Anis Amri: War das Gesundbrunnen-Center im Visier der Terroristen?
Dass Terroristen um Anis Amri einen Sprengstoffanschlag geplant haben sollen, war bekannt. Neu ist eine Ortsangabe.
Terroristen um Anis Amri sollen einen Anschlag auf das Berliner Einkaufszentrum "Gesundbrunnen-Center" geplant haben. Der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz war möglicherweise gar nicht das erste Ziel des Attentäters Anis Amri. Das berichtet ein Rechercheteam von "Berliner Morgenpost", RBB und ARD ("Kontraste") am Freitagmorgen. Das Recherche-Team hatte nach eigenen Angaben Zugang zu Ermittlungsakten des Generalbundesanwalts.
Den Angaben zufolge soll Amri "gemeinsam mit zwei anderen Islamisten langfristig einen Sprengstoffanschlag geplant haben", heißt es in dem Bericht. Über mögliche Anschlagspläne mit Sprengstoff hatte der Tagesspiegel im Dezember 2018 berichtet und sich auf die Bundesanwaltschaft bezogen. Nicht bekannt war bislang eine so konkrete Ortsangabe in Berlin.
Die drei Männer - darunter Clément B. und der Tschetschene Magomed-Ali C. - sollen in der inzwischen verbotenen Fussilet-Moschee in Berlin-Mitte aufeinandergetroffen sein.
Clément B. ist ein aus Frankreich stammender Extremist; Magomed-Ali C. soll sich seit 2011 in Deutschland aufhalten. Beide sind polizeibekannt. Im Sommer 2018 wurde Magomed Ali-C. im Pankower Ortsteil Buch festgenommen.
Laut "Morgenpost", RBB und ARD soll der 2017 in Frankreich festgenommene Clément B. "auf einem Instagram-Konto, das das Trio zur konspirativen Kommunikation nutzte, neben Dschihadisten-Propaganda auch ein Foto des Gesundbrunnen-Centers eingestellt haben. Unbemerkt von den Sicherheitsbehörden soll sich Amri zudem nur einen Tag später für rund 40 Minuten im Gesundbrunnen-Center aufgehalten haben, wie sich aus einer erst nach dem Breitscheidplatz-Anschlag erfolgten Auswertung der Standortdaten seines Handys ergab, die dem Recherche-Team vorliegt".
Kurz vor dem Anschlag in der City West war Anis Amri in Gesundbrunnen
In Gesundbrunnen hielt sich Anis Amri auch später auf. Wie der Tagesspiegel im August 2018 berichtete, hatte sich Amri am Tag vor dem Anschlag auf den Breitscheidplatz in "einem Hähnchen-Restaurant in Berlin-Gesundbrunnen aufgehalten". Damals hieß es außerdem über einen weiteren Verdächtigen: "Am Nachmittag des Tattages (am Breitscheidplatz) hatte Amri laut der Daten seines Mobiltelefons mit einem „Bilal“ Kontakt." Bilel Ben A. selbst behauptete in einer Vernehmung, er sei am Tattag krank gewesen, die Ermittler konfrontierten ihn in der Vernehmung aber damit, dass er tagsüber „in Spandau und bei Aldi“ gewesen sei."
Von den möglichen Sprengstoffplänen waren die Verdächtigen zu diesem Zeitpunkt offenbar wieder abgerückt. Im Oktober 2016 hatten die Sicherheitsbehörden an der Wohnadresse von Magomed-Ali C. geklingelt - der Mann wurde von Sicherheitsbehörden beobachtet. Die Männer seien aufgeschreckt worden und hätten demnach die Pläne aufgegeben. Clément B. floh kurz danach nach Frankreich und wurde dort im Frühjahr 2017 festgenommen. Im Gefängnis soll er, so der Bericht, mit seinem Vater von dem Anschlagsplan und dem Polizeibesuch gesprochen haben.
Am 19. Dezember 2016 hatte Anis Amri zwischenzeitlich den Anschlag mit einem Lastwagen auf den Breitscheidplatz verübt. Zwölf Menschen starben.