Kinderbetreuung im Lockdown in Berlin: Verbände fordern Kita für alle, aber reduziert
Kitaträger und Eltern verlangen ein verbindliches Kitakonzept vom Senat. Die Auslastung in den Einrichtungen liegt laut Senat derzeit bei 30 Prozent.
Wie geht es weiter mit der Kita-Betreuung? Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) hält an ihrer Linie fest: Eltern werden gebeten, die Notbetreuung in den Kitas nur in Anspruch zu nehmen, „wenn der Bedarf nach eigener Einschätzung tatsächlich und außerordentlich dringend ist“. So steht es im jüngsten Schreiben der Jugendverwaltung, das am Donnerstag an die Träger verschickt wurde. Eine Liste mit systemrelevanten Berufsgruppen, die bei der Kinderbetreuung bevorzugt werden, kommt, anders als beim ersten Lockdown, nicht zum Einsatz.
Das könnte sich laut Scheeres aber ändern, falls die Auslastung der Kitas auf über 65 Prozent steigt. Dann würden die systemrelevanten Berufe wieder „eine wichtige Rolle spielen“, wie eine Sprecherin der Jugendverwaltung mitteilte. Momentan liegt die Auslastung nach Angaben von Scheeres’ Behörde bei 30 Prozent.
Dorothee Thielen, Referentin für Kinder und Kindertagesstätten beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin, hat für die Einrichtungen, die ihr Verband vertritt, allerdings eine Auslastung von 40 bis 50 Prozent ermittelt, wobei es starke Schwankungen gebe. In Kitas in der Nähe von großen Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern gebe es auch Auslastungen von bis zu 70 Prozent.
Thielen kritisiert, dass die Entscheidung, ob sie ihr Kind in die Kita geben und damit ein Gesundheitsrisiko eingehen oder anderseits eventuell berufliche Nachteile erleiden, derzeit den Eltern überlassen werde. „Das ist zu viel verlangt“, sagte sie. Der Paritätische fordert, gemeinsam mit den anderen Liga-Verbänden und dem Dachverband der Kinder- und Schülerläden (DaKS), ein verbindliches Konzept vom Senat.
Nicht mehr als 50 Prozent der Kinder gleichzeitig in der Kitagruppe
Allen Kindern soll es demnach ermöglicht werden, in die Kitas zu gehen, allerdings bei reduziertem Umfang. Die Kinder sollen in stabilen Kleingruppen betreut werden, und es sollten nicht mehr als 50 Prozent gleichzeitig anwesend sein. Mit Eltern, die in der „kritischen Infrastruktur“ arbeiten, sollen auch mehr Stunden vereinbart werden können.
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Der Landeselternausschuss Kita unterstützt den Vorschlag der Verbände, fordert aber eine Betreuung von mindestens fünf Stunden pro Tag sowie finanzielle und arbeitsrechtliche Hilfen für Eltern.
Senat räumt Kitas Spielraum bei den Betreuungsmodellen ein
Eine Einigung im Sinne der Liga-Forderungen scheint machbar: Im Senatsschreiben an die Träger wird die Möglichkeit eröffnet, dass Kitas Wechselmodelle oder Betreuungsmodelle mit geringerem Umfang anbieten, um möglichst viele Kinder in kleinen, stabilen Gruppen betreuen zu können.
Roland Kern vom DaKs begrüßte es, dass in dem Schreiben „das von uns vorgeschlagene Modell ausdrücklich ermöglicht wird“. Er appellierte an Eltern und Träger, „sich in diese Richtung zu einigen“.