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Dagegen. Am Montag zogen 500 Flugrouten-Gegner aus den Gemeinden Schwielowsee und Michendorf sowie der Stadt Werder (Havel) vor die Potsdamer Staatskanzlei.
© Andreas Klaer

Die Wut weicht nicht: Warum die Flugrouten-Gegner demonstrieren

In Friedrichshagen und Potsdam demonstrieren Flugrouten-Gegner. Nach Angaben der Bürgerinitiative sollen in Schönefeld täglich 122 Überflüge erlaubt sein. Nun ist auch eine Menschenkette um Müggelsee geplant.

Der Vorschlag kam spontan aus der Menge und fand auf Anhieb den Beifall der rund 1 500 Menschen auf dem Marktplatz von Friedrichshagen: „Lasst uns eine Menschenkette um den Müggelsee bilden!“ Angesichts der aufgeheizten Stimmung im Südosten Berlins dürfte das Vorhaben durchaus gelingen, auch wenn das Gewässer immerhin eine Länge von 4,4 Kilometern und eine Breite von 2,6 Kilometern aufweist. Der große Argwohn über die vor wenigen Tagen vorgeschlagene Flugroute vom neuen Airport in Schönefeld direkt über den Müggelsee ist jedenfalls überall hier zu spüren. „Wir werden ab sofort jeden Montag demonstrieren“, kündigte Manfred Kurz von der Friedrichshagener Bürgerinitiative an. „Und wir laden dazu Herrn Wowereit und Frau Künast ein.“ Es sei einfach nicht hinzunehmen, dass das jährlich von rund einer Million Touristen besuchte Naherholungsgebiet nun von Maschinen im Tiefflug erschüttert werde, meinte der 58-jährige Köpenicker.

„Wir sind praktisch über Nacht zu Fluglärmopfern geworden“, meinte der Friedrichshagener Ralf Müller. „Zehn Jahre vertrauten wir auf ganz anders lautenden Konzeptionen.“ Er sprach von einer „klaren Benachteiligung des Ostens gegenüber dem Westen“. So würde die Mindestflughöhe der Maschinen über dem Wannsee bei 2400 Metern liegen, über dem Müggelsee aber lediglich bei 1150 Metern. „Wir brauchen jetzt Beziehungen und Geld“, sagte der Ingenieur zu den Demonstranten. Mit dem Geld sollten ein Kampagnenbüro und Anwälte für Klagen gegen die Flugrouten bezahlt werden.

Nach Angaben der Friedrichshagener Bürgerinitiative sollen nach der Eröffnung des Großflughafens in Schönefeld täglich 122 Überflüge erlaubt sein. Besonders betroffenen wären die Köpenicker Altstadt, das Allende-Viertel sowie die Ortsteile Wendenschloss, Friedrichshagen, Hirschgarten und Rahnsdorf und Mahlsdorf und die Brandenburger Gemeinden Hoppegarten, Schöneiche und Neuenhagen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hatte die Flugrouten über den Müggelsee als „tragbaren Kompromiss“ bewertet. Es gehe nicht um eine Bevorzugung des Wannsees gegenüber dem Müggelsee.

Demonstriert wurde am Montag auch vor der Potsdamer Staatskanzlei. Dorthin zogen rund 500 Bürger aus den Gemeinden Schwielowsee und Michendorf sowie der Stadt Werder (Havel), um ihrerseits gegen die Flugrouten zu protestieren. Die meisten waren in Schwarz gekleidet – um ihr Vertrauen in Brandenburgs Landesregierung zu Grabe zu tragen, wie sie sagten. Nach einer Kundgebung und einem Zug um das Regierungsgebäude wollten sie ein hundert Meter langes, als „Flugroute“ aufgemachtes Banner mit Protestlosungen und Botschaften an Matthias Platzeck (SPD) übergeben – doch der Ministerpräsident ist im Urlaub. Immerhin kam eine Abteilungsleiterin aus der Staatskanzlei vor die Tür.

Die neuen Routenpläne sehen vor, dass die Flugzeuge nach der Airport-Eröffnung in einem Jahr direkt über der Gemeinde Schwielowsee in den Landeanflug gehen. Vom Lärm betroffen wären auch Werder und Michendorf. Die Bürgerinitiative „Fluglärmfreie Havelseen“ sieht sich in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt. „Wer sagt, dass wir kein Problem bekommen, der lügt“, sagte der Caputher Steffen Freundner während der Kundgebung. Der Tatort-Regisseur hatte die Demo organisiert. Es sei bezeichnend für die Landesregierung, dass man erst auf die Sommerferien gewartet habe, um mit der Wahrheit herauszurücken – wenn viele im Urlaub sind. „Das ist feige, Herr Platzeck!“, rief er.

Auch Peter Kreilinger, Sprecher der „Fluglärmfreien Havelseen“, griff den Regierungschef an: „Sie müssen nicht auf ihren nächsten Einsatz als Deichgraf warten“, sagte er. In Werder finde sich bestimmt noch eine Obstkiste, auf die Platzeck steigen könne – um von dort aus das Ende der „unseligen Anflugroute“ zu verkünden. „Dann jubeln auch wir ihnen zu“, so Kreilinger.

Unter den Demonstranten waren am Montag auch die Bürgermeister von Werder und Schwielowsee, Werner Große und Kerstin Hoppe, sowie der Michendorfer Gemeinderatsvorsitzende Reinhard Mirbach (alle CDU). Die Gemeindeoberhäupter wollen versuchen, über den Bund noch Änderungen durchzusetzen. Am Donnerstag soll es dazu ein erneutes Gespräch mit dem Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Klaus- Dieter Scheurle, geben. Der habe in Aussicht gestellt, dass er die Sorgen der Havelsee-Gemeinden ernst nehme und noch Spielraum vorhanden sei, sagte Hoppe.

Die Friedrichshagener wollen schon schon am kommenden Freitag wieder demonstrieren. Dann tagt um 17 Uhr die Fluglärmbeiratssitzung des Bezirksamtes Treptow-Köpenick im Rathaus Treptow.

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