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Hey, wir wollen die Tonja sehen. Und genau das haben die Eisbären am Dienstag auch getan.
© Tierpark Berlin

Sensation im Berliner Tierpark: Zwei Eisbären geboren - erstmals nach 22 Jahren

Im Tierpark Friedrichsfelde wurden zwei Eisbären geboren. Ob sie überleben, ist noch nicht gewiss. Und das Publikum muss sich gedulden.

Bilder aus Überwachungskameras sind selten erfreulich. Umso schöner war der Anblick für die Pfleger im Eisbärenrevier des Tierparks, als sie am Donnerstag auf den Monitor schauten, der Eisbärin Tonja in der Wurfhöhle zeigt: Neben der sechsjährigen Tonja lagen zwei meerschweinchengroße Babys – der erste Eisbärennachwuchs im Tierpark seit 22 Jahren. Nun wird es richtig spannend.

Ein Fell für drei. Die beiden winzigen Eisbärenbabys neben ihrer Mutter Tonja sind noch blind und taub.
Ein Fell für drei. Die beiden winzigen Eisbärenbabys neben ihrer Mutter Tonja sind noch blind und taub.
© Tierpark Berlin

„Es gilt, die nächsten 14 Tage ganz fest die Daumen zu drücken“, lautet die von Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem ausgegebene Parole. Denn die Sterblichkeit junger Eisbären liege bei etwa 50 Prozent und sei in den ersten Tagen besonders hoch. Zudem sei Tonja als Erstgebärende noch unerfahren.

Der bisherige Eindruck stimmt die Tierpfleger allerdings froh: Tonja habe gute Mutterinstinkte und wärme ihre Jungen gut, die noch nackt, taub und blind sind. „Schon die Aufzucht eines Jungtieres wäre fantastisch“, sagt Knieriem. Im Tierpark seien bisher bei allen erfolgreichen Aufzuchten zwei Jungtiere geboren, aber nur eines aufgezogen worden. Das erste war 1986 Björn-Heinrich (der zweite Name stammt vom langjährigen Tierparkdirektor Heinrich Dathe), das bisher letzte 1994 Felix, der inzwischen als vierfacher Vater in Italien lebt.

Es ist sehr schwierig, artgerechte Bedingungen zu schaffen. Eisbären haben in der Natur nicht nur die größten Streifgebiete aller Landsäugetiere, sie müssen auch ständig aufmerksam sein, um erfolgreich zu jagen. Solche Bedingungen sind im Zoo nicht herzustellen [...].

schreibt NutzerIn biak

Wobei das mit Eisbärenvätern so eine Sache ist – und zwar eine völlig andere als mit den engagierten Elternzeitvätern von Berlin: Der vierjährige Wolodja, Erzeuger der beiden Frischlinge, ist aktuell im Außenbereich der Eisbärenanlage unterwegs, zumal er den Kleinen drinnen gefährlich werden könnte. Dagegen ist Aika, die Dritte im Gehege und mit knapp 36 Jahren recht betagt, ebenfalls im Innenbereich  – nach Auskunft des Tierparks, weil die junge Familie es so ruhiger hat als bei ständigem Ein- und Ausgehen.

Das Publikum bekommt im Tierpark also aktuell nur Wolodja zu sehen. Für einen Blick auf die Jungtiere werden sich die Besucher – sofern sie genug Daumen gedrückt haben – bis zum Frühjahr gedulden müssen. So ähnlich war der Zeitablauf auch bei Knut, dem berühmtesten seiner Art: Geboren wurde er Anfang Dezember 2006, also vor fast genau zehn Jahren. Die Öffentlichkeit bekam ihn dann Ende März 2007 zu sehen – gemeinsam mit seinem Pfleger Thomas Dörflein, der den von der Mutter verstoßenen Kleinen von Hand aufgezogen hatte. Knuts Weltruhm resultierte vor allem aus dieser anrührenden Paarung. Aktuell lebt im Zoo nur die Eisbärin Katjuscha. Dabei soll es vorerst auch bleiben. Perspektivisch ist nach Auskunft des Zoos aber der Bau einer neuen Anlage geplant.

Für die Pfleger ist nach Auskunft von Kurator Florian Sicks auch die reguläre Aufzucht von Eisbärjungen ein Glücksfall – weil sie zeige, dass sich die Mutter in ihrer Umgebung wohl und sicher fühle.

Stefan Jacobs

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