Frühling und Corona: Vom Gärtnern in einer Stadtwohnung
Was tun, wenn alles beginnt zu sprießen - und man keinen Garten hat?
Der Baum vor unseren Fenstern zur Straße ist vor einer Woche farblich explodiert. So früh wie nie in den vergangenen 20 Jahren. Die frischen knackig-hellgrünen Blätter zeigt er üblicherweise Ende März. Nun legt sich sein kraftstrotzendes Grün schon zwei Wochen früher auf unsere Augen. Wie schön!
Umso deutlicher stechen die Blumenkästen – Stand vergangenes Jahr – hervor: Die Erde wirkt tot, die Strünke braun, alte Blätter garnieren trostlos die Vergänglichkeit. Ein Löwenmäulchen kämpft um sein Leben, der Rosmarin ist geschmacklich noch ok – könnte aber an seiner Ausstrahlung arbeiten. Das gilt auch für den Thymian.
Wir haben keinen Balkon, aber auf jedem Fensterbrett Kästen. Und sind ja jetzt fast immer zu Hause ... Deshalb kaufe ich bei jedem Einkauf nicht nur Nudeln und Toilettenpapier (Achtung: Witz!), sondern Primelchen, Tausendschönchen, Stiefmütterchen und Gänseblümchen. Frische Blumenerde dazu (gibt’s im Supermarkt!) und fertig ist das kleine Gärtner-Glück.
Übrigens nicht nur für uns. Sondern auch für unsere Nachbarn. Der Farbtupfer schmückt die eher gräuliche Fassade, und da wir ja alle gerade nicht so viel rauskommen, erfreut der Anblick hoffentlich jeden, der guckt.
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Ich jedenfalls habe mit großer Freude am Dienstagmorgen registriert, dass der Hofnachbar im Erdgeschoss drei Kästen auf sein Fensterbrett gestellt hat. Die dunkle Erde sieht so kraftvoll aus, dass die Pflanzen vermutlich bis in den zweiten Stock wachsen. Uns soll es nicht stören. Wer es nachmachen möchte: Auf Nachtfröste achten!