Berliner Hauptstadtflughafen: Verkehrslage um den BER muss neu überdacht werden
Der Landkreis Dahme-Spreewald und die Industrie und Handelskammern (IHK) Berlin-Brandenburg warnen vor einem Verkehrskollaps rund um den BER. Der Bund will sich um bessere Anbindungen kümmern.
Stefan Loge, Landrat im Flughafen-Landkreis Dahme-Spreewald, und die Industrie und Handelskammern (IHK) Berlin-Brandenburg haben vor einem Verkehrskollaps rund um den BER gewarnt. Loge sagte bei einer Verkehrskonferenz der Kammern am Dienstag in Potsdam, alle Prognosen zum BER seien übertroffen worden. Schon jetzt hätten beide Flughäfen in Schönefeld und Tegel 33 Millionen Passagiere im Jahr.
Am alten Schönefelder Flughafen sind die Passagierzahlen binnen fünf Jahren um 60 Prozent gestiegen. Die Betreibergesellschaft geht davon aus, dass im BER nur 23 Millionen Passagiere abgefertigt werden können, nur wenig mehr als es in Tegel derzeit schon sind.
Loge warnte, die bisherigen Verkehrspläne seien nur auf den BER ausgelegt. Nach Stand der Dinge müsse der alte Flughafen Schönefeld weiterbetrieben werden mit seinen zehn Millionen Passagieren pro Jahr. „Der Doppelstandort wird bleiben“, sagte Loge. Doch die A113 als Zubringer in Berlin sei auch ohne BER überlastet und höchst störanfällig. Auch bei der Bahnanbindung nach Schönefeld müsste die Lage neu bewertet werden, der alte Bahnhof sei abrissreif.
Doch bislang weigerten sich die Landesregierungen, das Problem anzuerkennen. Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) sagte: „Wir müssen auf den Teppich bleiben. Ich weiß nicht woher die Aufregung kommt.“ Nötig seien intelligente Lösungen. „Manchmal hilft auch eine Ampelschaltung“, sagte Schneider, die als frühere Chefin der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg mitverantwortlich ist für die zu klein geratenen Pläne. Auch Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos) fand, der BER sei „nicht schlecht angebunden“.
Bewegung gibt es bei den S-Bahn-Strecken
Beim dritten BER-Gesellschafter ist dagegen laut Landrat Loge der Ernst der Lage erkannt worden. Dem Bund sei jetzt klar, dass es Chaos geben werde, sagte er. Bundesverkehrsstaatssekretär Rainer Bomba habe zugesagt, dass die Verkehrslage am BER überdacht und neu bewertet werden müsse.
Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam, und Berlins IHK-Vizechef Christian Wiesenhütter mahnten, die Verkehrsadern – Straßen, Schienen und der Nahverkehr – in der Region würden mit den steigenden Einwohner- und Pendlerzahlen, nicht Schritt halten. „Wir sind lange an den Grenzen“, sagte Tobias. Wiesenhütter warnte, die Region Berlin-Brandenburg, eine der dynamischsten Deutschlands, könnte an ihrem Wachstum scheitern. Bewegung gibt es immerhin bei neuen S-Bahn-Strecken nach Velten, Falkensee und nach Stahnsdorf, ebenso bei der Stammbahn nach Potsdam.