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Kurz und kräftig war der Schneefall am Montag. Es dürfte der vorerst letzte Wintergruß gewesen sein.
© Stefan Jacobs

Vor Ostern kommt der Frühling: Verspäteter Schnee - und schon wieder Trockenheit

Die vergangenen Nächte waren kälter als alle im Winter – zum Schaden der blühenden Obstbäume. Bald wird es deutlich milder.

Was im Winter gefehlt hat, holt der Frühling jetzt nach: Auf die kältesten Nächte seit Monaten folgte am Montag auch noch kräftiger Schneefall. Zum Rodeln hat der zwar nicht ganz gereicht, aber zumindest der Natur dürfte er gutgetan haben: Es war der erste Niederschlag seit knapp drei Wochen – wenn man von dem eher homöopathischen Niesel absieht, der am Sonntag auf den Kälteeinbruch folgte.

Der Wetterumschwung hat immerhin die Waldbrandgefahr wieder verringert, nachdem zuvor schon so ungewöhnlich früh im Jahr in Brandenburg die zweithöchste Stufe vier gegolten hatte. In Berlin werden keine Warnstufen verkündet, aber die Umweltverwaltung des Senats hatte ebenfalls bereits gewarnt, nachdem über viele Tage trockener Wind und strahlender Sonnenschein die Natur ausgetrocknet haben. Nach Auskunft des Potsdamer Umweltministeriums wurden in Brandenburg seit Jahresbeginn vier Waldbrände auf registriert. Sie betrafen insgesamt einen halben Hektar.

Forsythien macht die Kälte nichts aus, aber Obstbaumblüten sind empfindlich gegen Frost.
Forsythien macht die Kälte nichts aus, aber Obstbaumblüten sind empfindlich gegen Frost.
© Stefan Jacobs

Nach dem bisher mildesten und ersten schneelosen Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – in Potsdam 1893 – gab es in der vorletzten Märznacht Frost bis minus sechs Grad, gemessen an der Station Kaniswall am südöstlichen Berliner Stadtrand. In der vergangenen Woche sei es dort sogar bis zu minus acht Grad kalt geworden, berichtet der Meteorologe Norbert Becker-Flügel vom Berliner Dienst „Wettermanufaktur“.

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Der späte Frost hat die ungewöhnlich früh erwachte Natur kalt erwischt: „Vom Steinobst dürften etwa zwei Drittel kaputtgegangen sein“, schätzt Sven Wachtmann, Chef einer Gartenbaufirma und Fachberater des Berliner Kleingärtnerverbandes. Betroffen sind vor allem Aprikosen und Pfirsiche, teilweise auch Kirsch- und Pflaumenbaumblüten. Das Kernobst wie Äpfel und Birnen blühe glücklicherweise später, und Knospen seien weniger frostempfindlich.

Spaziergänge mit kurzen Pausen - hier an der Dahme mit Blick nach Wendenschloss - sind auch in Zeiten des Coronavirus erlaubt.
Spaziergänge mit kurzen Pausen - hier an der Dahme mit Blick nach Wendenschloss - sind auch in Zeiten des Coronavirus erlaubt.
© Stefan Jacobs

„Langsam sollte mal wieder gewässert werden“, sagt Wachtmann. Wer Balkon und Garten mit neuen Gewächsen bestücken wolle, könne jetzt loslegen; „nur mit Gemüsepflanzen würde ich noch ein bisschen warten“. Da Gartenarbeit bei den aktuellen Ausgangsbeschränkungen ausdrücklich erlaubt bleibt, kann Wachtmann weitere Aktivitäten empfehlen: Rasen vertikutieren, kalken und (organisch!) düngen. „Außerdem können Obstgehölze, Rosen, Hortensien und Sommerflieder jetzt geschnitten werden. Das gilt generell für Stauden und Gräser.“

Laut der „Wettermanufaktur“ war der März in Berlin und dem Umland trotz des unterkühlten Finales etwa zwei Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Etwa 180 Sonnenstunden bedeuten ein zu 50 Prozent übererfülltes Soll. Dafür fehlt ein Drittel der üblichen Regenmenge, was nach den zwei aufeinanderfolgenden Dürrejahren die Startbedingungen der Natur verschlechtert.

Ab Donnerstag sollte laut Becker-Flügel das Thema Frost aber erledigt sein. Am Freitag werde es wohl noch mal frisch, sehr windig und womöglich sogar gewittrig – aber „danach deutet sich eine deutliche Erwärmung an“. In der Karwoche werde wohl der Frühling richtig loslegen mit Temperaturen um 20 Grad oder sogar etwas darüber. Wenn die Natur Glück hat, regnet es zwischendurch auch hin und wieder: So stabile Hochdruckgebiete, wie sie in den vergangenen Jahren über Monate jeden Regen verhinderten, seien momentan nicht in Sicht.

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