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Der Natur-Park Schöneberger Südgelände in Berlin gilt als gelungenes Beispiel für die Verbindung von Erholungspark und Naturschutz.
© Bernd von Jutrczenka/dpa

Von Marzahn bis Neukölln: Hauptstadt-Gärtner -das Millionen-Unternehmen "Grün Berlin"

Britzer Garten, Tempelhofer Feld, IGA in Marzahn – überall mischt das Unternehmen „Grün Berlin“ mit. Die Fakten: 1000 Hektar Park. 100 Millionen Euro Umsatz. 150 Mitarbeiter.

Berlin, die grüne Stadt, braucht auch ein grünes Unternehmen, das ist seit 1992 die „Grün Berlin“. Jahrelang agierte das landeseigene Unternehmen weit unterhalb der öffentlichen Wahrnehmung, inzwischen ist es mit 150 Mitarbeitern, 100 Millionen Euro Jahresumsatz und 1000 Hektar Parkfläche ein wichtiger Akteur der Stadtentwicklung. Anfangs kümmerten sich die Mitarbeiter im Wesentlichen um das Erbe der Bundesgartenschau 1985, den Britzer Garten. 90 Hektar mit großem See, Parkeisenbahn, Spielplätzen, Rosengarten und einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm.

Der Park Schöneberger Südgelände eröffnete 1999

Weil der Britzer Garten gut funktionierte, entschied der Senat, dem Unternehmen mehr zuzutrauen, auch die Planung neuer Parkanlagen. Das Schöneberger Südgelände, eine ehemalige Gleisfläche zwischen den Bahnhöfen Südkreuz und Priesterweg, wurde als Ausgleichsfläche zum Bau des Nord-Süd-Tunnels der Bahn angelegt. 1999 eröffnete der 18 Hektar große Park, und schon ein Jahr später wurde er als Außenprojekt der Expo 2000 in Hannover geadelt. Die zwischen alten Gleisen angelegten Wege und Erlebnisflächen plus Original-Dampflok und großem Bahnschuppen als Theater-Spielstätte hat viele Fans auch aus anderen Teilen der Stadt.

Die IGA in Marzahn litt unter dem schlechten Wetter.
Die IGA in Marzahn litt unter dem schlechten Wetter.
© Kitty Kleist-Heinrich

Inzwischen kümmert sich Grün Berlin um acht größere Parkanlagen in der Stadt, hält sie sauber und graffitifrei, beseitigt Vandalismusschäden, möglichst innerhalb von 24 Stunden, hält Wege und Spielplätze instand und bekommt dafür Zuschüsse vom Land – 2016 waren es 20 Millionen Euro. Wobei die eigentliche Arbeit in den Parkanlagen von Fremdfirmen im Auftrag von Grün Berlin übernommen wird. Das ist der Unterschied zur BSR oder der BVG. Christoph Schmidt, gebürtig aus Oldenburg in Niedersachsen, ein zurückhaltender Norddeutscher, übernahm 2008. Schmidt hat genau das studiert, was sein tägliches Geschäft ausmacht: Landschaftsplanung und Projektentwicklung.

Grün Berlin-Chef Schmidt kam aus Hamburg

Vor zehn Jahren ließ er sich vom Senat aus Hamburg abwerben – dort managte er die Hafencity – mit der Aussicht, eines der größten innerstädtischen Wohnungsbauprojekte der Republik mitzugestalten, die Randbebauung des Tempelhofer Feldes. Doch die Berliner machten dem Senat und ihm einen großen Strich durch die Rechnung. Das Feld ist zwar mit Abstand die größte Freifläche, die Grün Berlin managt, aber das durch den Volksentscheid verhängte Entwicklungsverbot hält Schmidt für einen großen Fehler – auch wenn die freie Sicht aus den Bürofenstern des Unternehmenssitzes im Flughafengebäude unbezahlbar ist.

Heidschnucken helfen auf dem Schöneberger Südgelände bei der Wiesenpflege.
Heidschnucken helfen auf dem Schöneberger Südgelände bei der Wiesenpflege.
© Kitty Kleist-Heinrich

Schmidt ist kein Grüner im politisch-ideologischen Sinne, er betreibt keinen Naturschutz, will nicht die natürliche Verwilderung des städtischen Raumes voranbringen. Grüne Fundamentalisten sind eher seine Gegner, wenn es um die Entwicklung von Parkanlagen als hochwertigem Erholungsraum für Großstadtbewohner geht. Beim Park am Gleisdreieck gab es erhebliche Widerstände gegen die Entscheidung, die Wege zu asphaltieren, damit die Pflege nicht zu aufwendig wird. Auch die IGA in Marzahn wurde von Naturfreunden angefeindet, weil vor der Begrünung und Neugestaltung der Flächen erst mal Bagger und Planierraupen aktiv waren. Die IGA war eine Großbaustelle, investiert wurden 100 Millionen Euro.

Die IGA schloss mit einem Millionen-Defizit ab

Die Internationale Gartenausstellung sollte eigentlich Schmidts Meisterstück werden, alle Bauprojekte wurden rechtzeitig fertig, nur das Wetter torpedierte die ambitionierte Schau von Beginn an. Der verregnete Sommer führte zu einem Defizit im Budget von zehn Millionen Euro, aber am Image von Schmidt als effizientem und erfolgreichem Manager hat die IGA-Pleite kaum gekratzt. Was auch daran liegt, dass die Gartenschau wie die Buga in Britz gute Aussichten auf ein auskömmliches Nachleben als Kienbergpark und Gärten der Welt hat.

Die IGA-Tochtergesellschaft von Grün Berlin wird gerade abgewickelt, aber die Mutter kann trotzdem weiter wachsen. Der Mauerpark verdoppelt seine Fläche, in der Regie von Grün Berlin, auch die Neugestaltung der Freiflächen des Kulturforums werden im Auftrag des Senats gemanagt. Das Schloss Biesdorf gehört zum Bestand des Hauses wie auch der Spreepark in Treptow.

Weil bislang 100 Entwicklungsprojekte recht geräuschlos abgearbeitet wurden, soll sich das Unternehmen künftig auch um die grüne Mobilität verdient machen und neue Radwege bauen, dafür wurde das Tochterunternehmen Infra-Velo gegründet. Mit der Grünen Woche hat Grün Berlin auch ganz konkrete Schnittmengen. Auf dem Tempelhofer Feld werden einmal im Jahr die Wiesen gemäht, das Heu wird zu Ballen gepresst und als Viehfutter verwendet. Im Britzer Garten weiden zwei kleine Rinderherden, die 2017 auf der IGA in Marzahn zu bewundern waren.

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