Kolumne: Der Kinderdok: Das beste Mittel gegen Quengelware
Süßigkeiten an der Kasse sind eine echte Gefahr. Wie man Kinder geschickt ablenken kann.
Haben Sie manchmal das Problem, in richtig großen Supermärkten die Kassen zu finden, weil der eine Gang in den nächsten übergeht, und man durch geschickte Kundensteuerungsarchitektur mindestens einmal an allen Regalen vorbeiläuft? Folgen Sie einfach den schreienden Kindern, dann finden Sie den Ausgang.
Quengelkassen sind nicht nur ein perfides Instrument der Supermarktleiter, auf Ausgangsschilder zu verzichten. Sie sind eine echte Gefahr.
Studien zeigen, dass Kinder weniger als die Hälfte der täglich empfohlenen Menge an Obst und Gemüse zu sich nehmen, aber weit mehr als das Doppelte an zumutbaren Süßigkeiten. Warnungen vor Fettleibigkeit der Kleinen und drohender Diabetes sind Legion. Die „Food-Ampel“ ist wieder einmal in der Diskussion, kindverlockende Verpackungen und Auslagen in Kleinkindgriffhöhe bleiben jedoch vielerorts erhalten.
Süße Verlockungen lauern überall
Inzwischen haben einige Märkte die Quengelregale abgeschafft, ersetzt durch Elektronikequipment wie USB-Adapter oder Billig-Kopfhörer in der Auslage zur schnellen Mitnahme. Wenn also der technikaffine Part in Ihrer Partnerschaft mal wieder verloren gegangen ist, vielleicht finden Sie ihn sabbernd an Kasse 5. Doch selbst die „Impulsware“ in Nonfoodläden wie Baumarkt oder Elektrogroßhandel ist inzwischen zusätzlich mit Kaugummis, Gummibärchen und Eis am Stiel bestückt. Eine einzige große Quengelkasse ist übrigens das schwedische Möbelhaus. Wer kann da schon seine Impulse steuern?
Öko-Einkaufstempel, denkt man, verzichten doch bestimmt auf Süßigkeiten an der Kasse. Mitnichten. Wir finden hier nicht etwa praktische Obstsnacks oder Kinderzahnbürsten, sondern genauso kunterbunt verpackte Plombenzieher – nun allerdings Stevia-gesüßt und papierverpackt.
Jeder bekommt einen Suchauftrag
Das beste Mittel bei quengelnden Kindern oder gelangweilten Partnern ist ohnehin Prävention. Vor der Fahrt zum Supermarkt wird gegessen, ein hungriger Bauch kauft mehr. Dann planen alle den Großeinkauf mit einer Liste und der Botschaft, auch nur dies einzukaufen. Im Markt selbst beginnt es bereits nach fünf Minuten: „Darf ich mir was aussuchen?“. Nutzen Sie die Gunst der Minute und lassen Sie die Quengelmannschaft abziehen, jeder mit einem Suchauftrag für den leckeren Knusperjoghurt oder die unverzichtbare Fernsehzeitung. Wahlweise eine Auswahl an Gummisüßigkeiten oder Lebkuchen. Für den Partner gibt es inzwischen nette Einkaufslisten-Apps, damit der „Skyr“ nicht doppelt im Einkaufswagen landet.
Dann ist das Volk hoffentlich beschäftigt, bis Sie selbst an den Kassen ankommen. Schön sind übrigens die Reihen ganz rechts und links, wenn Sie Glück haben, gibt es hier nur auf einer Seite Quengelware zum Zugreifen. Nun noch die Arbeit verteilen: Waren auf das Band legen und am Ende wieder zurückpacken, hat schon manches Kind abgelenkt.
Wenn das nicht hilft, darf sich jeder „Eins, aber nur eins!“ aussuchen. Der Partner auch. Als hätten wir nicht schon genug USB-Adapter zu Hause.
Unser Kolumnist betreibt eine Praxis in Süddeutschland, bloggt unter kinderdok.blog und schreibt alle vier Wochen an dieser Stelle.
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