Eine App für alles: Wegweiser durchs Berliner Verkehrslabyrinth
Lieber „Berlin mobil“ oder „Jelbi“? Die eine App ist fast unbekannt, trotz Existenz seit zweieinhalb Jahren, die andere noch nicht fertig.
Im Februar hatten BVG und Senatsverkehrsverwaltung Großes angekündigt, eine App, „die alles kann“. Unterton: wir sind die ersten, die besten und die App werde die Ultimative sein. „Haben wir schon“, sagt nun Henning Kläß, Chef der Siemens-Tochter VMZ, die im Auftrag des Senats die Verkehrsinformationszentrale betreibt.
Die App „Berlin mobil“ gibt es seit zweieinhalb Jahren – und ist weitgehend unbekannt. Und damit ist ihr größter Nachteil schon benannt. Die von BVG und Senat angekündigte App namens „Jelbi“ soll im Sommer fertig sein, ein genaues Datum nennt die BVG nicht.
„Berlin mobil“ hat Zugriff auf alle Daten, die die Verkehrsinformationszentrale erhebt, also zum Beispiel die Staulage. Diese wird ermittelt durch die senatseigenen Detektoren an Hauptstraßen, Kameras und eine Kooperation mit dem Navi-Hersteller Tomtom, der die Daten aus tausenden fahrenden Autos beisteuert.
Die Angebote von BVG, Bahn & Co sind dabei
Integriert sind die Angebote von BVG, der Bahn, vom VBB, und Carsharing-Anbietern, unter anderen von den beiden Markführern, Drive Now und Car2go – deren Fahrzeuge lassen sich direkt über die App reservieren. Dazu gibt es Infos über Mieträder, Ladesäulen und Park & Ride – mehr also, als die Jelbi-App bieten soll. Wie berichtet, wollen Drive Now und Car2go nicht bei Jelbi mitmachen, die BVG-App hat deshalb nur kleinere Anbieter an Bord.
VMZ-Chef Kläß spricht von einer „Doppelentwicklung“, die aber verständlich sei, „die BVG will ja Fahrkarten verkaufen“. Wie berichtet, will Jelbi „verschiedene Mobilitätsangebote vernetzen – von der Fahrtauskunft über die Reservierung bis zur Bezahlung“. Die Bezahlung immerhin wird Jelbi der VMZ-App voraus haben, wobei es keine Gesamtbuchung geben wird, wie es bei der Vorstellung im Februar hieß. Jeder Anbieter müsse separat bezahlt werden, Rabatt bei Kombinationen wird es nicht geben.
Die VMZ – früher stand das Kürzel für Verkehrsmanagementzentrale, jetzt für „Verkehr, Mobilität, Zukunft“ – ist eine 100-prozentige Siemens-Tochter. 2010 gewann die VMZ die Ausschreibung des Senats für die Verkehrsinformationszentrale, der Vertrag läuft bis Ende 2020.
"Eine ganz andere Liga"
VMZ-Chef Kläß gibt zu, dass zu wenig Werbung für die App gemacht worden sei. Bei Android ist die App über 5000 Mal heruntergeladen worden, VMZ-Chef Kläß spricht von 20 000 Downloads insgesamt – in zweieinhalb Jahren. Im Vergleich zu ähnlichen Apps ist das nichts, die Apps von BVG und VBB wurden bei Android jeweils mehr als eine Million Mal heruntergeladen.
Eine Sprecherin von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) sagte, dass die VMZ ihre App „eigenverantwortlich“ entwickelt habe. Die Jelbi-App werde „viel weitreichender“ sein, „ein Quantensprung, eine ganz andere Liga“, versprach die Sprecherin und schob nach: „Wenn sie mal fertig ist.“
Beide Apps haben das Ziel, Autofahrern den Umstieg zu erleichtern – und zwar mit Informationen zu Alternativen „und nicht mit Bevormundung“, wie Kläß sagt. „Wer jeden Tag auf der App sieht, wie lange er im Stau steht, denkt irgendwann darüber nach.“ Dem Vernehmen nach wird Jelbi nicht über die genauen Daten zur Verkehrslage verfügen – ein Nachteil.
"Berlin mobil" verknüpfe bereits Angebote, heißt es
Geärgert hatte sich Kläß über die Berichterstattung zur Jelbi-App. Da hieß es beispielsweise: „Eine Routenplanung, die verschiedene Verkehrsmittel integriert, gibt es bislang nicht.“ Stimmt ja nicht, sagen die VMZ-Geschäftsführer Henning Kläß und Jan Kätker. Natürlich verknüpfe „Berlin mobil“ alle Angebote, nennt Preise und sogar den CO2-Ausstoß für alle Alternativen.
Benutzer können vorwählen, ob sie schnell, billig oder umweltbewusst sein wollen. Auch für Radfahrer ist die App enorm hilfreich: Die Kartengrundlage ist von BBBike, das gilt in Berlin als Referenz. So leitet „Berlin mobil“ Radfahrer auf der Strecke vom VMZ-Sitz an der Tempelhofer Ullsteinstraße zum Tagesspiegel recht geschickt durch den Bosepark und später durch den Gleisdreieckpark. Google Maps findet für Radfahrer auf dieser Strecke den Gleisdreieckpark, nimmt ansonsten aber Hauptstraßen.