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Luise Nowak ist Hebamme in einer der größten Geburtskliniken Berlins.
© privat

Wie eine Hebamme mit dem Coronavirus umgeht: „Eine Schwangerschaft kann man nicht absagen!“

Luise Nowak ist Hebamme. Sie sagt, sie weiß nicht, wie sie genau arbeiten darf. Und: "Wenn das Kind kommt, kommt es." Ein Protokoll.

Luise Nowak ist 35 und arbeitet als Beleghebamme im St.-Joseph-Krankenhaus in Tempelhof, der größten Geburtsklinik Berlins. Ein Protokoll.

„Die schwangeren Frauen sind verunsichert. Sie machen sich Gedanken darüber, dass wir, ihre Hebammen, wegen des Virus in Quarantäne müssen. Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Ich arbeite seit sieben Jahren in meinem Beruf, aktuell als Beleghebamme im St.-Joseph-Krankenhaus, der größten Geburtsklinik Berlins.

"Wir wissen nicht, wie wir arbeiten dürfen"

Die Coronakrise ist schwierig für uns, tausende Fragen müssen geklärt werden. Wir freien Hebammen werden, so wie sämtliche andere Berufe, die jetzt systemrelevant sind, zu schlecht bezahlt. Dass wir jetzt nicht wissen, wie wir genau arbeiten dürfen, bedroht unsere Existenz.

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Seit Beginn der Krise gibt es täglich neue Anordnungen von der Regierung. Schulen und Vereine werden geschlossen, Gottesdienste verboten. Was bedeutet das für uns? Wir machen Geburtsvorbereitungskurse und Rückbildungskurse, die sind notwendig. Eine Schwangerschaft kann man nicht absagen. Aktuell gibt es von verschiedenen Bezirksgesundheitsämtern verschiedene Informationen für uns oder auch gar keine.

"Die übrigen Masken wurden eingeschlossen"

Dürfen wir unsere Kurse noch machen? Zwölf schwitzende Frauen in einem kleinen Raum? Wir haben die Anweisung bekommen, Schutzmasken zu tragen. Welche Masken müssen das sein? Woher sollen wir sie bekommen? Es gibt einen „Giftschrank“ bei uns im Kreißsaal. Dort wurden die übrigen Masken eingeschlossen, weil zurzeit so viele geklaut werden. Machen wir uns strafbar, wenn wir so weiterarbeiten wie bisher?

"Statt einer Stunde habe ich nur noch 15 Minuten"

In den letzten Tagen hat sich meine Arbeit verändert. Ich verbringe viel Zeit damit, neue Gesundheitsverordnungen durchzulesen, nachzufragen und mit meiner Kollegin zusammen zu entscheiden, wie wir das umsetzen können. Ich versuche, den persönlichen Kontakt mit den Frauen, die ich betreue, auf ein Minimum zu reduzieren. Das ist schwer in einem Beruf, in dem es auf Nähe ankommt.

Hintergrund über das Coronavirus:

Normalerweise dauern meine Hausbesuche 40 bis 60 Minuten. Die letzten habe ich in zwölf und 15 Minuten beendet. Ich mache nur noch das persönlich, wozu ich physisch gebraucht werden. Zusätzlich telefoniere ich mit den Frauen, schicke Sprachnachrichten und Videos.

"Da turnt ein krankes Kind rum"

Ich habe vor ein paar Tagen ein Video mit einer Puppe aufgenommen, in dem ich gezeigt habe, wie die Frauen ihre Babys lagern, massieren und bewegen können, um Bauchschmerzen der Babys zu lindern. Zu einer Frau bin ich vergangene Woche ins Büro gefahren, um ihren Blutzuckerspiegel zu messen. Normalerweise würde ich das bei ihr in der Wohnung machen, aber da turnt ein krankes Kind rum. Sie wollte nicht, dass ich mich anstecke.  

"Wenn das Kind kommt, kommt es"

Es ist Teil unseres Berufes, spontan und flexibel zu sein. Wenn das Kind kommt, kommt es. Wir können mit dieser neuen Situation trotz der Schwierigkeiten gut umgehen. Wir überlegen uns auch keine Worst-Case-Szenarien, was passiert, wenn die Krise noch schlimmer wird.

Wir sind Physiologinnen, dafür sind die Pathologen zuständig. Die Situation verändert sich und wir passen uns an. Wir brauchen aber klare Ansagen vom Berliner Gesundheitsamt, wie wir unsere Arbeit gestalten dürfen.“

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