Folgen der Wohnungsnot in Berlin: Wohnungsmieten in Brandenburg steigen rasant
Seit letztem Jahr stiegen die Mieten im Berliner "Speckgürtel" um 17 Prozent. Weil Wohnungen fehlen, zieht es Mieter nach Brandenburg - und Berlins Bevölkerung schrumpft.
Wer aufs Land will, weil das Arbeiten in Corona-Zeiten im Homeoffice dort schöner ist, muss sich sputen. Die Mieten für freie Wohnungen sind nach einer Analyse der Online-Vermittler des Web-Portals "Immowelt" in Berlins "Speckgürtel" innerhalb von nur einem Jahr um 17 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden die Angebote von 76 Stadt- und Landkreisen in den ostdeutschen Bundesländern untersucht.
Den stärksten Anstieg in Brandenburg gab es im Landkreis Dahme-Spreewald (+17 Prozent) auf Quadratmeterpreise von elf Euro. Aber auch andernorts steigen die Preise kräftig und nähern sich vielerorts der Marke von 10 Euro pro Quadratmeter. Im Einzugsgebiet der Hauptstadt findet derzeit eine Preisrallye bei den Mieten statt“, sagt Cai-Nicolas Ziegler von Immowelt. „In ländlichen Regionen beobachten wir indes weiterhin niedrige Preise mit allenfalls moderaten Steigerungen.“
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Auslöser ist die Landflucht von Berlinern, die sich die hohen Mieten in der Hauptstadt nicht mehr leisten können oder wollen. Zumal diese trotz der Einführung des Mietendeckels weiter steigen. Angeboten werden Wohnungen bei Immowelt für durchschnittlich 12,20 Euro pro Quadratmeter, das sind vier Prozent mehr als im Vorjahr. Möglich ist das, weil neu gebaute Wohnungen ab dem Baujahr 2014 von dem neuen Mietenwohngesetz ausgenommen sind. Diese steigen daher noch stärker - und wer eine günstige ältere Mietwohnung nutzt, zieht eher nicht aus.
So viel mehr Miete zahlt man in den einzelnen Landkreisen
Der vom Portal gemeldete Trend deckt sich mit den Meldungen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg: Erstmals seit dem Jahr 2003 verliert Berlin mehr Menschen als es durch Zuzüge gewinnt: rund 7000 Menschen weniger leben in der Stadt als noch vor sechs Monaten. Das liegt vor allem daran, dass im ersten Halbjahr weniger Neuberliner aus dem Ausland Berlin als neue Heimatsort wählten. Hinzu kommt aber die seit Jahren anhaltende Stadtflucht von Berlinern. Im ersten Quartal verlor Berlin fast 3000 Menschen an Brandenburg und im Saldo (abzüglich Zuzüge von dort in die Stadt) immerhin noch 1808 Bewohner. Knapp 10.000 Menschen im Jahr büßt die Stadt ungefähr jährlich ein im Saldo mit Brandenburg. Viele der am stärksten von Zuzüglern profitierenden Umlandkreise - Märkisch-Oderland, Oberhavel, Potsdam-Mittelmark, Dahme-Spreewald, Teltow-Fläming - gehören auch zu den Kreisen mit den am stärksten steigenden Mieten.
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Untersucht hat das Portal angebotene Wohnungen mit einer Größe zwischen 40 und 120 Quadratmetern. Die Mieten im Umland betragen demnach acht Euro pro Quadratmeter in den Landkreisen Teltow-Fläming (plus zehn Prozent gegenüber 2019) und auch in Märkisch-Oderland, wo das Plus sieben Prozent betrug. Im Havelland beträgt der "Median" der Mieten 8,50 Euro (plus fünf Prozent). Ähnliche Steigerungsraten habe es in den Landkreisen Oberhavel gegeben auf 9,30 Euro (plus acht Prozent) und in Potsdam-Mittelmark auf 9,40 Euro (plus 6 Prozent).
Günstiger sind die Angebotsmieten südöstlich von Berlin im Landkreis Oder-Spree. Dort werden 7,70 Euro pro Quadratmeter verlangt, drei Prozent mehr als im Vorjahr. Doch das könnte sich bald ändern, denn dort entsteht die neue Fabrik des Elektroautoherstellers Tesla. Dort sollen einmal mehr als 10.000 Menschen arbeiten. Daher ist ein Zuzug zu erwarten, der sich auf die Mieten in der Region zwischen Berlin und Eisenhüttenstadt niederschlagen dürfte.
Überraschend ist ausgerechnet Berlins benachbarte Landeshauptstadt Potsdam vom Trend abgekoppelt: Dort gingen die Angebotsmieten sogar um neun Prozent zurück. Eine Erklärung dafür ist, dass in der Landeshauptstadt Brandenburgs viel gebaut wird und das zusätzliche Angebot die Mieten nach unten drückt - zumal Wohnen in Potsdam bei Mieten von zehn Euro pro Quadratmeter immer noch teuer ist.