Löschübung am Berliner Dom: Warum die Berliner Feuerwehr heute den Ernstfall probt
Berlins Feuerwehrleute proben am Mittwoch Löscharbeiten in der Kuppel des Berliner Doms. Brandoberrat Thomas Kirstein erklärt den Hintergrund der Übung.
Thomas Kirstein, 43, ist Brandoberrat und leitet seit 2017 die Pressestelle der Berliner Feuerwehr. Als Zwölfjähriger trat er der Jugendfeuerwehr bei. Seit 1997 ist er Feuerwehrmann in Berlin.
Als die Pariser Kathedrale Notre-Dame im April brannte, wurde die Frage laut, wie es um den Schutz von hiesigen Sakralbauten bestellt ist. Am Mittwoch übt die Berliner Feuerwehr am Dom den Ernstfall.
Herr Kirstein, warum wäre es so schwer die Kuppel des Berliner Doms zu löschen?
Die Kuppel des Berliner Doms ist deutlich höher als unsere längste Drehleiter oder unser Teleskopmast. An die 98 Meter Höhe kommen wir mit unseren Geräten einfach nicht ran.
Was würde das bedeuten, wenn nun doch ein Feuer ausbrechen würde?
Bei einem Brand im Dom gäbe es verschiedene Gefahren. Zuerst müssen erst einmal die Menschen raus. Wenn sie gerettet sind, kümmern wir uns als nächstes um die Kulturgüter, das heißt, wir versuchen, die Gegenstände, die vom Brand betroffen sein könnten, in Sicherheit zu bringen. Danach würden wir, sofern das unsere Einsatzkräfte nicht gefährdet, mit den Löscharbeiten von innen beginnen. Zusätzlich würden wir die Löscharbeiten auch von außen unterstützen, doch ähnlich wie bei dem Brand in Notre-Dame gehen wir davon aus: Es wird Bereiche geben, die wir aufgeben müssten. Das ist auch eine taktische Entscheidung.
Könnte man so ein hohes Gebäude nicht auch mit dem Hubschrauber löschen?
Nein. Die Gefahr für den Hubschrauberpiloten wäre viel zu hoch, und es ist nicht möglich, so gezielt abzuwerfen. Wenn man bei der Brandbekämpfung in Brandenburg so einen 5000-Liter-Bottich abwirft, ist das zielführend, das gilt aber nicht für einen Sakralbau. Da würden wir wahrscheinlich mehr kaputt machen.
Was üben Sie heute genau?
Wir wollen testen, welche Erreichungsgrade wir haben. Also: In der Berliner Feuerwehr haben wir verschiedenste Hubrettungsfahrzeuge, einen älteren Teleskopmast und mehrere Drehleitertypen. Mit denen wollen wir unterschiedliche Auslastungen üben, also wie viel Gewicht können wir bei welcher Ausladung nehmen? Wie sind entlegene Bereiche zu erreichen? Welche Möglichkeiten haben wir bei verschiedenen Fahrzeugtypen? Die Erkenntnisse aus der Übung können wir dann auch für Neubeschaffungen in der Zukunft nutzen.
Wie viele Feuerwehrleute nehmen teil?
Rund 15 Leute. Die Planer aus den Fachbereichen, also eine Abteilung, die die Fahrzeuge beschafft, eine, die die Taktiken vorgibt, und dann ist unsere Abteilung vom vorbeugenden Brandschutz dabei, die sich täglich mit den Drehleitern befassen. Bei vielen Dachgeschossen oder hohen Gebäuden erfolgt der zweite Rettungsweg über die Drehleiter. Daher interessiert es diese Abteilung besonders, was die Leitern genau leisten können.
Heute soll der bislang heißeste Tag des Jahres sein, was machen Ihre Leute, um bei diesen Temperaturen nicht zu überhitzen?
Gerade für diese Übung haben wir eine sogenannte Marscherleichterung angeordnet, wir werden die Leichtschutzkleidung tragen und die Einsatzkräfte können ihre Jacken ablegen, weil es sich um eine Übung handelt. Handschuhe und Helm müssen natürlich trotzdem sein. Ansonsten: viel trinken – davor, während und danach. Auch auf den Feuerwachen gilt Marscherleichterung, die Kollegen dürfen sich auch mal mit kurzer Hose im Wachgebäude aufhalten, damit sie nicht schon überhitzt in die Feuerschutzkleidung steigen müssen.
Im Einsatz muss dann aber auch bei Hitze Schutzkleidung getragen werden, weil sie die Feuerwehrleute vor Gefahren schützt – und die bestehen bei Kälte und Wärme gleichermaßen. Bei den Waldbränden sieht man immer wieder Bilder von Feuerwehrleuten ohne Jacke, das ist dann vertretbar, aber wenn wir in ein brennendes Gebäude gehen, müssen die Jacken angezogen werden.