Doppelte Bescherung: Wie es ist, an Weihnachten Geburtstag zu haben
Zwei Festtage auf einen Streich: Wer am 24. Dezember geboren wurde, darf an Heiligabend zweimal bescheren - und nicht nur das. Ein "Christkind" berichtet.
Als Kind kam mir an meinem Geburtstag eigentlich nicht ungerecht behandelt vor, ungewöhnlich schon. Meine Eltern achteten penibel darauf, dass ich am Vormittag meine Geburtstagsgeschenke bekam und am Nachmittag oder am frühen Abend zusammen mit meinem Bruder unterm Tannenbaum mit den Weihnachtsgeschenken beschert wurde.
Es kam auch mal vor, dass ein Geschenk in zwei Teilen geschenkt wurde: Eine Hälfte einer Bücherbox vormittags, die andere abends, was ich zunächst nicht so toll fand. Gefreut habe ich mich dann aber doch sehr, weil es wirklich tolle Bücher waren. Das Wichtigste war jedoch, dass ich an dem Tag immer die meisten Geschenke bekam.
Ein wenig unfair fand ich eigentlich nur, dass ich immer ein ganzes Jahr auf Geschenke warten musste, während meine Freundinnen und Freunde auch zu anderen Jahreszeiten etwas geschenkt bekamen.
Leider haben meine Eltern für mich nie einen Kindergeburtstag veranstaltet – die erste Feier mit Gleichaltrigen war mein 15. Geburtstag. Das bedeutete auch, dass ich selbst nicht sehr oft zu Geburtstagen eingeladen wurde. Damals achtete man sehr auf Gegeneinladungen, was in meinem Fall nicht so günstig war. Also, liebe Eltern von Christkindern, bereitet euren Kindern einen schönen Tag mit anderen Kindern, am besten zu einer Zeit fernab vom Weihnachtsrummel!
Geburtstagswunsch: Würstchen mit Kartoffelsalat
In späteren Jahren habe ich manchmal in meinen Geburtstag reingefeiert, mal habe ich den Tag mit einem üppigen Frühstück gewürdigt. Die Gäste, die kamen, konnten aber meistens nicht lange bleiben, da sie mit ihren Familien an dem Tag ja auch schon was vorhatten. In den Jahren, in denen die Kinder meiner Freunde klein waren, habe ich am 24. Dezember oft eine Rundreise gemacht und mir meine Geburtstagsgeschenke danach im Tausch gegen Weihnachtsgeschenke abgeholt.
Heute finde ich es sogar sehr praktisch, am 24. Dezember Geburtstag zu haben, denn ich habe immer die Möglichkeit, einfach nicht zu feiern, wenn mir danach ist, ohne dafür besondere Gründe erfinden zu müssen.
Noch eine Anekdote: Ich durfte mir von Anfang an wünschen, was es Heiligabend zum Essen geben sollte und das war Kartoffelsalat mit Würstchen. Meine Mutter machte einen fantastischen Kartoffelsalat und Würstchen liebte ich sehr.
Erst sehr viel später, ich wohnte schon längst nicht mehr zu Hause, erfuhr ich, dass es sich um ein traditionelles Heiligabendessen handelt. Was für eine Enttäuschung! Da dachte ich, es gäbe etwas ganz Außergewöhnliches bei uns zu Weihnachten, dabei steht das bei zehntausenden Familien an diesem Tag auch auf dem Tisch. Seither gab es die Kombination nur noch selten, künftig vermutlich gar nicht mehr, denn es wird das erste Weihnachten ohne die Kartoffelsalatproduzentin und die Person sein, die mir diesen besonderen Geburtstag beschert hat.
Martina Weigel ist Redaktionsassistentin im Berlin-Ressort des Tagesspiegels.
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Martina Weigel
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