Abou-Chakers Verteidiger fordern Prozessabbruch nach Razzia: Verfahren gegen Clanchef könnte platzen - Steuerfahnder kontaktierten Bushido
18 Objekte von Arafat Abou-Chaker durchsuchte die Polizei, als der Prozess gegen ihn pausierte. Ob weiter verhandelt wird ist offen. Bushido sagte erneut aus.
Rapper Bushido kam erneut als Zeuge gegen seinen einstigen Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker in den Saal. Doch es waren die Verteidiger des Clan-Chefs, die den Tag bestimmten. Sie verlangen ein Ende des Prozesses.
„Das Verfahren ist sofort durch Urteil einzustellen, hilfsweise auszusetzen“, beantragten sie am Mittwoch vor dem Landgericht. Stundenlang wurde diskutiert. Die Frage, wie es weitergehen wird mit der seit Mitte August laufenden Verhandlung, blieb offen.
Vor rund zwei Wochen ist der Prozess in eine Pause gegangen. Mutter Abou-Chaker ging es schlecht, sie starb wenig später und wurde in Schöneberg im Beisein Hunderter Trauergäste beerdigt.
In der Zeit ist viel passiert. Eine Razzia beim 44-jährigen Clan-Chef in der vorigen Woche führte nun zum Ärger. Bei der Durchsuchung unter anderem auf seinem Villen-Anwesen im brandenburgischen Kleinmachnow seien Notizen abgelichtet worden, die Arafat Abou-Chaker für seine Verteidigung im laufenden Prozess angefertigt habe, sagten die Verteidiger.
Ihr Mandant habe deutlich gemacht, dass es sich um Verteidigungsunterlagen handele. Dennoch sei fotografiert worden. Das Recht auf eine „wirksame und effektive Verteidigung“ sei verletzt.
Mehr als 300 Beamte waren bei der Razzia im Einsatz. Die Polizei durchsuchte insgesamt 18 Wohnungen, Häuser, Geschäftsräume. Es habe sich um einen gemeinsamen Verbundeinsatz mit der Steuerfahndung gehandelt, hieß es.
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Ermittelt werde unter anderem wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung, Betrugs und Geldwäsche. Unter Verdacht würden vier Personen stehen. Vermögen in Höhe von mehreren Millionen Euro wurde vorläufig sichergestellt.
Die Durchsuchung sei „eine Inszenierung vor den Augen von Funk und Fernsehen“ gewesen, empörten sich Verteidiger des Clan-Chefs. Sie wollen die Umstände geklärt haben. Viele Fragen wurden aufgeworfen.
„Was spielt sich eigentlich im Hintergrund des Verfahrens ab?“ stellte einer der Anwälte in den Raum. Schon das Anrücken der Polizei sei von Kamerateams gefilmt worden. Wer hatte die Presse informiert? War es ein Verrat von Dienstgeheimnissen? Die Oberstaatsanwältin erklärte, dass es während der laufenden Verhandlung zur Durchsuchung kam, sei „unglücklich“.
Bushido gab Steuerfahndern die Schlüssel für eine Villa von Abou-Chaker
Im jetzigen Prozess geht es um mutmaßliche Straftaten zum Nachteil von Bushido nachdem dieser im September 2017 die langjährigen Geschäftsbeziehungen zum Clan-Chef aufgelöst hatte.
Arafat Abou-Chaker soll die Trennung nicht akzeptiert, den Rapper zu sich bestellt, in eingesperrt und ein Vermögen verlangt haben. Einmal sei der Rapper dabei mit Stuhl und Wasserflasche attackiert worden. Die Angeklagten schweigen dazu.
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Das fast 17.000 Quadratmeter große Villen-Grundstück in Kleinmachnow haben sich der Rapper und der Clan-Chef gemeinsam zugelegt, als sie noch Partner im Musikgeschäft waren. Er aber habe nie dort gewohnt, sagte der 42-jährige Bushido. Es sorgte für Erstaunen, dass ihn ein Steuerfahnder wenige Tage vor der Razzia kontaktiert haben soll.
„Er fragte per E-Mail an, ob ich freiwillig einer Inaugenscheinnahme zustimmen würde“, sagte der Musiker. Er habe dann sogar Schlüssel für Villa und Tor zur Verfügung gestellt. „Wer mich fragt, bekommt Hilfe.“
Er habe aber im Vorfeld keinen Termin erfahren und auch nicht gewusst, worum es ging. Auch gegen ihn würden Ermittlungen in Steuersachen laufen. Das Gericht will nun zunächst die Fragen rund um die Razzia klären. Der Prozess wird Montag fortgesetzt.