zum Hauptinhalt
Entscheidend für eine Preissenkung beim Wasser ist für Jörg Simon, dem Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe, die Basis. Die Verfügung des Bundeskartellamts lehnt das Unternehmen ab, stellt sich aber grundsätzlich nicht gegen Tarifsenkungen.
© dapd

Berliner Infrastruktur: Wasserbetriebe wollen billiger und sauberer werden

Beim Thema Tarifsenkungen zeigen sich die Berliner Wasserbetriebe gesprächsbereit. Außerdem wollen sie in Klärwerke, den Ausbau der Kanalisation sowie in erneuerbare Energien investieren. Das hat Folgen für den Stadtverkehr.

Die Berliner Wasserbetriebe signalisieren Bereitschaft, ihre Preise zu senken. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen Tarifsenkungen, entscheidend ist nur auf welcher Basis“, sagte der Vorstandschef der Wasserbetriebe, Jörg Simon, am Mittwoch bei der Vorstellung des ersten Nachhaltigkeitsberichtes des Unternehmens. Mit den Gesellschaftern – dem Land Berlin sowie den Versorgern Veolia Wasser und RWE – sei man über die künftige Preisgestaltung im Gespräch.

Im Rechtsstreit um die Preissenkungsverfügung des Bundeskartellamtes bleibt das Unternehmen hingegen bei seiner ablehnenden Haltung. Bis zum 20. August wollen die Wasserbetriebe ihre Klagebegründung beim Düsseldorfer Oberlandesgericht einreichen, erklärte Simon. Er kündigte gleichzeitig an, dass die Investitionen des Unternehmens in die Infrastrukturen mittelfristig von derzeit rund 250 Millionen auf 300 bis 320 Millionen Euro im Jahr ansteigen werden.

Grund dafür ist insbesondere die Einführung einer vierten Reinigungsstufe in den Klärwerken, mit der dann auch die verbliebenen Keime aus dem Abwasser gefiltert werden. Ein europäisches Vorzeigeprojekt, wie es heißt. Derzeit werden unterschiedliche Verfahren getestet. Bis 2020 soll zunächst das Klärwerk Waßmannsdorf regulär damit arbeiten.

Noch in diesem Jahr wollen die Wasserbetriebe eine zweite Klimaschutzvereinbarung mit dem Senat unterzeichnen. Im Zuge der ersten Vereinbarung hat man unter anderem zwischen 2005 und 2010 den CO2-Ausstoß um über 40 000 Tonnen pro Jahr reduziert. Auf dem Wasserwerk Tegel entstand die größte Solaranlage Berlins. Aus Klärschlamm wird Biogas oder Brennstoff für die Stromerzeugung gewonnen. Und im Klärwerk Schönerlinde entstehen drei Windräder.

Aus dem kristallisierten Phosphor, der bisher die Rohre verstopfte, wird nach dem Einbau von Filteranlagen das Endprodukt Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP) gewonnen – ein hochwertiger Dünger, der unter dem Namen „Berliner Pflanze“ vertrieben wird.

Oberbaumbrücke bis Mai 2013 in Richtung Kreuzberg gesperrt

Ein Problem bleibt die Mischwasserkanalisation im Innenstadtbereich. Hier werden Abwasser und Regenwasser durch einen Kanal zu den Klärwerken geleitet, die etwa bei Starkregenfällen regelmäßig überlastet sind. Deshalb muss dann ein Teil des mit Fäkalien verunreinigten Wassers über sogenannte Notauslässe mit behördlicher Genehmigung in die Spree geleitet werden. Im Rahmen eines mit dem Land Berlin vereinbarten Gewässergüteprogramms soll die jährliche Menge von rund sieben Millionen Kubikmetern pro Jahr bis 2020 halbiert werden. Dazu entstehen als Zwischenlager insgesamt 306 000 Kubikmeter Stauraumvolumen, von denen gut zwei Drittel bereits fertiggestellt sind.

Am Mittwoch begannen dafür die Arbeiten an der Oberbaumbrücke. Dort wird ein sogenannter Dammbalken eingebaut, mit dem sich ein Überlaufkanal sperren und als Speicher für 4200 Kubikmeter Regen- und Schmutzwasser nutzen lässt. Zunächst müssen der Kanal und andere Leitungen oberirdisch umgeleitet werden. Dann wird das zehn Meter lange, sechs Meter breite und fünf Meter tiefe, unterirdische Bauwerk errichtet. Die Kosten betragen rund 1,5 Millionen Euro, 60 Prozent davon übernimmt das Land Berlin.

Während der Bauarbeiten bleibt die Brücke bis zum Mai nächsten Jahres in Fahrtrichtung Kreuzberg gesperrt. Die Verkehrslenkung Berlin empfiehlt die Umfahrung über Elsen- oder Schillingbrücke. Während es hier am frühen Mittwochnachmittag noch zu keinen größeren Verkehrsbehinderungen kam, gab es rund ums Kottbusser Tor Staus. Dort ist noch bis Mitte Oktober die Adalbertstraße wegen Leitungsarbeiten gesperrt.

Die Anlage an der Oberbaumbrücke zählt eher zu den kleinen Stauräumen. Die bisher größte Anlage ist das Neuköllner Becken mit gut 10 000 Kubikmetern. Berlins größter unterirdischer Speicher entsteht derzeit neben dem BND-Neubau an der Chausseestraße in Mitte und wird bei einem Durchmesser von 39 Metern und einer Höhe von knapp 18 Metern ein Volumen von 17 000 Kubikmetern haben.

Zur Startseite