Olympia-Bewerbung Berlin: Das Ende des Ausspielens
Olympia ausrichten oder Turnhallen sanieren? „Beides!“, sagt Senatorin Scheeres und wirbt mit Berliner Profivereinen für die Olympischen Spiele in Berlin.
Sandra Scheeres kennt die Diskussion – und will sie so nicht akzeptieren. „Das eine schließt das andere nicht aus“, sagt die Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft. „Man kann nicht das eine gegen das andere ausspielen." Das eine, das sind Olympische Spiele in Berlin. Das andere, das sind Investitionen in die maroden Schulen und Sportstätten der Stadt. Seit Berlin angekündigt hat, sich um die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 bewerben zu wollen, sehen sich die Organisatoren der Kampagne immer wieder mit genau diesem Vorwurf konfrontiert: Wieso wirft Berlin das Geld für Olympia aus dem Fenster, anstatt es in seine Schulen zu stecken?
Dieser Vorstellung treten Scheeres und die Vertreter der prominentesten Berliner Sportvereine an diesem Montag entgegen. In der Bouché-Grundschule in Treptow berichtet die Initiative „Profivereine machen Schule“ gemeinsam mit Scheeres von ihrer Arbeit an Grundschulen. Und wirbt für Olympia.
Die Profiklubs unterstützen die Bewerbung
Von Anfang an haben sich die BR Volleys, Alba Berlin, die Handballer der Füchse, Hertha BSC, der 1. FC Union und die Eisbären für die Bewerbung Berlins ausgesprochen. „Wir sehen Olympia als Konjunkturprogramm für den Sport“, sagt Volleys-Manager Kaweh Niroomand. „Wenn ich Olympia in Berlin durchführe, kann ich Geld in die Stadt holen, um in Schulen, Vereine und Nachwuchsarbeit zu investieren. Es geht nicht um die Alternative, ob ich in Schulen investiere oder in Olympia.“ Laut Niroomand wollen die Profiklubs ihrer Unterstützung einen „richtigen Inhalt“ geben und es nicht „bei Klatschpappen“ bewenden lassen.
An 27 Grundschulen sind die sechs Berliner Profivereine seit zweieinhalb Jahren aktiv. Trainer der Vereine unterstützen die Sportlehrer – im Unterricht, in Arbeitsgemeinschaften oder bei Schulfesten. Albas Vizepräsident Henning Harnisch, der sich das Programm ausgedacht hat, würde die Initiative gern weiter wachsen sehen. „Die Trainer werden an den Schulen gefeiert“, berichtet der ehemalige Basketball-Nationalspieler. „ Das sind Autoritäten an den Schulen geworden.“ Partnerverein der Bouché-Grundschule ist der 1. FC Union, der ehemalige Fußballprofi und heutige Jugendtrainer Goran Markov hilft 20 Stunden pro Woche im Sportunterricht.
Scheeres spricht von einem „ zusätzlichen Investitionsprogramm“
Bislang fördert das Land das Projekt mit 400 000 Euro pro Jahr. Scheeres möchte die Zusammenarbeit fortsetzen – auch wegen Berlins olympischer Ambitionen. Integration, Fairplay, anständiges Gewinnen und ehrenhaftes Verlieren: „Olympische Werte spielen auch im Unterricht eine Rolle“, sagt Scheeres. „Ich bin der Überzeugung, dass Olympia das Interesse an Sport steigern würde.“
Auch was die Sportstätten angeht, sollen die Schulen von der Olympiabewerbung profitieren. Scheeres spricht von einem „ zusätzlichen Investitionsprogramm“, es gehe um 60 Hallen im gesamten Stadtgebiet. Jeder Bezirk soll drei bis fünf Hallen benennen, die in das Programm aufgenommen werden sollen. Die Bouché-Grundschule muss sich nicht mehr gedulden: Das Dach ihrer Sporthalle soll noch in diesem Jahr saniert werden, ganz ohne Olympia.
Lars Spannagel