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Pandabärin Meng-Meng sitzt in ihrem Gehege im Zoo.
© Paul Zinken/dpa
Update

Meng Meng ist trächtig: Zoo Berlin erwartet Panda-Nachwuchs in ein paar Wochen

Bei den Pandas in Berlin soll es bald Nachwuchs geben – Bären und Zoo hatten dafür Einiges auf sich genommen. Sind nun sogar Zwillinge auf dem Weg?

Fast vier Monate mussten die Berliner auf die Nachricht warten – wirklich schlau sind sie nach dem heutigen Mittwoch aber immer noch nicht. Ist Panda-Weibchen Meng Meng nun trächtig oder scheinträchtig?

In jedem Fall bereitet der Zoo sich auf eine mögliche Geburt vor, teilte er am Mittwoch auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz mit. „Bisher spricht viel dafür, als dürften wir uns schon bald auf schwarz-weißen Nachwuchs freuen“, erklärte Zoo-Direktor Andreas Knieriem am Mittwoch. Zuletzt hätten Untersuchungen und auch eine Verhaltensänderung der Bärin dafür gesprochen.

„Es gibt für uns klare Zeichen. Aber es gibt immer noch einen gewissen Konjunktiv dahinter“, so Knierim.

Bislang wurden bei Meng Meng regelmäßig Ultraschall- und Hormon-Untersuchungen durchgeführt. „Das Ergebnis der letzten Untersuchung am 14. August: Die Eierstöcke sind aktiviert, die Gebärmutter ist deutlich vergrößert, eine kleine Wölbung, bei welcher es sich um ein oder zwei Embryos handeln könnte, ist sichtbar. Auch wenn es bei Großen Pandas häufiger zu Scheinträchtigkeit kommt, gehen wir bisher zu etwa 85 Prozent davon aus, dass Meng Meng tatsächlich Nachwuchs erwartet“, erklärte Thomas Hildebrandt, Spezialist für Reproduktionsmanagement des Leibnitz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung. Das Institut hatte auch die Untersuchungen durchgeführt. 

„Sobald die Keimruhe endet und die eigentliche Entwicklung des Nachwuchses beginnt, zeigen sich werdende Panda-Mütter zeitweise träge und hören auf zu fressen“, sagte Thomas Hildebrandt.

Zuletzt hätte sich die Bärin mit Bambusrationen aber noch um 15 Kilogramm auf 96 Kilogramm Körpergewicht herauf gefuttert - auch das sei typisch vor einer anstehenden Geburt, denn Pandas bräuchten eine Menge Energie, um durch die kurze Phase der Trächtigkeit bis zur Geburt zu kommen, sagt Endokrinologin Jella Wauters.

Möglicherweise sogar Zwillinge auf dem Weg

„Soweit sieht das Hormonprofil vielversprechend aus. Wir rechnen in zwei bis drei Wochen, Ende August, Anfang September mit einen Ergebnis.“ Noch heute würden chinesische Experten aus Chengdu in Berlin erwartet, um den Geburtsprozess zu begleiten.

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) äußerte sich am Mittwoch zum erhofften Panda-Nachwuchs: „Die Berliner Tierfreunde drücken die Daumen, dass es am Ende zur ersten Geburt eines kleinen Pandas in Berlin kommt. Das wäre ein großartiger Erfolg für die Bemühungen aller fachkundigen Beteiligten im Berliner Zoo und ein wunderbares Geschenk zum 175-jährigen Jubiläum unseres Zoos. Ich bin sicher, dass viele Berlinerinnen und Berliner dem etwaigen Geburtstermin zum Monatswechsel mit großer Spannung entgegenfiebern.“

Ein Ultraschallfoto von Meng Meng.
Ein Ultraschallfoto von Meng Meng.
© Anne Armbrecht

Möglicherweise seien sogar Zwillinge auf dem Weg, sagte Thomas Hildebrandt. „Wir können davon ausgehen, dass zwei Eizellen zur Verfügung standen.“ Am Freitag werde es eine weitere Untersuchung geben, nach der man möglicherweise schon mehr sagen könnte.

Das hinge aber auch davon ab, ob Meng Meng die Untersuchung gut mit machte. Zuletzt hatte sich die Bärin oft unwillig gezeigt und nur eine Untersuchung von 40 Sekunden zugelassen.

Im Zoo-Shop gibt es schon reichlich Pandas.
Im Zoo-Shop gibt es schon reichlich Pandas.
© Anne Armbrecht

Für den Fall der Fälle hätte die Charité Berlin aber schon zwei Inkubatoren zur Verfügung gestellt, sagte Zoo-Direktor Andreas Knieriem. Auch Milchfläschchen stünden schon zur Verfügung.

„In der Regel haben sie die Milchmenge für ein Baby“, das andere werde in der freien Wildbahn verworfen. Um das zu verhindern, würden bei bisherigen Fällen - gesetzt dem Fall einer Zwillingsgeburt - beide Tiere regelmäßig ausgetauscht, um beide an Mutter und Mensch zu gewöhnen und durchzubringen. Nach drei Monaten wären die Bären dann soweit, auch der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.

Bis zuletzt hatte man die Nachricht im Zoo aber geheim gehalten. Nun könnte es nach der Paarung mit Männchen Jiao Qing im April schon in ein paar Tagen so weit sein: In der Regel bekommen Pandas ihren seltenen Nachwuchs - eingerechnet einer Keimpause - im August oder September. Zoo-Direktor Andreas Knieriem: „Bei uns kommt ein bisschen Eile auf, bei Meng Meng auch.“ In der freien Wildbahn sind die Bären mit weniger als 2000 Exemplaren als gefährdet eingestuft.

Einer von sieben Paarungsversuchen der beiden Pandas.
Einer von sieben Paarungsversuchen der beiden Pandas.
© 2019 Zoo Berlin

Bei der Paarung der beiden noch unerfahrenen Bären hatte der Zoo allerdings nachhelfen müssen. Männchen Jiao Qing hatte zunächst wenig Interesse gezeigt. Als es dann doch noch mit der Paarung klappte, wollte sie im Zoo auf Nummer sicher gehen. Unter Aufsicht und in Rücksprache mit eigens angereisten Experten aus China folgte eine künstliche Besamung.

Nachwuchs gelingt nur alle zwei bis drei Jahre 

Panda-Weibchen können nur einmal im Jahr in einem Zeitraum von bis zu 72 Stunden befruchtet werden. Nachwuchs gelingt deshalb in der Regel nur alle zwei bis drei Jahre. Bei der Geburt wiegen die ein bis drei völlig hilflosen Jungtiere nur um die 100 Gramm und haben kaum Fell. Ausgewachsen sind die Bambusbären dann zwischen 70 und 120 Kilogramm schwer. 

Meng Meng (6) und Jiao Qing (9) leben seit 2017 im Zoo Berlin und sind die einzigen Pandas in Deutschland. Die beiden Bären sind vom chinesischen Staat aber nur eine Leihgabe. Insgesamt dürfen sie 15 Jahre in Berlin bleiben - dafür zahlt der Zoo jährlich eine Million US-Dollar. Das Geld wird nach Zooangaben vollständig in China zur Unterstützung von Artenschutzprojekten verwendet. Große Pandas sind in Chinas Bergwäldern beheimatet, dort aber wegen der fortschreitenden Zerstörung ihres Lebensraums gefährdet. 

Um Meng Meng in der kritischen Zeit nach der Befruchtung optimal zu versorgen, hatte der Zoo sogar extra Bambussprossen aus China kommen lassen. Normalerweise bezieht der Zoo seinen Bambus von Feldern aus den Niederlanden und aus dem Botanischen Garten - die Sprossen lassen sich nach Zooangaben aber nicht hier anbauen. Pandas fressen zwischen zehn und 20 Kilogramm von dem nährstoffarmen Süßgras am Tag.

"Meng Meng ist sehr wählerisch"

Bereitstellen muss der Zoo aber noch Einiges mehr - denn nicht immer fressen die Bären die gleichen Sorten, von denen weltweit über 100 bekannt und im Zoo Berlin bis zu zwei Dutzend verfügbar sind. Zoo-Direktor Andreas Knieriem sagte dem Tagesspiegel vor kurzem: „Meng Meng ist sehr wählerisch. Was sie verschmäht, frisst Jiao Qing aber in den meisten Fällen.“ Die Qualität lässt sich der Zoo Einiges kosten: Laut Geschäftsbericht 2018 fielen im vergangenen Jahr ein Viertel der Gesamtfutterkosten nur auf die zwei Bären.

Mit diesem Elektro-Ejaculator sind Jiao Qing Samen entnommen worden.
Mit diesem Elektro-Ejaculator sind Jiao Qing Samen entnommen worden.
© 2019 Zoo Berlin

Würde es mit dem Berliner Bärennachwuchs klappen, dürfte der aber nicht dauerhaft bleiben. Er gehört qua Vertrag wie Meng Meng und Jiao Qing den Chinesen. Laut Andreas Knieriem würde er aber zwei bis vier Jahre in Berlin bleiben: „Auch im natürlichen Lebensraum gehen Jungtiere und Mütter irgendwann getrennte Wege – Pandas sind ja Einzelgänger. Das wäre auch der Zeitpunkt, an dem der Nachwuchs voraussichtlich nach China zieht.“

Bis dahin könnte der Zoo also vom Flausch profitieren - so, wie im Tierpark Eisbärmädchen Hertha seit dem Frühjahr die Besucher anlockt.

Die ersten Pandas hatte der Zoo Berlin schon 1980 von der Volksrepublik China erhalten. Bao Bao (Schätzchen) und Tian Tian (Himmelchen) waren damals noch Wildfänge. Bundeskanzler Helmut Schmidt hatte sich eigens für das Staatsgeschenk eingesetzt.

Übrigens kein Einzelfall: Mit der sogenannten „Panda-Diplomatie“ versuchte China seit den 1970er Jahren immer wieder mit schwarzweißen Bären-Gaben seine Beziehungen zu westlichen Staaten zu intensivieren. Den Anfang hatte US-Präsident Richard Nixon 1972 mit Mao Zedong gemacht.

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