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Manche Eltern müssen monatelang auf das Elterngeld warten.
© dpa/picture alliance

Berliner Bezirksämter: Wenn Eltern monatelang aufs Elterngeld warten

Bis zur ersten Auszahlung müssen Berliner Eltern sich eine halbe Ewigkeit gedulden. Was erschwerend hinzukommt: Die Betroffenen werden auch noch verhöhnt. Ein Auszug aus unserem Checkpoint-Newsletter.

Die wochenlangen Wartezeiten auf den Bürgerämtern waren eine Unverschämtheit, aber der Umgang der Bezirksämter mit Müttern ist ein Skandal - er schwelt nur deswegen noch relativ unbemerkt, weil die Zahl der Betroffenen kleiner ist. Dafür trifft es sie ungleich härter: Teils monatelang müssen sie nach der Geburt ihrer Kinder auf die erste Auszahlung des Elterngelds warten - ohne Einkommen, mit dem Baby auf dem Arm. Besonders für Alleinerziehende eine Verheerung, die manche in die Verzweiflung treibt. Was erschwerend hinzukommt: Die Betroffenen werden auch noch verhöhnt.

Glauben Sie nicht? Machen wir mal einen Test im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und geben auf der Website die Suchwörter „Elterngeld“ und „Bearbeitungszeit“ ein. Es erscheint als Erstes eine Jubel-Pressemitteilung aus dem März 2015 (!), in der „eineerfreuliche Bearbeitungszeit von 7 Wochen“ bekanntgegeben wird: „Die Rückstände sind aufgearbeitet, nun erfolgt die reguläre Bearbeitung der Anträge, die mit der Tagespost eingehen.“

Dazu das Zitat der damaligen Stadträtin Elfi Jantzen: „Ich freue mich, dass es durch unablässige Anstrengungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelungen ist, den Familien das Elterngeld in einer angemessenen Zeit auszuzahlen.“ Was der „jeweils aktuelle Stand“ dieser „angemessenen Zeit“ ist, erfährt man dann über einen weiteren Link.

Da steht, Stand heute früh: „Derzeit werden vollständig ausgefüllte und belegte Elterngeldanträge aus der 8. Kalenderwoche 2017 bearbeitet.“ Bitte merken Sie sich „vollständig ausgefüllte und belegte Elterngeldanträge“, das brauchen wir gleich noch. Aber zunächst mal zur 8. Kalenderwoche, Sie erinnern sich vielleicht nicht mehr, ist ja auch schon ein bisschen her, aber die begann am 20. Februar. Mit Blick auf den Kalender stellen wir fest: Heute ist der 13. Juni. Wir bemühen kurz unsere rudimentären Berliner Mathekenntnisse und stellen fest: Wer heute einen Antrag stellt, kommt in Wilmersdorf-Charlottenburg nicht „regulär“ dran und wartet auch nicht angeblich „angemessene“ 7 Wochen, sondern 4 Monate, satte 16 Wochen - und das womöglich hungrig.

Keine Bestätigung - keine Nachfragemöglichkeit

So, wir kommen nochmal zurück zu „vollständig und belegt“ - das ist in Berlin nämlich eine Wissenschaft für sich und nicht für jeden gleich klar. Der Antrag verschwindet aber erst einmal in einer Black Box: keine Eingangsbestätigung, keine Vollständigkeitsmeldung, praktisch keine Nachfragemöglichkeit.

Es bleibt die monatelange Unsicherheit: Ist alles angekommen, ist der Antrag komplett?, unterbrochen von verzweifelten Versuchen, mit einem schreienden Kind am einen Ohr und dem Telefon am anderen das Amt doch irgendwie zu erreichen - um am Ende nach Ewigkeiten in der Warteschleife immer wieder kommentarlos aus der Leitung gekickt zu werden. Der Erstkontakt kommt erst Monate später zustande, wenn es u.U. heißt: Wir brauchen noch die xy-Bescheinigung - und die Bearbeitung des Antrags dauert deshalbnochmal 12 Wochen länger. Bis dahin gibt’s kein Geld.

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