Städte-Vergleich: Warum die S-Bahn in Hamburg besser ist als in Berlin
Es gibt ein Alkoholverbot, grünen Strom und eine bessere Abfertigung der Züge: In Hamburg sind sie bei der S-Bahn schon viele Schritte weiter - und haben die Hauptstadt um Jahre abgehängt. Vorn ist Berlin nur in einem einzigen Punkt.
Und wieder liegt Hamburg vor Berlin. Beide Städte haben ein ähnliches S-Bahn-System – zumindest technisch. Und beide standen im Jahr 2010 vor der gleichen Ausgangslage. Inzwischen hat Hamburg die Berliner aber um Jahre abgehängt. Eine Bilanz.
Ausschreibung bei der S-Bahn
Sowohl in Hamburg als auch in Berlin ist der Verkehrsvertrag des jeweiligen Landes mit der S-Bahn Ende 2017 ausgelaufen. Die Hamburger wollten schon 2010 den Vertrag direkt verlängern, schalteten aber sofort auf eine Ausschreibung um, nachdem der Bundesgerichtshof klar gemacht hatte, dass solche Verträge ausgeschrieben werden müssen, wenn sie nicht an ein landeseigenes Unternehmen gehen. Um Zeit zu gewinnen, verlängerte man in Hamburg den bestehenden Vertrag zunächst um ein Jahr. Einziger Bewerber in der Ausschreibung blieb am Ende die Deutsche Bahn mit ihrer S-Bahn-Tochter.
Nach zähen Verhandlungen, wie Hamburgs S-Bahnchef Kay Uwe Arnecke sagt, wurde der Vertrag im vergangenen Sommer unterschrieben, in dem die Bahn den Kauf von 60 neuen Zügen bis Ende 2018 zusichert. Berlin hat – als klar war, dass es eine Ausschreibung geben muss, wenn das Land nicht direkt die BVG beauftragt – mehrere Jahre vertrödelt, weil die rot-rote-Koalition sich nicht einig war.
Selbst in der SPD war der Weg umstritten. Erst im Sommer 2013 – als in Hamburg der Vertrag fertig war – begann in Berlin die erste Runde des Ausschreibungsverfahrens. Frühestens Ende 2014 soll der künftige Betreiber ausgewählt sein, der dann auch noch 390 neue Fahrzeuge für den Betrieb auf dem Ring mitbringen soll. Dazu reicht die Zeit bis zum Vertragsende 2017 längst nicht mehr.
Der Senat rechnet damit, dass die Lieferung erst etwa 2022 abgeschlossen sein wird. Für wahrscheinlich rund 100 Millionen Euro müssen deshalb die ältesten Bahnen, die ursprünglich nach 2017 ausgemustert sein sollten, nochmals auf Trab gebracht werden.
Zugabfertigung bei der S-Bahn
In Berlin will die S-Bahn die vor Jahren vorgestellte „Zugabfertigung durch den Triebfahrzeugführer über Fahrzeugmonitor“ im nächsten Jahr auf der Hälfte der 166 Stationen einführen. Kameras liefern dabei Bilder vom Bahnsteig und Zug an einen viergeteilten Monitor im Führerstand. So kann der Triebfahrzeugführer den Aus- und Einstieg kontrollieren. Mit dem System gab es aber Technikprobleme und zudem wehrte sich der Betriebsrat dagegen. Schließlich gehen mehrere hundert Stellen für Aufsichten verloren, die aber, wie Christoph Wachendorf, der Personalchef der Berliner S-Bahn sagt, woanders im Unternehmen eingesetzt werden sollen.
Hamburg hat das Abfertigen der Züge per Monitor im Führerstand Ende 2005 eingeführt. Abfertiger auf den Bahnhöfen hatte es dort aber bereits seit den 70er Jahren nicht mehr gegeben; der Widerstand gegen das neue System war deshalb weitaus geringer.
Alkoholverbot bei der S-Bahn
Seit fast zwei Jahren gilt in Hamburgs Bahnen ein Alkoholverbot; sanktioniert wird es mit 40 Euro. Rund 150 Mal im Monat werde kassiert, sagt Hamburgs S-Bahnchef Kay Uwe Arnecke. Motiviert worden sei man dazu von der Politik. In Berlins Zügen ist das Trinken zwar nicht gestattet; bei Verstößen gibt es aber keine Sanktionen. Die Parteien sind sich hier nicht einig.
Grüner Strom
Durch einen Zuschuss macht es der Senat in Hamburg möglich, dass die S-Bahn seit 2010 umweltfreundlich nur mit grünem Strom fährt. Dagegen ist in Berlin nicht zu denken. Hier sind die Bahnen auch mit Atomstrom unterwegs.
Technik im Führerstand
Vorn sind die Berliner immerhin bei der Technik im Führerstand. Ein neues „Fahrer-Assistent-System (FASSI)“ zeigt dem Fahrer an, wann er seine Geschwindigkeit drosseln und trotzdem pünktlich sein kann. Rund vier Prozent Energie könnten so gespart werden, sagt Buchner. Zudem ersetzt das System die dicken Fahrpläne und Verzeichnisse der Langsamfahrstellen aus Papier, die die Triebfahrzeugführer bisher mitschleppen müssen. Das gibt’s in Hamburg – noch – nicht.
Klaus Kurpjuweit