Iih! und aah!: Jörg Thadeusz' kulinarisches ABC
Jörg Thadeusz, Fernsehreporter und Moderator, isst gern gut. Brunch hasst er, Nuggets besorgt er sich nur im Dunkeln. Von Linsensuppe, guter Brühe und Hollandaise: Teil 9 einer Serie.
ANGRILLEN
Ein festlicher Moment. Der allerdings erfordert, dass der vom Feuer abgewandte Teil des Grillmeister-Körpers keinesfalls Gefrierbrand zum Opfer fällt.
BRUNCH
Gehört abgeschafft. Die Mütter, die Kinder zu sowas schleppen, müssen ins Heim. Und die Kinder stehen zu ihrem Besten unter der Obhut der Väter. Auch weil denen niemals ein Quatsch wie Brunch einfallen würde.
Ich habe immer versucht, mich in dieses Gemüse zu verlieben. Stattdessen musste ich in verbitterte Gesichter von Essensgästen blicken.
DORADE
Macht es mir hoffentlich leicht, wenn ich mich endlich (!) in der Fischküche verfeinere.
Herrlich. Gleichgültig, ob ein Schmuser wie der Balsamico. Oder ein unnahbarer Heller. Keiner integriert sich besser. Denn er bildet weder in Linsensuppe noch in einem zarten Blattsalat eine Parallelgesellschaft.
Schmeckt wie Waschpulver
FRIKASSEE
Vom Huhn. Traumgericht. Was MUSS? Selbstgemachte Brühe. Was muss NICHT? Kapern (Entschuldige, lieber Frikassee-Mullah Heiner).
GARNELEN
Sie können nach Waschpulver, abgelaufenen asiatischen Medikamenten oder einfach wunderbar schmecken.
HOI-SIN-SAUCE
Habe mich noch nie getraut nachzugucken, was die Zusammensetzung ausmacht und wie hoch der Schweröl-Anteil ist. Dennoch unverzichtbar. Zu unfrittierten Sommerrollen oder Ente.
INGWER
Jeder kann Druide sein, dank Ingwer. Erkältungen lindern, Unwohlsein wegzaubern und so manchen Salat sexy-scharf machen. Oder junger Ingwer mit Erdbeere, tolles Paar.
JOGHURT
Macht gar nicht so dünn, wie ich immer dachte. Ist aber viel zu lecker, um keine Sünde zu sein. Vor allem, wenn er unter griechischem Einfluss steht.
Duft und Geschmack: betörend
KORIANDER
Wird von ganz schwierigen Gästen abgelehnt. Betört aber durch Duft, wie durch Geschmack.
LINSEN
Feine Hülsengeschöpfe. Mit unterschiedlichen Farben und diversen Talenten. Das beste Dal (indisches Linsengericht) serviert die Familie von Oppen in der Uckermark.
MEERSALZ
Soll verwendet werden. Sonst Ärger mit Chefkoch Christian Lohse aus dem „Fischers Fritz“. Tolles neues Kochbuch: „Lohses Mundwerk“.
NUGGETS
Angeblich aus Chicken. Im Dunkeln, wenn mich keiner sehen kann, beschaffe ich mir manchmal eine 6er-Packung. So lecker können Sägespäne sein.
OREGANO
Wenn die Tomatensauce misslingt. Dann stimmt wenigstens der Duft.
PILZE
„Ach, gehören da Pilze rein?“, höre ich oft von eingeladenen Essern. Die sich dann aber wieder wundern, wenn das Dessert ohne Champignons auskommen muss.
Geht doch
QUATSCH
Ist auch diese ewige Über-alles-Pfefferreiberei in manchen Restaurants. Manchmal wollte ich schon schützend die Hand über meine Crème brûlée halten. Damit der sizilianische Keller nicht im Übereifer wieder an seine Riesenmühle fasst.
ROSINEN
Hätte ich eine Frau heiraten können, die Rosinen im Käsekuchen für eine gute Idee hält? Unvorstellbar.
SÜSSIGKEITEN
Wir verbringen unser gesamtes Leben miteinander. Auch wenn ich manchmal an Trennung gedacht habe: Ich kann nicht loslassen.
Darf auch deutsch sein
TÖPFE
Taugen auch dann was, wenn sie keinen französischen Namen tragen. Sondern deutsch oder schweizerisch heißen.
UNTERBEWERTET
ist die selbstgemachte Currywurstsauce. Während viele meiner Bekannten ständig Tofu-Gerichte loben. Dabei aber Tränen der Resignation in den Augen haben. Meistens stehen sie unter dem Pantoffel einer notorischen Bruncherin, die auch Mandelmilch im Hauptgericht mit einem „Geht doch“ gutheißt.
Schlemmen statt ernähren
VERZEHR
Ist in kulinarischen Zusammenhängen ein ähnlich schlimmes Wort wie „Ernährung“. Klingt alles nach Sonde. Es sollte stattdessen immer in Richtung „schlemmen“ gehen.
WAAGE
Hat zum Thema Essen nichts beizutragen. Außer schlechter Laune.
X-MAL
habe ich eine Hollandaise probiert. Ist immer wieder Rührei geworden. Aber allein der Gedanke daran lässt die Erwartung auf den ersten Spargel glühen.
YAMS
Schmeckt wie Süßkartoffel, ist aber keine. Soll angeblich sogar empfängnisverhütend wirken. Habe ich allerdings nur fragwürdig nachgeschlagen. Denn mir fiel kein Lebensmittel mit Y ein. Deswegen wird übrigens mein Restaurant „Y“ heißen, sobald ich eins eröffne. Bitte benutzen Sie diese Liste dann als Coupon für ein Begrüßungsgetränk auf Yams-Basis.
Hätte ich jemals einen Sohn bekommen, es wäre ein „Salino“ geworden. Mindestens als zweiter Vorname. Auch wenn es dazu sonst kulinarisch keinen Grund gibt, fühle ich mich den Niederlanden und Dänemark verbunden. Wegen der dortigen Leidenschaft für das schwarze Gold.
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