Berlin: Wer folgt auf Böhning als Chef der Staatskanzlei?
Björn Böhning wechselt ins Bundesarbeitsministerium. Für die Nachfolge als Chef der Berliner Senatskanzlei kursieren mehrere Namen. Einer hat schon abgesagt.
Bevor er im März 2017 Flughafenchef wurde, war Engelbert Lütke Daldrup Staatssekretär für Strategien und Flughafenpolitik im Roten Rathaus. Als er am Mittwoch nach seinem Auftritt im Hauptausschuss die Treppen hinunter ging, rief ihm ein Sozialdemokrat feixend hinterher: „Na, Engelbert, möchtest Du wieder zurückkommen?“ Lütke Daldrup drehte sich um und lachte: „Vielleicht sollte ich mir das nochmal überlegen.“
Seine Worte waren natürlich nicht ernst gemeint. Aber die Suche nach einem Nachfolger für den Chef der Senatskanzlei, Björn Böhning, ist Thema in der Koalition und im Roten Rathaus. Böhning wechselt wie berichtet nächste Woche ins Bundesarbeitsministerium und wird dort Staatssekretär für Digitalisierung der Arbeitswelt. Das hat viele in der Senatskanzlei überrascht. Von seinem Wechsel erfuhren engste Genossen erst kurz vor vergangenem Wochenende. Drei Namen für seine Nachfolge werden genannt: die Staatssekretäre Christian Gaebler, Steffen Krach und Berater Kajo Wasserhövel. Die Entscheidung liegt beim Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD). „Zeitnah“ will er Böhnings Nachfolger präsentieren, möglichst noch vor den Osterferien. Denn Müller reist als Bundesratspräsident vom 8. bis 11. April nach Jordanien.
Ein Verwalter für das Rote Rathaus
Was von Böhnings Nachfolger erwartet wird, ist nicht nur analytischer Sachverstand, sondern auch das Fingerspitzengefühl, hinter jedem Satz, hinter jeder Zeile auch den politischen Gehalt zu erkennen. Der künftige Chef der Senatskanzlei muss auch ein Händchen dafür haben, die Befindlichkeiten in einer rot-rot-grünen Koalition zu erkennen – und möglichst die Wogen noch vor einem Koalitionszoff zu glätten. Und er muss die große Verwaltung im Roten Rathaus dirigieren können.
Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, kennt das Rote Rathaus. Es ist sein Dienstsitz. Der 38-jährige SPD-Politiker vertrat Böhning regelmäßig, wenn sein Parteifreund und auch im privaten Leben guter Freund Björn Böhning im Urlaub war wie erst vergangene Woche, als Böhning Skiurlaub machte. Björn Böhning wird sich kommenden Mittwoch vom Roten Rathaus verabschieden – und Steffen Krach übernimmt geübt die Vertretung. Das sei „ganz normal, als wäre Björn Böhning im Urlaub“, hört man im Roten Rathaus.
Krach ist ein fachlich fundierter, eloquenter Staatssekretär, der in Wissenschaftskreisen hoch angesehen ist. Er hat wie Böhning ein smartes Auftreten und ein gewinnendes Wesen. Allerdings fehlt ihm noch die Routine in einer Verwaltung. Und Krach ist kein Parteisoldat.
Ein treuer politischer Begleiter Müllers
Christian Gaebler, 53-jähriger SPD-Politiker, ist seit Mitte der neunziger Jahre ein treuer politischer Begleiter von Michael Müller. Er stand als Parlamentarischer Geschäftsführer dem Fraktionschef Müller unter Rot-Rot zur Seite, als Verkehrs-Staatssekretär dem Stadtentwicklungssenator Müller. 2014 war Gaebler bereits als Chef der Senatskanzlei im Gespräch. Für die Vorbereitung des Wahlkampfs 2016 leitete er die parteiinterne Kommission. Als die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Böhning im Zusammenhang mit der Kooperation zwischen der Senatskanzlei und der Unternehmensberatung McKinsey aufnahm, war Gaebler ebenfalls wieder als Nachfolger für Böhning im Gespräch.
Gaebler wurde kürzlich wieder als Kreisvorsitzender in Charlottenburg-Wilmersdorf bestätigt. Als Staatssekretär für Sport habe er ein „Herzensanliegen“ gefunden, sagen Parteifreunde über den sportbegeisterten Gaebler. Ob er allerdings das ausreichende Fingerspitzengefühl in Sachen eines rot-rot-grünen Regierens auf Augenhöhe mitbringt, bezweifeln einige.
Wenn man ihn allerdings fragen würde, ob er Chef der Senatskanzlei werden wolle, würde der SPD-Mann nicht Nein sagen. Gaebler gehört zur engsten Auswahl der Kandidaten. Denn ein Chef der Senatskanzlei muss auch die Vorbereitungsrunden der Staatssekretäre für die Senatssitzungen im Griff haben, die richtigen Themen erkennen und sich gegebenenfalls auch gegen andere Parteikollegen durchsetzen. Das kann Gaebler.
Ein regelmäßiger Berater Müllers
Auch Kajo Wasserhövel wurde als ernstzunehmender Kandidat genannt. Der 55-jährige SPD-Mann berät und beriet Müller regelmäßig. Wasserhövel hat für die SPD die vier Bundestagswahlkämpfe 1998 bis 2009 organisiert, er war Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium und leitete die Planungsgruppe der SPD-Bundestagsfraktion. Der Wahlkampfstratege half sehr diskret mit, Müller für die Wahl 2016 ein klares Profil zu geben. Und er half hinter den Kulissen mit, beim SPD-Mitgliederentscheid über die Wowereit-Nachfolge Müller ins Amt zu bringen. Wasserhövel hatte sich zwar 2009 aus der aktiven Politik zurückgezogen und eine Agentur für Strategieberatung gegründet. Dennoch wurde sein Name genannt. Am Dienstagabend erteilte er den Spekulationen aber eine Absage. "Bin gerne Chef meiner eigenen Firma und bleibe das auch", twitterte er.
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