehr clean.) Hilft nur eins: selektiv einkaufen. Aber der Vanillequark ist ein Muss. Und der Fleischsalat. Und die Kaisersülze. Und das Sanssoucibrot.

Adresse  Wittenbergplatz 5, Schöneberg, Tel. 2139 362

Im Netz  lindner-esskultur.de

Geöffnet  Mo–Fr 8.30–20 Uhr

Interessanter Nachbar  Büchergilde-Buchhandlung, Kleiststraße 19/21

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