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Mittelständisch geprägt. Händler in der Reichsstraße glauben, sich gegebenenfalls auch gegen ein Center im ICC behaupten zu können.
© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Widerstand gegen Shoppingcenter im ICC

Die Zukunft des Internationalen Congress Centrums ist weiter ungewiss. Jetzt gibt es Interessenten, die es als Einkaufszentrum nutzen möchten. Doch im Bezirk fürchtet man Konkurrenz für die anderen Einkaufsmeilen.

Für ein Einkaufszentrum im Internationalen Congress-Centrum (ICC) stehen Investoren schon bereit: Sowohl der Marktführer unter den europäischen Centerbetreibern, ECE aus Hamburg, als auch die Nummer zwei in Deutschland, mfi aus Essen, haben ihr Interesse bekundet. Doch der Bezirk und die Industrie- und Handelskammer (IHK) sind nicht begeistert.

Im April schließt das 35 Jahre alte Kongresszentrum in Charlottenburg, die geplante Sanierung dürfte mindestens bis 2020 dauern. Shopping, ein Hotel, Gastronomie und Kongressräume für die Messe Berlin gelten als mögliche künftige Nutzungen. Am 8. April will Staatssekretär Henner Bunde von der federführenden Wirtschaftsverwaltung das Konzept dem Bezirksamt vorstellen.

Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) wünscht sich einen „möglichst geringen Anteil von Shopping“. Das „berlinweite Überangebot“ an Centern könne zu einer „Verdrängungssituation“ führen, er sehe dies mit „großer Skepsis und Besorgnis“. Am stärksten leiden würde die Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße, glaubt Naumann. „Wir haben uns nicht 15 Jahre lang für deren Revitalisierung engagiert, um uns das kaputtmachen zu lassen.“ Als weitere Betroffene sieht der Bürgermeister die Kantstraße und den Kaiserdamm, gefolgt von der Reichsstraße in Westend.

Für das ICC sollte eine „vielseitige Nutzung angestrebt werden“, findet die IHK-Branchenkoordinatorin für den Handel, Meike Al-Habash. Großflächiger Einzelhandel „wäre für die umliegenden Händler sehr schädlich“.

Anders sieht es Berlins Handelsverbandschef Nils Busch-Petersen. In der Reichsstraße etwa seien die Kunden treu. Ladenbetreiber würden „ihre Nahversorgungsstandorte nicht aufgeben und sich ins Getümmel stürzen“. Busch-Petersen erwartet auch kaum Probleme in der Wilmersdorfer Straße: „Wenn sie gefährdet wäre – warum bewirbt sich dann mfi für das ICC?“, fragt er. Die Firma betreibe in der Fußgängerzone ja schon die Wilmersdorfer Arcaden und werde sich nicht selbst schaden wollen.

Neues Center führt zur Abwanderung von Kunden

„Wir wären nicht der große Verlierer“, glaubt der Apotheker und Vorsitzende der AG Wilmersdorfer Straße, Thomas Bong. Trotz ihrer Größe handele es sich um eine „Kiezstraße“ für Charlottenburger Kunden, die „nicht extra in die S-Bahn steigen wollen“, um zum ICC zu fahren.

Sorgen macht sich Frank Döring, Juniorchef von „Eisen Döring“ am Kaiserdamm. Ein neues Center führe sicher zur „Abwanderung“ von Kunden. In seinem Familienbetrieb mache sich schon der große neue „Bauhaus“-Baumarkt in Halensee negativ bemerkbar. Dagegen werde die neue BMW-Niederlassung die Straße beleben.

Stark von Mittelständlern geprägt ist die Reichsstraße. Eine Optikermeisterin und eine Verkäuferin im Sawade-Schokoladengeschäft zeigten sich überzeugt davon, dass die Kundschaft den „eigenen Charakter“ der Straße schätze.

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