Damit das Abwasser nicht in Spree und Havel fließt: Wasserbetriebe: Stau unter der Warschauer Straße
Ein spezielles Rohrstück unter der Warschauer Straße drosselt den Abwasserfluss – damit Spree und Havel sauberer werden. Es gehört zu einem großen Bauprogramm, mit dem die Berliner Kanalisation modernisiert wird.
Auf den ersten Blick ist diese Drossel ein komischer Vogel: Ein trompetenförmiges Rohr unter der Warschauer Straße, das einen oval gemauerten, zwei Meter hohen und 1,3 Meter breiten Abwasserkanal auf 60 Zentimeter Durchmesser verengt. Höchstens 200 Liter pro Sekunde können durch diesen 17 Meter langen „Flaschenhals“ strömen, den die Berliner Wasserbetriebe (BWB) am Dienstag präsentierten, bevor demnächst die Baugrube über ihm verschlossen wird. Der riesengroße Rest – bis zu 900 000 Liter – staut sich in den umliegenden Abwasserkanälen rund um die Frankfurter Allee und fließt zeitverzögert unter Kopernikus- und Modersohnstraße zum Abwasserpumpwerk an der Rudolfstraße, südlich der Bahntrasse. Von dort gelangt die Brühe dann wohldosiert in die Klärwerke Schönerlinde (bei Pankow) und Waßmannsdorf (bei Schönefeld).
Seit Jahren bauen die Wasserbetriebe solche Engpässe in die innerstädtische Kanalisation. Denn hier – etwa im Bereich des S-Bahn-Rings – werden die Abwässer der Berliner über eine Mischkanalisation zusammen mit dem Regenwasser abgeleitet. Bei Wolkenbrüchen kann dieser Schmutzwasserstrom derart anschwellen, dass er in die Gewässer fließen muss – also letztlich Spree und Havel verdreckt. In einem mit dem Senat vereinbarten Programm zur Gewässergüte haben die Wasserbetriebe zugesagt, bis 2020 mehr als 300 000 Kubikmeter Stauraumkapazität zu schaffen, um die Zahl dieser „Mischwasserüberläufe“ mindestens zu halbieren. Mehr als zwei Drittel davon sind geschafft.
In den ersten Jahren des Programms wurden nach Auskunft von BWB-Sprecher Stephan Natz vor allem Rückhaltebecken und Stauraumkanäle errichtet. Weil deren Bau mit gewaltigen Tiefbauarbeiten verbunden und entsprechend teuer ist, würden nun Alternativen bevorzugt: Erhöhung von Überlaufschwellen in den Kanälen, Wehre zur Regulierung des Abwasserstroms und neuerdings die Drosseln. Die unter der Warschauer Straße kostet laut BWB eine Million Euro; nächstes Jahr soll an der Erich-Weinert-Straße in Prenzlauer Berg eine noch größere errichtet werden. An den Stadträndern existiert das Problem dank getrennter Rohre für Regen- und Abwasser nicht.
An der Warschauer Straße wird nun zwar die Grube um die Drossel verschlossen, aber die Bauarbeiten an Leitungen sowie Geh- und Radwegen sollen noch bis Oktober 2015 dauern.