Neues Verkehrsgutachten: Berliner Stadtautobahn zum BER droht der Kollaps
Mit dem BER-Start in Schönefeld könnte es auf der Stadtautobahn zum Chaos kommen. Ein Gutachten der Flughafengesellschaft empfiehlt eine Gebühr.
Mit dem BER-Hauptstadtairport in Schönefeld droht auf der Berliner Stadtautobahn nach Süden in Stoßzeiten der Kollaps. Was der Senat bislang abwiegelte, prognostiziert jetzt erstmals auch ein dem Tagesspiegel vorliegendes offizielles BER-Verkehrsgutachten, das von der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburg und des Bundes (FBB) selbst in Auftrag gegeben wurde. Das Büro Spreeplan hat in seiner „Modal Splitt Studie“auch die „Auswirkungen des Standortwechsels 2018“ - also des geplanten BER–Starts in Schönefeld und einer Schließung von Tegel - auf den Berliner Verkehr untersucht. Und zwar auf Grundlage des rasanten Passagierwachstums, das in den bisherigen Planungen nicht einkalkuliert war. Die Prognosen für 2018 und 2025 sind vor allem zur Erreichbarkeit des BER mit dem Auto alarmierend: „Die Belastung im Straßenverkehr (insb. der Autobahn) in den Spitzenstunden ist als kritisch einzuschätzen.“
Spreeplan macht konkrete Vorschläge, um die absehbaren Stauprobleme wenigstens zu entschärfen. Die brisanteste Empfehlung ist die Einführung einer Maut auf der Stadtautobahn, zur „Reduzierung der Gesamtbelastung und zur Erhaltung eines stabilen Verkehrsflusses auf der A 100.“ Als „Maßnahme“ werden dann explizit die „Prüfung von Zuflussdosierungen an den Autobahnabfahrten“ und die „Erhebung von Fahrweggebühren für die Autobahn (Maut)“ vorgeschlagen. Als „Akteur“, der dies umsetzen müsste, wird der “Senat“ genannt. Ein weiterer Vorschlag ist, eine „Freigabe von Standspuren auf Autobahnen zu Spitzenzeiten mit reduzierter Geschwindigkeit zu prüfen.“ Außerdem sollte es eine „frühzeitige Routenempfehlung für PKW-Nutzer über Auslastungssituation und Ausweichrouten zum BER“ geben.
Schon heute sind die Autobahnen A 100 und A 113 hoch belastet. „Der Flughafenverkehr ist nur geringer Teil der Verkehrsbelastung ( Die Befunde decken sich weitgehend mit einer vom Tagesspiegel vorigen Herbst veröffentlichten BER-Studie des Büros Hoffmann & Leichter, die der Berliner Architekt Gisbert Dreyer finanziert hatte. Ungeachtet dessen haben Senat und auch Brandenburgs Regierung Befürchtungen von einem Kollaps auf der Stadtautobahn zurückgewiesen.
Dem Berliner Senat ist die Spreeplan-Studie der Flughafengesellschaft bekannt. Die Studie liegt dem Aufsichtsrat vor, wo sie auf der letzten Sitzung im März auf der Tagesordnung stand. Es war die erste nach Amtsantritt des neuen Berliner Flughafenchefs und früheren Flughafenkoordinators Engelbert Lütke Daldrup. Die Ergebnisse waren zudem schon Ende 2016 im BER-Dialogforum der Anrainer, dem angrenzende Brandenburger Kommunen, Berliner Stadtbezirke, aber auch beide Länder angehören, präsentiert worden.
Für seine Untersuchung ging Spreeplan davon aus, dass 2018 in Schönefeld 34,7 Millionen Passagiere abgefertigt werden, 2025 dann 42,6 Millionen, 2040 dann 54,6 Millionen. Das ist vor allem für den Verkehr in Berlin eine Herausforderung. Denn es sind vor allem Berliner Passagiere, Einwohner und Touristen. „Die Bedeutung Berlins nimmt zu, Fluggäste speisen sich zu 80 Prozent aus Berlin“. Aus Brandenburg, immerhin der zweite BER-Haupteigentümer, kommen nach der Studie hingegen nur 9 Prozent der Passagiere.