Dauerbaustelle ab 2023: Wie die Pläne für den Umbau am Autobahndreieck Funkturm aussehen
Am Donnerstag stellte die staatliche Planungsgesellschaft Deges ihre Pläne für den Umbau des Autobahnkreuzes vor - und erntete Kritik von den Anwohnern.
Mit etwa 230.000 Fahrzeugen pro Tag, darunter 12.000 Lkw, ist das Autobahndreieck Funkturm das deutschlandweit am stärksten belastete Autobahnkreuz. Bei seiner Entstehung in den 1960er Jahren war es nur für täglich 20.000 Fahrzeuge gedacht. Inzwischen sind die Fahrbahnen und Brücken so marode, dass ab 2023 ein kompletter Neubau geplant ist, der mindestens sieben Jahre lang dauern dürfte. Besonders für Auto-Pendler aus dem Umland wird das Autobahndreieck währenddessen noch mehr zum Flaschenhals auf dem Weg nach Berlin.
Nun hat die staatliche Planungsgesellschaft Deges ihre "Vorzugsvariante" für den Umbau erstmals öffentlich vorgestellt – und musste bei der Veranstaltung am Donnerstagabend in der Urania viel Kritik einstecken. Die Avus (A 115) soll künftig über den bisherigen Rasthof zur Stadtautobahn A 100 verlaufen, um die Verkehrsführung "übersichtlicher" zu machen. Dafür wird der Lkw-Parkplatz an die Autobahn-Anschlussstelle Parforceheide nahe Potsdam verlagert. Durch eine Zufahrt in Höhe der Jafféstraße und des Messedamms will die Deges das Messegelände am Funkturm direkt mit der Avus verbinden.
Autobahndreieck soll insgesamt schrumpfen
Für diese Anschlusssstelle sind ein Tunnel und eine Brücke über die Bahngleise vorgesehen. Auch verlängerte Fahrspuren zum Ein- und Ausfädeln sowie neue und teils höhere Lärmschutzwände gehören zum Konzept. Insgesamt schrumpfe das Autobahndreieck, sodass frei werdende Flächen anderweitig genutzt werden könnten, sagten Deges-Manager. Von einer Deckelung der A 100, wie sie viele Landes- und Bezirkspolitiker fordern, war allerdings nicht die Rede.
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Anwohner reagierten skeptisch. Vertreter des Siedlervereins Eichkamp, der vor wenigen Tagen gegen eine eventuelle neue Brücke am Messegelände demonstriert hatte, zeigten sich zwar erleichtert über den stattdessen geplanten Tunnel zur Avus, befürchteten aber eine Zunahme des Verkehrs auf der ohnehin schon stark befahrenen Jafféstraße.
Weitere Bürger kritisierten, durch den Wegfall der bisherigen Anschlussstelle Messedamm würden mehr Fahrer auf die Anschlussstelle Kaiserdamm ausweichen. Entgegen ihres Namens liegt diese nicht direkt am Kaiserdamm, sondern an der Knobelsdorffbrücke, und führt durch ein Wohngebiet.
Kleingärten sollen weichen - Betroffene entsetzt
Die Avus-Tribüne und das Avus-Hotel stehen unter Denkmalschutz und bleiben erhalten. Dagegen müssen einige Kleingärten einer Behelfsautobahn weichen, die während der Bauzeit an der Halenseestraße und dem Westkreuzes entlang führen soll. Betroffene Pächter der Parzellen auf dem Gelände der "Eisenbahn-Landwirtschaft" zeigten sich entsetzt. Der Berliner Deges-Niederlassungsleiter Andreas Irngartinger erwiderte, man sei zum "Interessensausgleich" gezwungen. In dieser Abwägung erscheine die Aufrechterhaltung des Verkehrs mit hunderttausenden Fahrzeugen pro Tag wichtiger.
Auch mangelnde Transparenz wurde den Planern vorgeworfen. Charlottenburg-Wilmersdorfer Bezirkspolitiker und der Siedlerverein Eichkamp haben in den vorigen zwei Jahren wiederholt ihre mangelnde Beteiligung beklagt. Jetzt verspricht die Deges dagegen eine "enge Einbeziehung".
Die Veranstaltung wurde per Livestream ins Internet übertragen. Im zweiten Halbjahr 2020 soll eine Themenwerkstatt folgen. Online stellt die Planungsgesellschaft ihr Projekt unter deges.de/ad-funkturm vor. Dort gibt es auch ein Kontaktformular. Zusätzlich wurde ein Bürgertelefon eingerichtet (0800 5895 2479, Mo. bis So. zwischen 8 und 20 Uhr).