Tagesspiegel-Leser berichten: Zu schnell Rot: Fußgänger schaffen es kaum über Straße
Man hupt Fußgänger nicht aus dem Weg! Tagesspiegel-Leser berichten über die schlimmsten Kreuzungen in Berlin.
Auf Berlins Straßen geht es ruppig zu. Oft viel zu ruppig. Der renommierte niederländische Stadtplaner Martin Aarts, 66, der in Berlin-Prenzlauer Berg lebt, hat sich im Tagesspiegel über das hupende Autofahrer geärgert, die Fußgänger über die Straße scheuchen.
"Ich bin als Fußgänger häufig bei Grün auf die Straße gegangen, dann wurde sofort wieder Rot, und die Autofahrer fingen an zu hupen", erzählt Aaarts. "Ich glaube nicht, dass die mich umgefahren hätten, aber allein das Hupen hat mich schockiert."
Viele unserer Leserinnen und Leser untermauern die Aussage des Stadtplaners mit ihrer eigenen Erfahrung: Die Grünphasen für Fußgänger sind an vielen Kreuzungen – gerade auf Hauptstraßen – zu kurz. Selbst für sportliche Menschen sei es bisweilen unmöglich, rechtzeitig auf die gegenüberliegende Seite zu gelangen. Mittelinseln gibt es nicht immer, außerdem seien sie oft zu klein.
1,2 Meter pro Sekunde sollen Fußgänger im Durchschnitt beim Überqueren der Straße zurücklegen - so sehen es die Richtlinien für Lichtsignalanlagen vor. Übersetzt: 4,3 km/h.
Als Beispiel nennen Tagesspiegel-Leser etwa die Kreuzung Hardenbergstraße Ecke Joachimsthaler Straße am Bahnhof Zoo. Bei Grün schaffe man es als Fußgänger kaum auf die Mittelinsel, die wiederum nicht genug Platz biete für die vielen Menschen, die rund um den Zoologischen Garten unterwegs sind.
Wer einfach hupt, muss mit einem Bußgeld rechnen
Auch in Mitte zeige sich das Ampelmännchen an manchen Kreuzungen nur kurz. Die Kreuzung Stralauer Straße Ecke Klosterstraße sei eine der gefährlichsten Straßenquerungen für Fußgänger, zumal es trotz fünf Autospuren plus zwei Radspuren keine Mittelinsel gibt und man es als Fußgänger kaum schaffe, zwei der fünf Spuren bei grün zu überqueren. Auch die sechsspurige Leipziger Straße am Spittelmarkt sei eine der unangenehmsten Kreuzungen in Mitte.
Noch schwieriger wird es, wenn Fußgänger an einer Ampel mit nur kurzer Grünphase sowohl Autofahrspuren als auch Straßenbahnschienen zu überqueren haben, wie etwa auf der Trewskowallee Ecke Ehrlichstraße in Karlshorst. Die Mittelinsel zwischen Schienen und Straße sei so eng, dass man sich nach Aussage eines Lesers „aussuchen kann, ob man der Straßenbahn oder dem Fahrbahnverkehr ausweicht“.
An den Spandau-Newsletter des Tagesspiegel gibt es immer wieder Beschwerden zur Kreuzung vor dem Einkaufszentrum - da stranden selbst schnelle Läufer oft auf der umtosten, engen Mittelinsel.
Längere Grünphasen sind für das Bundesverkehrsministerium jedoch vorerst keine Option. Das geht aus dem Unfallverhütungsbericht Straßenverkehr 2016/17 hervor, den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) erst im Oktober vorgestellt hat. Älteren Menschen etwa wird geraten, „die physischen Voraussetzungen für sicheres Queren zu trainieren“ und „die Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit zu verbessern“.
Wer leichtfertig hupt, riskiert im Übrigen nicht nur, als unhöflich zu gelten. Im Zweifel wird ein Bußgeld in Höhe von fünf bis zehn Euro fällig. Die Straßenverkehrsordnung erlaubt Hupen innerhalb der Stadt nur dann, wenn die hupende Person eine reelle Gefährdung für einen Verkehrsteilnehmer sieht.
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Sarah Murrenhoff
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