Serie "Im Homeoffice": Vattenfall-Managerin Tanja Wielgoß liebt den Tapetenwechsel
Persönlichkeiten aus der Berliner Wirtschaft berichten uns über ihre Erfahrungen mit dem Homeoffice. Folge 2: Tanja Wielgoß, Vattenfalls Kraftwerks-Chefin
Hunderttausende Berliner Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen sich wegen der Corona-Pandemie zu Hause ein Büro einrichten. Viele Vorgesetzte gehen jetzt mit gutem Beispiel voran und zeigen, wie sie persönlich im Homeoffice arbeiten. Sie verraten, was in Privaträumen vielleicht noch besser funktioniert als im Büro, aber auch, wovon sie sich leicht ablenken lassen. Heute Teil 2: Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme AG, also die Chefin über die Berliner Vattenfall-Kraftwerke und das Fernwärmenetz.
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Seit wann und wie oft arbeiten Sie im Homeoffice?
Ich arbeite gefühlt schon immer an sehr verschiedenen Orten – im Büro, zu Hause, von unterwegs, aber auch gerne mal im Café. Ich liebe diese Vielseitigkeit des „normalen“ Lebens, das aktuell eine Ewigkeit entfernt scheint. Zum Glück kann ich zu Hause zu nahezu 100 Prozent genauso gut arbeiten wie im Büro. Sonst fiele mir wahrscheinlich die Decke auf den Kopf.
Was sind Ihre wichtigsten Geräte?
Der Firmenlaptop, mein privates iPad sowie mein berufliches und mein privates iPhone.
Was fehlt Ihnen hier? Was vermissen Sie?
Die Kantine. Ich finde es Luxus, aus vier Essen auswählen zu können. Immer nette Kolleginnen und Kollegen zu treffen. Einfach keinen Aufwand zu haben, wenn ich essen gehen will.
Worauf verzichten Sie gern?
Die Endlosmeetings. Tatsächlich dauern alle Termine digital einfach kürzer, wir konzentrieren uns auf das Wesentliche und kommen schneller auf den Punkt. Ich sehe das auch als Chance für die Zeit „danach“. Sehr viele Kolleginnen und Kollegen haben durch Corona das Homeoffice und die vielen Möglichkeiten und Freiheiten durch die Digitalisierung für sich entdeckt. Das werden wir nicht mehr zurückdrehen. Vielleicht schaffen wir es ja auch, etwas von der digitalen Effizienz in den Büroalltag mitzunehmen.
Was lenkt Sie ab?
Die Kinder. Sie starten zwar auch jeden Morgen um 8 Uhr „ihr“ Programm. Doch damit sind sie spätestens mittags durch – und schon am Vormittag gibt es immer mal wieder eine Nachfrage – sehr selten übrigens fachlich. Da ich immer ein paar Süßigkeiten auf unserem Schreibtisch stehen habe, kommen sowohl Antonia als auch Mika regelmäßig vorbei und fragen, ob sie ein Tictac, ein Kaugummi oder ein Waal-Bonbon haben können.
Hand aufs Herz: Schaffen Sie im Homeoffice mehr, weniger oder etwa gleich viel Arbeit im Vergleich zum Büro?
Gleich viel. Wobei ich am meisten schaffe, wenn ich immer mal den Arbeitsplatz wechseln kann.
Was können andere Firmen und Institutionen von Ihrem Team lernen?
Digitales Arbeiten und dass es super schnell geht, sich daran zu gewöhnen und es schätzen zu lernen. Mein Managementteam zum Beispiel war vor gut einem Jahr noch nahezu vollständig mit Block und Bleistift unterwegs. Jetzt arbeiten wir alle mit Office365, verabreden uns per Video über Teams und teilen unsere Arbeitsdokumente in virtuellen Bibliotheken. Aktuell unterstützen wir außerdem viele Geschäftspartner bei ihrem ersten Videochat. Klasse, wenn dann eine Aufsichtsratssitzung auch virtuell reibungslos funktioniert.
Ihr Wunsch für die nächsten Wochen?
Dass sich die Kolleginnen und Kollegen die Gelassenheit und gute Laune bewahren. Gerade auch die, die nicht die Möglichkeit haben, von zu Hause aus zu arbeiten, sondern die jeden Tag ins Kraftwerk fahren oder in die Stadtwärmewarte. Ich bin stolz darauf, dass die meisten von uns Wärmeversorgern vollen Einsatz zeigen und alles daransetzen, dass es die Berlinerinnen und Berliner kuschelig warm haben – gerade in diesen Zeiten, in denen das Zuhause ein so viel Mehr an Bedeutung gewonnen hat.
Die Fragen stellte Kevin P. Hoffmann. Lesen Sie auch Teil 1 der Serie - mit Berlin-Partner-Chef Stefan Franzke.