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Aus alt mach neu. Die Yorckbrücken dienen schon lange nicht mehr dem Zugverkehr und sollen nach ihrer Sanierung den Park am Gleisdreieck besser mit dem an der Yorckstraße anschließenden Flaschenhalspark verbinden.
© Kai-Uwe Heinrich

Berlin-Schöneberg: Verzögerungen bei der Sanierung der Yorckbrücken

Die Vorschriften nach Neubau-Standard verzögern die Sanierung der uralten Yorckbrücken. Die Schäden an den Brücken sind größer als erwartet.

Das Denkmal liegt auf einer Brache, immerhin geschützt durch einen Bauzaun. Bereits Ende Januar waren – mit großem Tamtam – vier Bahnbrücken an der Yorckstraße ausgehoben worden, um sie denkmalgerecht sanieren zu können. Doch bis heute ist nicht klar, auf welche Weise dies erfolgen soll. Und damit ist, wie berichtet, weiter ungewiss, wann die Brücken wieder eingesetzt werden und dann eine kreuzungsfreie Verbindung für Fußgänger und Radfahrer auf dem Nord-Süd-Grünzug über die Yorckstraße schaffen.

Beim Ausbau der Brücken war auch Staatssekretär Christian Gaebler aus der Senatsverkehrsverwaltung dabei. Nach jahrelangen Diskussionen um die Erhaltung oder den Abriss der Brücken schien nun alles seinen Gang zu gehen. „Sanierung von fünf denkmalgeschützten Yorckbrücken begann am 29. Januar 2016“, teilte die Senatsverkehrsverwaltung einen Tag später mit. Rund vier Millionen Euro stehen zur Verfügung, im September sollte das Werk vollendet sein.

Doch dann meldete ausgerechnet Gaeblers Verwaltung Bedenken an. Die Brückenbau-Abteilung erklärte im Sommer, das Ziel, die Brücken denkmalgerecht zu ertüchtigen, widerspreche dem derzeitigen Erkenntnisstand. Nach den vorliegenden Gutachten, Berechnungen, Entwurfsplanungen etc. sei ein denkmalgerechter Umbau zu einer „vorschriftenkonformen Geh- und Radwegbrücke“ nicht möglich, heißt es in einem Schreiben.

Schäden sind größer als erwartet

Dabei ging es zunächst nur um eine Brücke, für die der Bezirk Tempelhof-Schöneberg zuständig ist. Die Einwände gelten aber auch für die anderen vier Bauwerke, für die das landeseigene Unternehmen Grün Berlin zuständig ist. Es hatte im August auf eine Tagesspiegel-Anfrage zu den Verzögerungen lapidar erklärt, bei den Arbeiten habe es „sanierungstechnische“ Probleme gegeben.

Die Schäden an den Brücken, die zum Teil schon seit den 1870er Jahren die Yorckstraße überspannen, seien größer als erwartet, sagte die Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Petra Rohland. Das vorgesehene Sandstrahlen und Auftragen neuer Farben reiche nicht aus.

Um als Fuß- und Radweg zugelassen zu werden, müssten die Brücken die Vorschriften für Neubauten erfüllen. Mit dem Ausbau hätten sie ihren Bestandsschutz verloren, sagte Rohland. Und die neuen Vorschriften haben es in sich: Nach Angaben von Siegmund Kroll, Stadtplanungsamtsleiter von Tempelhof-Schöneberg, müssen die alten Brücken so hergerichtet werden, dass sie nicht einstürzen, wenn gleichzeitig alle vier Stützen pro Bauwerk wegbrachen und sich gleichzeitig fünf Personen pro Quadratmeter auf der Brücke aufhalten. Ein solches Szenario ist zwar so unwahrscheinlich wie die ursprüngliche Forderung für den Brandschutz im BER-Bahnhof, die vorsah, dass bei einem Brand in der unterirdischen Station kein Rauch ins Terminal gelangt, wenn gleichzeitig mehrere Züge in den Bahnhof einfahren oder ihn verlassen – doch die Vorschrift gilt.

Man suche auch nach anderen Lösungen

Setzte man sie um, würde das Sanieren jeder Brücke rund 600 000 Euro kosten sagte Kroll. Deshalb habe man nach anderen Lösungen gesucht. Ein Gutachten habe ergeben, dass es auch erheblich billiger gehe. Die Brücken sollen demnach nur so verstärkt werden, dass das Bauwerk hält, wenn die Stützen wegbrechen, die dann aber umgehend wieder angebracht werden müssen. Dies sei, sagte Kroll, für rund 28 000 Euro zu haben.

Dieser Vorschlag werde kurzfristig geprüft, sagte Rohland. Sollte er verwirklicht werden können, würden alle fünf Brücken so saniert. Termine gibt es aber noch nicht. Fest zu stehen scheint nur, dass die bisher einzige Brücke für Fußgänger und Radfahrer zwischen den Parkhälften einfacher saniert werden kann. Die Arbeiten erfolgen an Ort und Stelle – und die Stützen sind tragfähiger.

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