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Beste Freunde: Michael Jackson mit dem Schimpansen Bubbles.
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Anwesen von Michael Jackson zum Verkauf: Abschied von der Neverland Ranch

Keiner kennt sich auf der Ranch besser aus als Jacksons alter Freund Bubbles, der Schimpanse. Unser Autor präsentiert die Immobilie aus der Sicht von Bubbles.

Eigentlich geht mich das alles nichts mehr an. Und eigentlich sollte ich böse sein, bitterböse. Einfach rausgeschmissen hat er mich aus der Neverland Ranch. Von heute auf morgen. Vor zwölf Jahren. Bloß weil ich ein bisschen gewachsen bin. 1,40 Meter, als ob das etwas wäre. Zwei Köpfe größer ist er gewesen, Michael Jackson, 1,75 Meter. Aber es ging ja nicht um mich. Angst um seinen kleinen Sohn hat er gehabt, Prince, was für ein eitler Name. Da ist der meine schon ehrlicher. Bubbles, kein schlechter Name für einen Schimpansen, gerade habe ich Geburtstag gefeiert, den 31.

Dabei hätte er wissen müssen, dass ich niemandem etwas antue. Sind doch Tag für Tag kleine Jungs auf die Ranch gekommen und haben mit mir und Michael im großen Bett geschlafen. Habe ich denen je etwas getan? Kein Härchen habe ich ihnen gekrümmt. Nach dem Rausschmiss hat er mir noch Briefe geschrieben ins Tierheim nach Florida, wo ich gelandet bin, manchmal hat er Fotos und Geld geschickt. Damit war es irgendwann vorbei. Na ja, ich will mich nicht beschweren. Die Zeit auf Neverland war schon eine geile Zeit. Entschuldigen Sie den Ausdruck, aber wir Schimpansen sind ein bisschen derb.

Trotzdem spreche ich ganz gut Menschensprache. Das wundert Sie? Ach, Sie haben ja keine Ahnung, was ich alles kann. Zum Beispiel alte Videokassetten in den Rekorder einlegen und auf „Play“ drücken. Die neuen DVD-Spieler sind zu kompliziert, schwierige Sache für Affenfinger. Am liebsten sehe ich alte Fernsehserien wie „Flipper“. Ich mag die Geräusche, die Delphine machen.

Nun soll Neverland verlauft werden. Ehrlich gesagt, das tut jetzt schon weh. Weil es doch unser Neverland war, unser gemeinsames Zuhause. Unzertrennlich hat Michael immer gesagt, unzertrennlich, du und ich. Wir haben nicht nur im selben Bett geschlafen, sondern die gleichen Klamotten getragen, Partnerlook, am selben Tisch gegessen, dieselbe Toilette benutzt – falls Michael überhaupt eine benutzte; manchmal hat er einfach in die Ecke des Wohnzimmers ... Aber, wie gesagt, lange her. Vielleicht täuscht mich meine Erinnerung.

100 Millionen Dollar soll die Ranch jetzt wert sein. Damals, 1988, als Michael sie kaufte, ein Riesending, elf Quadratkilometer, hat er gerade mal 17 Millionen dafür gezahlt. Wert ist sie heute die 100 Millionen allemal. Weil Michael aus dem Neverland ein Wunderland gemacht hat. Zwei Seen, Tennisplätze, Basketballfeld, Bahnhof, 69 Angestellte, Vergnügungspark mit Karussells und Zoo. Giraffen, Tiger, Flamingos, Elefanten und andere Affen. Natürlich keiner so wie ich. Er hat mir sogar einen Bodyguard gegeben. Weil ich sein Ein und Alles war.

160 Quadratmeter Spielzeugzimmer

Dann das Kino, 50 Sitzplätze, aber meist habe ich mit Michael allein darin gesessen, wir haben Popcorn gegessen, Zuckerwatte geschleckt und Bommerlunder getrunken. Schon damals mochte ich die alten Filme mit Liz Taylor am liebsten. Die war eine gute Freundin von Michael und ist oft zu uns gekommen. Wir haben zusammen Tee getrunken. Damals musste ich noch eine Windel tragen. Wie peinlich – vor so einer Sex-Göttin.

Das Schönste an Neverland aber war das Wohnhaus. Es war ja nur eins von 22 Gebäuden auf der Ranch, aber dieses Wohnhaus war riesengroß, ich weiß gar nicht mehr, wie viele Zimmer, aber sechs Schlafzimmer waren es auf jeden Fall. Und das Allergeilste – habe ich dieses Wort schon einmal benutzt? – war das Spielzeugzimmer, 160 Quadratmeter groß und alles drin, was du dir denken kannst. Kuschelzeug und Konsolen und Barbie und Ken und Ken und Barbie. Rosa! Ja, das war die Farbe. Rosa, alles rosa. Oh mein Gott, ich liebe diese Farbe.

In den Schlafzimmern war alles vom Feinsten. Ich musste die Bananenschalen gar nicht zum Abfalleimer bringen, sondern durfte sie einfach hinters Bett werfen. Michael hat es mit seinen Sachen ja genauso gemacht. Manchmal lagen in dem Zimmer richtige kleine Abfallhaufen. Es hat mir gar nichts ausgemacht, dass es dann nicht so gut roch. Wir Schimpansen sind da nicht so empfindlich.

Ich sage es noch einmal, ich habe die Trennung mittlerweile gut überwunden. In meinem Affenheim lebe ich ein vergnügtes Florida-Rentner-Leben. Liege in der Hängematte, höre Musik, male mit Fingerfarben auf Leinwand. Stellen Sie sich vor, meine Bilder wurden neulich auf der Art Basel Miami ausgestellt, und der Verkauf hat ein paar tausend Dollar gebracht. Die Menschen kaufen ja alles, was mit Michael zu tun hat. Mich freut das, weil es mich mit ihm verbindet. Über seinen Tod 2009 hinaus. Wenn ich manchmal an ihn denke und traurig werde, weiß ich, was ich tun muss. Dann tanze ich den Moonwalk. Den hat er mir beigebracht.

Michael Jacksons Neverland Ranch soll verkauft werden. Für 100 Millionen Dollar.
Michael Jacksons Neverland Ranch soll verkauft werden. Für 100 Millionen Dollar.
© pa

Mithilfe affenartiger Notizen aufgeschrieben von Wolfgang Prosinger.

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