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Ballonstelen markieren den früheren Verlauf der Berliner Mauer am Reichtagsufer in Berlin. Sie sind Teil des Projekts "Lichtgrenze 2014" zum 25.Jahrestag des Mauerfalls am 09.11.2014.
© dpa/Kalaene

Lichtgrenze am früheren Mauerverlauf: Vor der Party läuft alles nach Plan - nur der "Mobilitätspartner" ist immobil

Den einstigen Mauerverlauf zeichnen 8000 Ballons nach, erst einmal ohne Helium-Füllung. Sonntag sollen die Helfer diese aufsteigen lassen – wenn sie denn trotz Bahnstreiks in die Stadt kommen.

Die Bedingungen sind eigentlich gut. Die Logistik läuft, ein Großteil der Ballons steht – nur die Lokführer mit ihrem Streik passen nicht hinein ins hübsch geordnete Bild. Erst hieß es: Streik ab Donnerstag, vier Tage lang. Dann deutete sich am Mittwochnachmittag plötzlich eine Wende an – vergebens. Nun fährt also kaum ein Zug, und das am Festwochenende. Moritz van Dülmen ist ein optimistischer Typ, der versucht, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Der Geschäftsführer der landeseigenen Gesellschaft Kulturprojekte Berlin GmbH steht am Mittwoch im Mauerpark und verfolgt, wie die Stelen aufgestellt werden. 8000 Ballons werden den früheren Grenzverlauf zwischen Bornholmer Straße und Oberbaumbrücke nachzeichnen; jeder Ballon hat einen Paten, der am Sonntagabend um 19 Uhr „seinen“ Ballon gen Himmel schickt. Die früher unüberwindliche innerdeutsche Grenze löst sich dann symbolisch in Luft auf, genehmigt von der Flugsicherung.

Und wenn die Paten nun nicht erscheinen können, weil am Stadtrand keine S-Bahn fährt? „Wir sind mit allen Ballonpaten in Kontakt und werden dafür sorgen, dass jeder seinen Ballon erreicht“ sagt van Dülmen. Den geplanten Lokführerstreik hält er dennoch für eine Zumutung. „Durch den Streik wird es vielen, die aus dem Umland mit der Bahn kommen müssten, versagt bleiben, dieses Ereignis zu sehen.“ Bisher scheinen sich die Besucher zumindest nicht behindern zu lassen. Die Hotels melden keine erhöhten Storno-Zahlen. „Ausländer steigen vom Flugzeug ins Taxi und fahren zum Hotel, sie merken erst einmal gar nicht, ob die Bahn fährt“, sagt Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass sich Deutsche von einem Berlin-Besuch anlässlich dieser „großartigen Feierlichkeiten“ abhalten ließen.

Logistisch jedenfalls läuft alles. Die Lichtgrenze ist in einen nördlichen und in einen südlichen Abschnitt aufgeteilt. Der nördliche Teil wird vom Westhafen aus beschickt. In einer Lagerhalle der Behala stehen die Trucks mit den Stelen. Im Süden fungiert die alte Blumenhalle, die heute zum Jüdischen Museum gehört, als Ausgangspunkt. Die Standfüße der Stelen sind aus weißem Kunststoff und je mit 18 Litern Wasser gefüllt. Die gesamte Stele wiegt 23 Kilo. Weiter gesichert ist sie nicht – die ganzen 15 Kilometer werden allerdings von Streifen kontrolliert „Die Strecke lückenlos zu überwachen, ist unmöglich“, sagt Ludger Klaus, der die technische Koordination verantwortet. Theoretisch kann so eine Stele recht einfach weggeschafft oder zerstört werden. „Wir hoffen auf Respekt vom Bürger“, sagt Klaus. Ebenso wie van Dülmen geht er davon aus, dass es nicht viel Vandalismus geben wird. Es sind auch 700 Stelen als Reserve da. Die Ballone werden zunächst mit Stickstoff gefüllt. Am Sonntag werden sie ausgetauscht, neue Ballone kommen ran, diesmal mit Heliumfüllung, damit sie nach ihrer „Freilassung“ aufsteigen. Da Helium aus dem Ballon diffundiert, ist es nicht sinnvoll, schon Freitag Heliumballons zu nehmen – sie wären bis Sonntag schlapp.

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