Kompromiss im Tonnenstreit: Die Berliner bekommen eine neue Mülltonne
Der Streit zwischen Alba und der BSR ist so gut wie beigelegt. Damit gibt es vermutlich vom nächsten Jahr an eine einheitliche Tonne für Verpackungsabfälle und Kunststoffe.
Auf diesen Stoff sind viele ganz besonders scharf. Vor allem in der größten deutschen Stadt, wo fast dreieinhalb Millionen Menschen eine Menge Dreck machen. Es geht um Müll. Die Familie Schweitzer, Gründer und Eigentümer der Entsorgungsfirma Alba, ist reich geworden mit dem Sammeln, Sortieren und Wiederverwerten von Abfall. Und ein bisschen übermütig. Vor knapp zwei Jahren reizten die Schweitzers die landeseigene Berliner Stadtreinigung BSR (und damit den Senat), indem sie eine „Berliner Wertstofftonne“ für rund 300 000 Hausbesitzer ankündigte. Anders als gelber Sack oder gelbe Tonne sollte der neue Wertstoffbehälter auch Metalle, Holz und kleinere Elektrogeräte aufnehmen. Dadurch würde sich der Restmüll (graue Tonne) reduzieren und jeder Hausbesitzer könnte 127 Euro im Jahr sparen, rechnete Alba-Chef Eric Schweitzer damals die Effekte seiner Tonne schön; Preisauswirkungen für die Verbraucher sind überhaupt noch nicht erkennbar.
Die BSR war damals sauer über das Vorgehen von Alba, und der Senat verbot der Firma die Aufstellung der zusätzlichen Tonnen. Man traf sich vor Gericht und verständigte sich schließlich auf das Ziel einer einvernehmlichen Lösung. Das scheint nun gelungen. Am heutigen Donnerstag bemühen sich in der Senatsverwaltung für Umwelt alle möglichen Beteiligten um einen Kompromiss. Vor drei Wochen gab es bei einem ersten Gespräch eine erste Annäherung, woraufhin der „Europäische Wirtschaftsdienst“, ein Fachorgan der Recyclingwirtschaft, bereits die „Hauptstadt auf dem Weg zu einer einheitlichen Klimatonne“ sah.
Die BSR und Alba teilen sich den Berliner Markt. Die Stadtreinigung ist für alle möglichen Müllsorten, Alba für den Verpackungsabfall zuständig, der in den gelben Behältern landet. In der sogenannten Gelben Tonne plus sammelte Alba probeweise auch andere Wertstoffe, die BSR stellte zu dem Zweck orangefarbene Behälter auf. Das könnte dazu führen, dass im Hof oder vor dem Haus künftig neben einer gelben auch noch eine orange Tonne stünde – lästig für die Verbraucher und ineffizient für die Entsorger. Also sollte eine einheitliche Tonne her.
Dabei geht es um durchschnittlich 28 Kilo Verpackungsabfall pro Einwohner und Jahr, der bislang in den gelben Behältern landet, und um weitere knapp sieben Kilo „stoffgleicher Nichtverpackungen“ aus Kunststoff und Metall. Alles in allem soll die BSR rund 15 Prozent der mehr als 80 000 Tonnen Wertstoffe in Berlin sammeln und verwerten; der überwiegende Teil landet bei Alba beziehungsweise deren Tochter Interseroh und den übrigen Unternehmen des dualen Systems. Eine komplizierte Geschichte, die aber jetzt zu lösen ist, weil in diesem Jahr wieder eine Ausschreibung für den Verpackungsabfall ansteht, also grundsätzlich entschieden wird, wer sich bis 2015 um die Verpackungen mit dem grünen Punkt kümmert.
„Geregelt werden muss noch, wo genau die BSR ihren Anteil (...) in den Sammelgebieten abholt“, schreibt der „Europäische Wirtschaftsdienst“ über den letzten Stand der Gespräch zwischen Senat und Entsorgungsfirmen. An diesem Donnerstag sei vor allem auch die „Schlüsselproblematik“ zu lösen: Wer bekommt welchen Hausschlüssel, um die Tonne aus dem Hof zu holen. Dagegen habe man sich geeinigt, was vom kommenden Jahr an nicht in die neue Tonne geworfen werden soll: Holz, Textilien und Kleingeräte. Um den Abfall besser sortieren zu können, soll neben den Verpackungen aus Kunststoff nur „stoffgleicher“ Abfall in den neuen Tonnen landen.