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An Berliner Unis wie der HU sollen künftig mehr Studenten auch einen Abschluss machen.
© Kitty Kleist-Heinrich

Koalitionsrunde zur Wissenschaft: Weniger Tierversuche, mehr Geld für die Unis

Rot-Rot-Grün will die Zahl der Lehramts-Absolventen erhöhen. Außerdem soll Berlin zur Hauptstadt der Alternativen zu Tierversuchen werden.

Die Berliner Universitäten sollen unter Rot-Rot-Grün mehr Geld erhalten. SPD-Sprecher Mark Rackles sagte am Montag nach der Koalitionsrunde zum Thema Wissenschaft, die Aufwendungen für die Hochschulen würden statt jährlich 3,2 Prozent auf 3,5 Prozent steigen. Das sind rund 36 bis 40 Millionen Euro pro Jahr, die den Universitäten mehr zur Verfügung stehen sollen. Bisher erhalten die Unis 1,032 Milliarden Euro pro Jahr.

Zudem sollen die Hochschulverträge statt einer Dauer von vier Jahren ab 2018 für fünf Jahre festgeschrieben werden.

Auch wenn die meisten Positionen in den einzelnen Fachbereichen unter einem Finanzierungsvorbehalt stehen, gehen Rackles, Grünen-Fachsprecherin Anja Schillhaneck und Linken-Sprecher Tobias Schulze davon aus, dass diese Summen „gesetzt“ sind und in der Finanzrunde nicht mehr geändert werden.

Das Dreierbündnis will auch mehr Studienplätze anbieten. In Berlin gibt es rund 170.000 Studenten und 100.000 finanzierte Studienplätze. Künftig soll es einen einheitlichen Master für das Gymnasial- und Sekundarschullehramt geben.

Studenten brauchen auch bezahlbare Wohnungen

Auch die Unis sollen die Abgängerzahlen für das Lehramt erhöhen. Rackles sagte, für derzeit 1000 Stellen gebe es nur 750 Absolventen. „Wir wollen die Zahl der Abgänger auf 2000 steigern.“

Auch in den Studiengängen Sozialarbeit und Pädagogik sollen mehr Studienplätze angeboten werden. Gibt es mehr Studenten, brauchen diese auch bezahlbare Wohnungen. Rot-Rot-Grün will das Studentenwerk und die Wohnungsbaugesellschaften an einen Tisch bringen, um über „Kurzzeitlösungen“ zu sprechen. Seit 2010 sind die durchschnittlichen Preise von Studentenwohnungen in Berlin bereinigt um 37 Prozent, real aber sogar um 53 Prozent gestiegen: von etwa sechs Euro auf etwa neun Euro pro Quadratmeter. Berlin holt damit gegenüber anderen Großstädten auf. In München wurden Studentenbuden real um 38,9 Prozent teurer, in Stuttgart um 35,3 Prozent.

Rot-Rot-Grün hat bekräftigt, dass ein Institut für Islamische Theologie eingerichtet werden soll. Bereits im Frühjahr verständigte sich eine Arbeitsgruppe auf die Errichtung eines solchen Instituts. Dieses soll an der Humboldt-Universität (HU) eingerichtet werden. 2017 will das Land für die Gründungsphase 500.000 Euro zur Verfügung stellen. Die dauerhafte Finanzierung soll im Rahmen der Hochschulverträge über einen „Sondertatbestand“ gesichert werden.

Berlin soll Hauptstadt der Alternativen zu Tierversuchen werden

Nach derzeitiger Planung soll das Institut im Sommersemester 2017 eingerichtet und der Studienbetrieb im Wintersemester 2018/19 aufgenommen werden. Dem Vorschlag des Wissenschaftsrates folgend, soll ein theologisch kompetenter Beirat etabliert werden.

Berlin wäre damit der sechste universitäre Standort, an dem Islamische Studien in Deutschland angeboten werden. Ziel des Studiums ist die Vermittlung der wissenschaftlichen Grundlagen in islamischer Theologie zur Ausbildung von Imamen sowie die Qualifizierung von Studenten für das Lehramt. Ob in dem Institut ein oder mehrere Professuren eingerichtet werden, steht noch nicht fest.

Berlin, die Hauptstadt der Alternativen zu Tierversuchen? Das ist der Wunsch von Rot-Rot-Grün.
Berlin, die Hauptstadt der Alternativen zu Tierversuchen? Das ist der Wunsch von Rot-Rot-Grün.
© Mike Wolff

Berlin soll nach dem Willen von Rot-Rot-Grün die Hauptstadt der Alternativen zu Tierversuchen werden. Konkrete Zahlen oder Maßnahmen nannten die Sprecher am Montag nicht. Derzeit errichtet die Uniklinik Charité ein neues Tierversuchshaus auf dem Gelände des Biotechnologie-Zentrums in Berlin- Buch.

Es entsteht neben einem ebenfalls im Bau befindlichen Tierforschungsgebäude des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC). Das neue Tierversuchshaus soll die bisherige Einrichtung in Steglitz ersetzen, die als havariegefährdet und asbestbelastet eingestuft ist. Der Steglitzer „Mäusebunker“ wird nach Fertigstellung des Neubaus geschlossen.

Hochschulen sollen sich in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen

Die Kosten für die neue „Forschungseinrichtung für Experimentelle Medizin“ (FEM) der Charité in Höhe von 36,8 Millionen Euro trägt mit 34,6 Millionen das Land Berlin, die restlichen 2,2 Millionen werden aus Drittmitteln finanziert. Die Kosten für den Bau des MDC-Labors belaufen sich auf rund 24 Millionen Euro. Aufgrund des Helmholtz-Finanzierungsschlüssels von 90 Prozent Bundesanteil trägt damit der Bund den Großteil der Kosten. Das MDC verfügt bereits jetzt über eines der größten Tierversuchslabors in Deutschland. Die Kapazitäten sollen für rund 74.000 Mäuse ausgebaut werden. Am Charité-Neubau sind Haltungskapazitäten für weitere 40.000 Tiere vorgesehen. Rot–Rot-Grün erwartet, dass sich Hochschulen und Wissenschaft in den gesellschaftlichen Diskurs über Themen wie ein tierversuchsarmes Berlin oder die Friedens- und Konfliktforschung einbringen.

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