„Brutal, gewaltverherrlichend und verstörend“: Kita-Kinder spielen „Squid Game“ nach – Polizei warnt vor Halloween
Die Netflix-Serie „Squid Game“ sorgt für Aufregung. In Pinneberg spielten Kita-Kinder die Serie nach, in NRW fürchtet die Polizei-Gewerkschaft Halloween.
Die Aufseher tragen rote Overalls und schwarze Masken, sind bewaffnet und haben in "Squid Game", der weltweit erfolgreichsten Serie auf dem US-Streamingportal Netflix, nur ein Ziel: Menschen töten. Hoch Verschuldete kämpfen in grünen Overalls bei Kinderspielen um ihr Überleben. Die Verlierer werden in jeder Runde grausam getötet, den Gewinnern winkt eine große Geldsumme.
Die Bekleidung aus roten und grünen Overalls wird gerade zum Trend, und zwar zu Halloween, Karneval oder auf den Schulhöfen. Einige bayrische Schulen haben bereits vor dem Nachspielen der brutalen Szenen auf dem Pausenhof gewarnt. Nach Angaben des dortigen Landeskriminalamtes (LKA) waren an mindestens drei Grund- und Mittelschulen „Visitenkarten“ aufgetaucht, die als Einladung zum „Squid Game“ gelten. Das LKA spricht von „vereinzelten verdächtigen Wahrnehmungen im Zusammenhang mit der Fernsehserie“.
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Es seien aber keine Fälle von Körperverletzungen oder Gewalttaten im Zusammenhang mit dem Spiel an bayerischen Schulen bekannt. „Lehrerinnen und Lehrer haben berichtet, dass diese Serie auch an ihren Schulen nachgespielt wird“, hatte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, in München der Deutschen Presse-Agentur gesagt.
Brutal, gewaltverherrlichend und insbesondere für Kinder verstörend
Auch in einer Kita in Pinneberg bei Hamburg spielten Kinder einem Zeitungsbericht zufolge die Serie nach. In einem Brief an die Eltern habe der zuständige Ansprechpartner der Kita vor der Serie gewarnt. Sie sei „brutal, gewaltverherrlichend und insbesondere für Kinder verstörend“, zitiert der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (SHZ/Freitag) aus dem Schreiben.
Alpträume, Ängste und psychische Probleme könnten die Folge sein. „Deshalb unser dringender Aufruf: Lasst eure Kinder nicht diese Serie sehen. Auch nicht, wenn ihr dabei seid.“ Die Serie ist mit der Altersfreigabe FSK 16 versehen.
Dem Bericht zufolge waren Kita-Erzieherinnen aufmerksam geworden, als sich die Kinder am Ende eines Spiels gesagt hätten: „Ich töte dich“. „Ihr fügt euren Kindern seelischen Schaden zu, wenn ihr sie derartiges sehen lasst“, warnt der für die Elternarbeit zuständige Ansprechpartner in dem Schreiben.
Polizei in NRW warnt vor Halloween-Kostümierung, Berliner Kolleg:Innen enstpannter
In Nordrhein-Westfalen blickt die Polizeigewerkschaft mit Sorge auf die anstehende Halloweennacht. Erich Rettinghaus, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft sagte der „Rheinischen Post“: „Einzelne Squid-Game-Kostümierte könnten die neuen Horrorclowns werden, die vor ein paar Jahren Unbeteiligte attackiert und heftig erschreckt haben. Wir können nur davor warnen, die Spiele aus der Serie an Halloween in aller Öffentlichkeit nachzuspielen. Unbeteiligte können nicht erkennen, ob es sich um Spaß handelt oder nicht. Und auch wir als Polizei können das im Ernstfall nicht immer sofort erkennen. Ketchup zum Beispiel als Blutersatz ist gerade im Dunkeln auf den ersten Blick nicht als solches auszumachen.“
Berlins Polizeisprecher Thilo Cablitz sieht das entspannter. Er sagte dem Tagesspiegel: „Es ist grundsätzlich ungünstig, Tötungsdelikte nachzuspielen. Man muss immer davon ausgehen, dass Menschen die Polizei informieren, egal ob Halloween oder bei Filmdrehs. Bislang gab es keinen Fall von Squid-Game-Nachahmungen.“
Benjamin Jendro von der Berliner Gewerkschaft der Polizei: „Halloween ist für die Polizei nie ganz einfach, weil es auch hierzulande längst Mode geworden ist, sich zu verkleiden, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Das macht es nicht nur für unsere Kolleginnen und Kollegen, sondern auch die Bevölkerung nicht immer einfach, Fiktion und Realität voneinander zu unterscheiden. Der aktuelle Netflix-Trend „Squid Game“ ist dementsprechend in die gleiche Kategorie wie „Es“ einzuordnen, in dessen Folge dann Horrorclowns durch die Straßen liefen. Wir können nur dazu aufrufen, den Spaß möglichst nicht zu weit zu treiben und ihn lieber frühzeitig erkennen zu geben, ehe die Angst Verletzte oder Tote verursacht.“ (mit dpa)