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Seit April 2019 ist die Biotonne Pflicht in Berlin.
© Doris Spiekermann-Klaas

BSR verbucht Boom: Immer mehr Berliner nutzen die Biotonne

Seit April muss fast jeder Berliner Hauseigentümer eine Biotonne für sich und seine Mieter aufstellen. Die Stadtreinigung zieht eine Zwischenbilanz.

Offenbar trennen und entsorgen immer mehr Berliner Privathaushalte ihren Biomüll, anstatt ihn mit dem Restmüll zu entsorgen. Das geht aus einer Statistik der Berliner Stadtreinigung (BSR) hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Demnach sammelte das landeseigene Entsorgungsunternehmen in den ersten sieben Monaten des Jahres deutlich mehr „biogene Abfälle“ als im Vergleichszeitraum des Vorjahres ein.

Das Volumen dieser Abfallgruppe stieg um knapp 32 Prozent auf 75.000 Tonnen. In dieser Kategorie sind Laub und Kleinholz enthalten, allerdings nicht die im Januar am Straßenrand gesammelten Weihnachtsbäume, aber eben die klassischen Abfälle aus der „Biogut“-Tonne, wie die BSR sie nennt. Hier stieg das Volumen in den ersten sieben Monaten um gut 28 Prozent auf 56.000 Tonnen. Das entspricht etwa 26 Kilogramm pro Person und Jahr. Im selben Zeitraum nahm das Volumen der Restabfälle – der mit Abstand größten Abfallgruppe – geringfügig um 2,3 Prozent auf 467.000 Tonnen ab.

Grund für diese ungewöhnlich großen Bewegungen in der BSR-Statistik ist mutmaßlich der Beschluss des Senats aus dem Mai 2018. Die Landesregierung hatte mit Wirkung zum 1. April 2019 alle Hauseigentümer verpflichtet, eine Biogut-Tonne auf eigene Kosten auf dem Grundstück aufzustellen und den Mietern, sofern es welche gibt, zur Verfügung zu stellen. Die kleinste Version mit 120 Litern Volumen und Leerung im Zweiwochentakt kostet zwölf Euro im Quartal. Der Senat setzte mit dem Beschluss eine Vorgabe des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) des Bundes um (siehe § 11 Abs. 1).

"Bioabfallsammlung wirkt!"

Für Mieter in den innenstadtnahen Bezirken hat sich wenig geändert. Sie hatten zum ganz überwiegenden Teil schon vor der Pflicht Zugang zu einer Biotonne. In den Stadtteilen außerhalb des S-Bahn-Rings hingegen verfügte bisher weniger als jeder dritte Haushalt über eine solche Tonne.

„Die neuen Zahlen zeigen: Bioabfallsammlung wirkt! 20 Jahre wurde in Berlin die getrennte Biosammlung diskutiert, wir haben sie endlich umgesetzt“, sagte Ramona Pop (Grüne), die Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe. „Jetzt bringen wir mit der BSR das Thema endlich voran. Die Biosammlung ist ökologisch sinnvoll, denn sie spart CO2 und mit dem daraus gewonnenen Biogas fahren die BSR-Fahrzeuge klimafreundlich.“

Unter gewissen Bedingungen können sich Hauseigentümer von der Biotonnen-Pflicht befreien lassen, Küchenabfälle im eigenen Garten kompostieren – und dort auch nutzen. Ein gutes Argument kann hier die Grundstücksgröße sein. Bei weniger als 25 Quadratmetern Gartenfläche je Bewohner kann laut BSR aber nicht davon ausgegangen werden, dass der Kompost sachgemäß genutzt wird. Dann wird die Ausnahmegenehmigung in der Regel nicht erteilt.

Eine BSR-Sprecherin erklärte auch, dass in der Küche ja oft auch Abfälle anfallen würden, die man nicht im heimischen Garten kompostieren könne oder wolle, da sie sich nur langsam zersetzen (Zitrusfrüchte zum Beispiel) oder Ungeziefer und Ratten anziehen (Fleischreste).

Für die Biotonne sind alle Essensreste, auch Gekochtes eingewickelt in Zeitungspapier, alte Lebensmittel ohne Verpackung, Obst- und Gemüsereste, Schalen, auch von Zitrusfrüchten, Kaffeesatz, beziehungsweise -filter, Tee, Teebeutel, Eierschalen, Küchenpapier, Grün-, Strauchschnitt, Laub und Blumen geeignet. Kunststoffe, Verpackungen, Folien, Tüten haben darin nichts zu suchen – übrigens auch nicht die angeblich kompostierbaren Biomüllbeutel.

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