zum Hauptinhalt
Eine Säule, in die Asche von NS-Opfern eingegossen worden sein soll, steht vor dem Reichstag.
© dpa
Update

„Wir haben Fehler gemacht“: Zentrum für Politische Schönheit entschuldigt sich für Mahnmal

In einer Stellungnahme räumt das Künstlerkollektiv Fehler ein. Das Kernstück der Säule soll nun verhüllt werden. Der Zapfenstreich für Samstag wurde abgesagt.

Das Künstlerkollektiv „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS) hat am Mittwoch eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie sich für ihre neuste provokative Aktion „Sucht nach uns“ entschuldigen. „Wir haben Fehler gemacht“. heißt es auf ihrer Homepage.

Die Gruppe hatte am Montag zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt ein improvisiertes Mahnmal errichtet, um auf den Umgang mit dem Nationalsozialismus aufmerksam zu machen. Das ZPS verbreitete, es befinde sich Asche von Naziopfern darin.

"Wir bedauern aufrichtig, dass wir den zentralen Wirkungsaspekt unserer Arbeit nicht im Vorfeld erkannt haben", äußert sich das Kollektiv. „Wir verneigen uns vor den Opfern des Holocaust und ihren Nachkommen“, heißt es in der Stellungnahme. Man wolle „bei Betroffenen, Angehörigen und Hinterbliebenen aufrichtig um Entschuldigung bitten“.

Wie geht es weiter?

Als Konsequenz will das ZPS nun das Kernstück der Säule im Regierungsviertel verhüllen, um dem „Eindruck der "Zuschaustellung" zu begegnen“. Auch der für Samstag geplante Protest gegen die AfD an der Säule werde abgesagt. „Die Vorstellung, dass sich dort Menschen, die sonst auf einer Seite stehen, in Kundgebungen gegenüberstehen könnten, ist für uns nicht vorstellbar.“

Zuvor hatte die Bundesregierung und auch der Zentralrat der Juden die Aktion kritisiert. Sollte sich tatsächliche Asche in der Säule befinden, störe das die Totenruhe und sei „pietätlos und geschichtsvergessen.“

[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Ein Grabstein wurde offenbar auch entwendet

Außerdem hatte die Künstlergruppe offenbar im Saarland den Grabstein eines Nationalsozialisten entwendet. Das legt einer ihrer Tweets von Dienstag nahe: „Franz von Papen ist in unserer Gewalt!“, heißt es darin, dazu ist das Foto eines Grabsteins zu sehen. Der Politiker von Papen war ab 1938 in der NSDAP und gilt als einer der Wegbereiter Adolf Hitlers und seiner Partei gegen Ende der Weimarer Republik.

Weiter heißt es in dem Tweet: „Unfassbar: Hitlers Ermächtiger, verantwortlich für Millionen Tote in Europa, wurde so bestraft: 4 Jahre Haft. Im Anschluss: Saus&Braus, dann Ehrengrab in Wallerfangen! So geht deutsche Erinnerungskultur. Dieser Zustand ist beendet“. (Tsp)

Zur Startseite