Berlin-Marzahn: Unbekannte fällen Kirschbäume in den Gärten der Welt
Nach der IGA sollen im Wuhletal Tiere aus vom Aussterben bedrohten Rassen weiden. Dagegen gibt es Protest. Und Vandalismus, sogar in den Gärten der Welt.
Ursprünglich ging es um die Frage, wie sich Mensch und Natur nach dem Ende der Internationalen Gartenschau (IGA) im Wuhletal arrangieren. Doch jetzt geht es um Kriminalität: um Schmierereien, ramponierte Schilder und Fassaden – und, als vorläufigen Höhepunkt, um 17 Kirschbäume, die nächtens in den Gärten der Welt in Marzahn zerstört wurden.
Unbekannte sind in das umzäunte Gelände eingedrungen und haben die Zierkirschen abgesägt. Die Bäume waren ein Geschenk aus Japan. In 15 Jahren sind sie an ihrem Standort im Japanischen Garten zu stattlicher Größe gewachsen, sodass der materielle Schaden kurzfristig nicht wieder gutzumachen ist. Immerhin: Das Kirschblütenfest am 15. April könne trotzdem gefeiert werden, heißt es bei der landeseigenen Betreibergesellschaft Grün Berlin.
Die Zerstörung der Zierkirschen ist die aktuell schwerste, aber bei weitem nicht die erste Straftat in einer Serie, zu der bisher keine Täter ermittelt werden konnten. Es gibt allerdings Indizien, worum es geht: In den Nächten vor und nach einer Info-Veranstaltung Ende Februar wurde der zur IGA neu gebaute Info-Pavillon des Bezirks an der Hellersdorfer Straße ramponiert.
Neben herausgebogenen Fassadenteilen tauchten Protestparolen gegen die Beweidung des Wuhletals auf. Schon Tage zuvor waren auf dem umzäunten Parkgelände Kabel zerschnitten und Bäume beschmiert worden.
Stuten, Schafe und Rinder sollen im Wuhletal weiden
Um die Beweidung ging es bei dem Info-Abend. Drei Stuten, sechs Schafe und fünf Rinder aus vom Aussterben bedrohten Rassen grasen am Fuße des Kienbergs. Sie sollen dauerhaft im Wuhletal weiden – auf wechselnden Flächen, die dann jeweils mit grobmaschigen filigranen Weidezäunen umfriedet werden sollen.
Das Vorhaben ist eine Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme für Eingriffe in die Natur im Zuge der IGA. Eine ebenso kleine wie laute Bürgerinitiative kämpft dagegen. Ihr Personal ist teilweise dasselbe, das schon gegen die Gartenschau im Berliner Osten protestiert hatte. Auch damals gab es Vandalismus: Schilder und Zäune wurden demoliert, ein Bagger angezündet.
Was die Initiative von den Straftaten hält, war nicht zu erfahren: Auf eine Anfrage des Tagesspiegels von Mittwochnachmittag kam auch am Tag danach keine Reaktion. Folglich blieb auch unklar, worum es den Kritikern der Beweidung überhaupt geht. Auf ihrer Facebook-Seite und bei dem Info-Abend war von Barrieren die Rede, die Anwohner von ihrem Erholungsgebiet fernhielten und obendrein seltene Tiere vertreiben könnten, wenn der heutige, teils mehr als mannshohe Bewuchs verschwinde.
Beweidung diene der Artenvielfalt
Bezirksamt und Grün Berlin betonen, dass alle offiziellen Wege im Wuhletal auch während der Beweidung offen bleiben, die ohnehin nicht einmal zehn Prozent der Fläche in diesem Bereich belege. „Wir schauen uns auf jeden Fall noch mal den exakten Zuschnitt der Weideflächen an, wenn dort gerade keine Tiere stehen“, sagt Umweltstadtrat Johannes Martin (CDU).
Mit dem Parkmanagement der Grün Berlin sei verabredet, die Interessen beispielsweise von Kitagruppen zu berücksichtigen. „Das Angebot, dass diese Flächen gemeinsam genutzt werden können, liegt klar auf dem Tisch“, sagt der Stadtrat. Die Flächen gehören dem Bezirk. Anders als von den Gegnern behauptet, diene die Beweidung gerade der Artenvielfalt. Die Tiere seien die schonendere Alternative zum Einsatz großer Maschinen, mit denen das Wuhletal sonst offen gehalten werden müsste.
Die Kritiker bezweifeln das. Allerdings haben sie schon mehrmals danebengelegen, als sie etwa behaupteten, die Zäune ums IGA-Gelände würden dauerhaft stehen bleiben und der neue Kienbergpark nur gegen Eintritt zugänglich sein. Tatsächlich sind die Zäune sogar schneller als geplant demontiert worden. Nur auf dem Gipfel des Kienbergs, auf dem der spektakuläre „Wolkenhain“ errichtet wurde, stehen noch Restarbeiten an.
Gärten der Welt, Eisenacher Str. / Blumberger Damm, tgl. ab 9 Uhr. Bis 29. März gilt der Winterpreis von 4 Euro, ermäßigt 2 Euro (inkl. Seilbahn: 6,90 / 4,50 Euro).