Linus Gechter ersetzt den erkrankten Marc Kempf: Ein 17-Jähriger muss es für Hertha BSC richten
Marc Kempf hat sich mit Corona infiziert und steht Hertha gegen Fürth nicht zur Verfügung. An seiner Stelle wird der 17 Jahre alte Linus Gechter auflaufen.
Als die Kameras schon nicht mehr liefen und Tayfun Korkut im Begriff war, das Podium zu verlassen, da blieb er noch einmal kurz stehen und hob – zur Verdeutlichung seiner Botschaft – den Zeigefinger. „Der Kleine packt das. Also der Gechter“, sagte Korkut, der Trainer von Hertha BSC. „Der ist richtig gut drauf.“
Streng genommen ist Linus Gechter auch gar nicht klein, sondern einfach nur unglaublich jung. Erst Ende dieses Monats wird er volljährig. Auf dem Fußballplatz aber wirkt er schon jetzt sehr erwachsen. So erwachsen, dass Korkut kein Problem damit hätte, ihn am Samstag, im wichtigen Auswärtsspiel bei der Spielvereinigung Greuther Fürth, von Anfang an aufzubieten. Im Grunde bleibt Herthas Trainer auch kaum etwas anderes übrig.
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Gerade mal eine Woche ist es her, dass sich Korkut über die vielen neuen Möglichkeiten und den verschärften Konkurrenzkampf in seinem Kader ausgelassen hat. Im Heimspiel gegen den VfL Bochum hat das dazu geführt, dass bisherige Stammkräfte wie Suat Serdar, Marco Richter und Marvin Plattenhardt sich urplötzlich auf der Ersatzbank oder der Tribüne wiederfanden.
Wiederum nur eine Woche später aber stellt sich die Situation beim Berliner Fußball-Bundesligisten schon wieder ganz anders dar. So groß war die personelle Not für Tayfun Korkut in seiner Zeit als Trainer bei Hertha noch nie, zumindest nicht in der Innenverteidigung.
Am Samstag in Fürth stehen ihm noch genau zwei Spezialisten für die beiden Positionen zentral in der Viererkette zur Verfügung: der 17 Jahre alte Gechter mit der gesammelten Erfahrung von fünf Bundesligaeinsätzen und Niklas Stark. Jordan Torunarigha ist bis zum Saisonende an KAA Gent verliehen, Kapitän Dedryck Boyata fehlt seit zwei Wochen wegen einer Muskelverletzung. Dazu fällt kurzfristig auch Marton Dardai aus, der Anfang der Woche im Training umgeknickt ist – und auch bei Marc Kempf hat Hertha BSC nun weitgehend Gewissheit, dass er in Fürth nicht spielen kann. Seine vermeintliche Erkältung, die ihn die ganze Woche zu einer Trainingspause gezwungen hat, hat sich dann doch als Infektion mit dem Coronavirus herausgestellt.
Kempf fehlte die ganze Woche im Training
Kempf hatte erst am vergangenen Freitag gegen Bochum ein vielversprechendes Pflichtspieldebüt für Hertha gefeiert. Tags darauf klagte er über Erkältungssymptome. Nachdem die obligatorischen Coronatests zunächst kein eindeutiges Ergebnis erbracht hatten, herrscht jetzt Klarheit: Kempf ist coronapositiv.
Theoretisch besteht bei ihm noch die Möglichkeit, dass er am Samstag, dem Spieltag, freigetestet wird. Aber selbst dann müsste er es noch rechtzeitig bis zum Anpfiff ins 450 Kilometer entfernte Fürth schaffen; und trainiert hätte er dann die ganze Woche trotzdem nicht. „Man muss sehen, ob es überhaupt Sinn macht“, sagte Korkut. „Heute geht’s ihm ein bisschen besser. Aber es ist nicht so, dass man sagen kann: Es sieht sehr gut aus.“
Bleiben Stark und Gechter – und dahinter erst einmal nichts. Oder besser: nur noch Notlösungen. Einen weiteren ausgebildeten Innenverteidiger gibt es in Herthas Kader nicht mehr. Von der Idee, Verstärkung aus der Jugend oder der U 23 hinzuzuziehen, hat Trainer Korkut in dieser Woche bewusst abgesehen. „Wir würden es intern lösen“, sagte Herthas Trainer über seinen Notfallplan, „aber natürlich hoffen wir, dass nichts mehr passiert.“
Es bleiben noch Tousart und Plattenhardt
Wenn doch, dann müsste fachfremdes Personal einspringen. Entweder der defensive Mittelfeldspieler Lucas Tousart, der in der Hinrunde bei der 0:6-Niederlage in Leipzig schon einmal in der Abwehr aufgelaufen ist. Oder Linksverteidiger Marvin Plattenhardt, der jüngst gegen die Bayern in der Schlussphase als linker Verteidiger einer Dreierkette ausgeholfen hat.
Aber an Linus Gechter, dem zweitjüngsten Spieler in Herthas Bundesligageschichte, kommen beide nicht vorbei. Trainer Korkut bringt dem Teenager nach eigener Aussage volles Vertrauen entgegen. Er habe „überhaupt kein Problem, ihn wieder reinzuschmeißen“. So wie er das schon gegen Borussia Dortmund kurz vor Weihnachten gemacht hat. Oder zuletzt gegen Bayern München, als er dem 17-Jährigen zu seinem Startelfdebüt in der Bundesliga verhalf.
Selbst die geballte Prominenz auf der Gegenseite mit Robert Lewandowski, Thomas Müller und Leroy Sané hat Linus Gechter nicht aus der Ruhe gebracht. Schlimmer kann es gegen Fürth eigentlich auch nicht kommen.