zum Hauptinhalt
Wenn's in die Tiefe geht, dauert's meistens länger...
© Thilo Rückeis
Update

Testphase beginnt im März: Wasserbetriebe wollen Baustellen beschleunigen

Damit es schneller vorangeht, soll in zwei Schichten gearbeitet werden. An sechs Baustellen wird das erstmal getestet.

Der Frust vieler Berliner über Langzeit-Baustellen auf den Straßen, mit Staus, Umleitungen und Schienenersatzverkehr, beschäftigt auch die Wasserbetriebe. „Es gibt ein grundsätzliches Unverständnis, dass Dinge nötig sind, damit es ganz normal läuft“, sagt der Sprecher der Wasserbetriebe, Stephan Natz. Die „Dinge“ sind unter anderem Baustellen, um Trinkwasserleitungen und Abwasserrohre auszutauschen, die ihre Lebensdauer erreicht haben. Jedes Jahr investieren die Wasserbetriebe rund 200 Millionen Euro in neue Rohre und Kanäle - Tendenz steigend.

Um dem Frust der Kundschaft etwas entgegenzusetzen, haben sich die Wassermanager jetzt ein Pilotprogramm ausgedacht. Im März startet eine Testphase mit insgesamt sechs Baustellen, auf denen in zwei Schichten gearbeitet werden soll, von 7 bis 22 Uhr an fünf Tagen die Woche, samstags bis 16 Uhr. Darauf habe man sich im Dezember mit den Verbänden der Bauindustrie verständigt, sagte Natz.

[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Die sechs Baustellen sind an Hauptverkehrsstraßen geplant, im März soll das Programm an der Kynaststraße am Ostkreuz starten, dort sollen bis September Trinkwasserrohre und Schmutzwasserkanäle ausgetauscht werden. Ab Mai wird an der Bruno-Taut-Straße am S-Bahnhof Grünau in zwei Schichten gearbeitet, dort müssen Abwasserkanäle- und -leitungen erneuert werden, die Wasserbetriebe rechnen mit einem vollen Jahr Bauzeit.

Die Zeitersparnis soll bei 40 Prozent liegen

Ab August sollen Regenwasser- und Schmutzwasserkanäle am Hindenburgdamm im Bereich Königsberger Straße erneuert werden, voraussichtlich bis Mai 2021. Ende Oktober sind dann Bauarbeiten an der Straße Alt Moabit geplant.

Weitere Zweischicht-Baustellen sind in Vorbereitung, müssen aber noch ausgeschrieben und mit den Ämtern abgestimmt werden. Sie sind an der Gitschiner Straße, Ecke Prinzenstraße in Kreuzberg vorgesehen – dort soll eine unterirdische Kanal-Kreuzung entstehen – und am Pyramidenring in Marzahn-Hellersdorf.

Die Wasserbetriebe hoffen auf einen Zeitgewinn von 40 Prozent. In den Verträgen müssen sich die Firmen zum Schichtbetrieb verpflichten, dafür zahlen sie ihren Mitarbeitern Zulagen. Wie hoch die Mehrkosten für die Wasserbetriebe sein werden, konnte Sprecher Natz nicht sagen. Weil es bei den Baufirmen an Personal mangelt und die Auftraggeber Schlange stehen, ist wohl mit deutlichen Aufschlägen zu rechnen.

Bisher war Nachtarbeit nur bei Havarie möglich

Ob die Testphase erfolgreich verläuft, hängt von vielen Faktoren ab, auch von der Kooperationsbereitschaft der Bezirksämter. Deren Abteilungen für Umwelt und Gesundheit sind für Lärmschutz zuständig und müssen jeweils zustimmen, ebenso die Straßen- und Grünflächenämter und die Berufsgenossenschaft. Daher sind die Wasserbetriebe auch wieder von ihrer Ursprungsidee abgerückt, in drei Schichten arbeiten zu lassen, also auch nachts. Nachtarbeit gibt es derzeit nur im Havariefall. Bei Rohrbrüchen wird bereits in zwei Schichten gearbeitet.

Die Senatsverwaltung für Verkehr weist bei ihren Ausschreibungen auf die Möglichkeit von „Mehrschichtarbeit“ zur Einhaltung der Termine hin, „werktags 6 bis 20 Uhr, inkl. Sonnabend“. Auch Sonntags- und Nachtarbeit sei möglich.

Noch ist unklar, wie hoch die Mehrkosten sind

Bei der Avus-Sanierung und dem Neubau der Allende-Brücke wurden Beschleunigungs-Deals mit den Baufirmen geschlossen. Die Allende-Brücke in Köpenick wurde fünf Wochen früher fertig. Bei den Bauarbeiten am Dreieck Funkturm 2013 erhielten die Firmen für jeden Tag, den sie einsparten, 10 000 Euro extra.

Die Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg könnte sich Vereinbarungen zum Mehrschichtbetrieb nach dem Vorbild der Wasserbetriebe auch für andere Branchen vorstellen, erklärte Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner. Allerdings seien nur größere Firmen in der Lage, dafür genügend Personal bereitzustellen.

Zur Startseite