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Verwirrte Blüte. Diese Zierkirschen in der Norwegerstraße in Prenzlauer Berg sind schon im Frühling angekommen.
© Imago/Snapshot Photography/ K M Krause

Milder Winter: In Berlin blühen schon die Kirschbäume

Der Winter, der ein Frühling war: Das relativ milde Wetter der zurückliegenden Wochen lässt bereits Kirschbäume blühen.

Aufmerksame Spaziergänger werden es schon bemerkt haben – in Berlin blühen die Kirschen. Kurz nach Neujahr. Besonders in windgeschützten Ecken stehen die Bäume schon in voller Pracht, erzählt Sven Wachtmann, Fachberater beim Landesverband der Gartenfreunde. Zu sehen ist das zum Beispiel am Planetarium in Prenzlauer Berg oder in der Norwegerstraße im selben Bezirk.

Eigentlich findet die Kirschblüte erst im März oder April statt. Wachtmann überrascht es allerdings nicht, dass die Bäume jetzt schon so weit sind. Nachdem es Anfang Dezember nachts noch fror, wurde es danach wieder wärmer. „Milde Temperaturen nach einem Kältereiz – für die Pflanzen bedeutet das, dass nun Frühling ist“, erklärt er. Das sei wie mit einem Barbarazweig. „Wenn sie den am 4. Dezember aus der Kälte in die Wohnung nehmen, blüht der spätestens zu Neujahr.“

Nur die Exoten blühen

Dass es jetzt auch in den Straßen und Gärten Berlins blüht, liegt laut Derk Ehlert, dem Naturexperten in der Umweltverwaltung, vor allem an den warmen Tagen rund um den Jahreswechsel. Sechs Tage lang wurden über acht Grad gemessen, dazu gab es Regen und damit eine hohe Luftfeuchtigkeit – nun sprießen die Knospen, die die Pflanzen bereits im September vorbereitet haben.

Bislang blühen nur die Zierkirschen, die aus China oder Japan importiert wurden. Die deutschen Obstkirschen sind diese Wetterkapriolen gewöhnt, weiß Derk Ehlert. „Die blühen erst, wenn zu den warmen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit auch ausreichend Sonnenschein dazukommt.“ Und das war im Dezember nun wahrlich nicht der Fall.

Sollten die Temperaturen in den nächsten Tagen noch einmal unter null Grad fallen, muss also niemand einen Ausfall der Kirschenernte befürchten. Die Blüten der Zierkirschen würden allerdings erfrieren – und eine zweite Blüte gibt es nicht. Ist das Kirschblütenfest in den Gärten der Welt in Gefahr?

Entwarnung aus Marzahn: Hier sind die Zierkirschen noch jahreszeitgemäß blütenfrei. Den Bäumen macht ein etwaiger Temperatursturz laut Fachmann Sven Wachtmann übrigens nichts aus. „Blüten sind ja nur der Firlefanz zur Fortpflanzung. Die Bäume selbst haben in ihren Adern eine Art Frostschutzmittel.“

Tiere leiden mehr als Bäume unter zu mildem Wetter

Einige Tiere litten jedoch unten den hohen Temperaturen mitten im Winter, sagt Derk Ehlert: Waschbären, Eichhörnchen, aber auch Insekten wachen immer wieder aus ihrer Winterruhe auf und verbrauchen dabei Energie, die sie im Frühjahr benötigen. Junge Igel, die im Januar tief im Winterschlaf stecken sollten, gehen plötzlich auf Nahrungssuche.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass sich mitten im Berliner Winter der Frühling breitmacht. Vor zwei Jahren blühten die Kirschbäume schon in der Adventszeit.

Caspar Schwietering

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