„Deutschland rocks!“: Tesla feiert erstes Richtfest mit Elon Musk in Gigafabrik in Grünheide
Elon Musk besucht am Donnerstag die Baustelle seiner neuen Europafabrik. Er äußert sich zum Wasserproblem – und lädt die Nachbarn zur Eröffnungsparty ein.
Fast eine Stunde hat er gebraucht, als er sich am Morgen extra aus dem Berliner Wedding auf den Weg nach Grünheide machte, allein in der Hoffnung, unbedingt Elon Musk zu sehen, falls der hier auftaucht, vielleicht ein Autogramm zu ergattern. Der Y-Tesla, den er gerade bestellt hat, wird "nächstes aus Grünheide" kommen, erzählt Hans-Jürgen Michelsen, 71-Jahre, früher Polizist und Dozent an der Polizeischule, ein Tesla-Käppi auf den Kopf. Ja, er verehre Musk, "er hat Ideen und macht es einfach." Davon sei auch in Deutschland mehr nötig.
Es ist Donnerstagvormittag. Vor dem Eingang der Großbaustelle nahe der Autobahnabfahrt Freienbrink haben sich nur ein paar Schaulustige versammelt, Tesla-Fans wie Michelsen, und zwei Dutzend Journalisten, anders als am Vortag aber keine Kritiker des Projektes. Elon-Day in Brandenburg. Kommt er, kommt er nicht?
Und dann geht es plötzlich ganz schnell. Mit einer kleinen Kolonne aus drei leisen Elektro-Autos, natürlich von seiner eigenen Marke, fährt Elon Musk kurz vor 13 Uhr in Grünheide vor. Es ist der mit Spannung erwartete erste Besuch des Tesla-Chefs auf der Baustelle seiner neuen Gigafabrik. "Hey guys!", sagt er, als er auf die Medienvertreter zugeht. Und: "Deutschland rocks!" Mit einem Lachen.
Es folgt ein launig-ernster Auftritt, eine Mischung aus Teslas-Energiewende-Mission und einem schwärmerischen Lob, für die vierte Gigafabrik einen idealen Standort gefunden zu haben. "Spaß" solle es auch machen, in der Tesla-Fabrik zu arbeiten, sagt Musk in seinem Statement, in der improvisierten Pressekonferenz, für die er sich dann über zehn Minuten Zeit nimmt, deutlich mehr als zu erwarten war. "Das hier soll ein toller Arbeitsort werden." Dazu gehöre nicht zuletzt, dass die Beschäftigten künftig mit dem Zug aus Berlin direkt die Fabrik erreichen sollen.
Beim nächsten Besuch will Musk seinen Sohn mitbringen
"Grünheide" spricht er akzentfrei aus. Und er verspricht, das nächste Mal seinen Sohn mitzubringen. Musk lobt den Baufortschritt als "exzellent", was an der "super Arbeit" der deutschen Baufirmen und auch den vorgefertigten Teilen liege. Warum er so auf Tempo drücke? "Ich glaube an Geschwindigkeit", antwortet Musk. Es sei wichtig für das Klima und die Welt, dass der Übergang zu erneuerbarer Energie so schnell wie möglich gelinge, Teslas Mission. Noch immer fahre nur ein kleiner Teil der Fahrzeuge elektrisch, was auch mit Hilfe der Fabrik geändert werden soll, die im Hintergrund gerade hochgezogen wird.
Von hier aus will Musk Europa erobern. Er kündigt an, dass später in Grünheide auch Batterien, Zellen und andere Dinge gebaut werden sollen. Ab Sommer 2021 sollen die ersten Fahrzeuge vom Band rollen, nach dem Hochfahren rund 500.000 Elektroautos pro Jahr.
Musk: Gigafabrik ist kein großer Wasserverbraucher
Hat er eine Botschaft an die Bevölkerung? Da lädt Musk "die gesamte Nachbarschaft" der Region zu einer Eröffnungsparty ein - im nächsten Jahr. Die Party werde früh anfangen und bis in die Nacht dauern, mit einem Family-Event und einem Techno-Rave am Ende.
Schöne heile Tesla-Welt in Grünheide? Wo das Projekt nicht nur Befürworter hat. Wo es Befürchtungen gibt, dass die neue Gigafactory zu viel Wasser verbrauchen könnte. Eine Bürgerinitiative macht mobil. Naturschützer haben Bedenken. Die große Anhörung im laufenden Genehmigungsverfahren, für die die Kritiker sich rüsten, steht am 23. September an.
Als Musk nach dem Wasserproblem gefragt wird, antwortet er ernst: Es sei im Grunde keine "trockene Region", die Bäume rundherum würden nicht wachsen, wenn es nicht genügend Wasser gäbe, so der Konzernchef. Die Fabrik sei kein großer Wasserverbraucher, es werde so viel wie möglich Wasser wiederverwendet. Tesla sei offen für Ratschläge und Kritik.
Richtfest in der Lackiererei – und Musk in Zimmermannsjacke
Und dann drängen Begleiter zur Eile, rauscht die leise Tesla-Kolonne davon, und zwar rauf auf das Werkgelände. Allein, ohne Medien. Es ist vielleicht das eigentliche Ereignis des Tages. Hinten, in der künftigen Lackiererei, die nach knapp sechs Wochen Bauzeit im Rohbau steht, wird nämlich ein Richtkranz hochgezogen, Richtfest gefeiert, nach dem es weder einen ersten Spatenstich, noch eine Grundsteinlegung gab. Mit Richtspruch, wie es sich gehört.
Gut 150 Leute sind im Gebäude, alle auf Abstand, wie Augenzeugen schildern, Bauarbeiter, Vertreter von beteiligten Firmen, aus dem Tesla-Team, nein, keine Politik dabei. Man ist unter sich. Und ehe Elon Musk, der sein Jackett auszieht und gegen eine Zimmermannsjacke tauscht, eine Motivationsrede hält, sagt er er dieser Truppe, die in den vergangenen Monaten schaffte, was viele nicht für möglich hielten, auf Deutsch ein "Dankeschön" für die Super-Arbeit. Hans-Jürgen Michelsen ist da längst auf dem Rückweg in den Berliner Wedding. Glücklich und zufrieden an diesem Elon-Day, mit einem Autogramm.
Wirtschaftsminister zu Musk: „Kommen Sie bald wieder!“
Um Musks Besuchsprogramm in Deutschland hatte es großes Rätselraten gegeben. Zuerst hatte er in Tübingen wegen eines Corona-Impfstoff-Projektes Station gemacht, am späten Dienstagabend landete er dann auf dem Flughafen Schönefeld. Musk hatte sich am Mittwoch in Berlin mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) getroffen. Auch mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) kam er zusammen.
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Steinbach hofft nach dem Treffen mit Tesla-Chef Elon Musk auf ein baldiges Wiedersehen. Er bedankte sich bei Twitter dafür, dass der Firmenchef Grünheide als Ort für seine Elektroautofabrik ausgewählt und Vertrauen in die Landesregierung gesetzt habe.
„Unser Treffen war inspirierend und motivierend“, schrieb Steinbach im Original auf Englisch. „Immer willkommen in Brandenburg und kommen Sie bald wieder!“
Die Fabrik in Grünheide dürfte die derzeit schnellste Großbaustelle der Bundesrepublik sein. Der Startschuss für das Projekt war erst im November 2019 gegeben worden, seit Mitte Juli laufen Hochbauarbeiten. (mit dpa)