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Bauzäune am Tiergarten. Die Veranstalter des Umweltfestes hoffen, dass aufgewertete Bauzäune die Sicherheitsauflagen erfüllen.
© Vincent Schlenner
Update

Streit um Zäune bei Großveranstaltungen in Berlin: Umweltfestival wohl doch gerettet - Was ist mit den anderen Festen?

Die Veranstalter des Umweltfestivals haben nun anscheinend einen ausreichend standfesten und zugleich billigen Zaun gefunden. Das Thema Sicherheit bei Großveranstaltungen bleibt dennoch umstritten.

Nach der Unsicherheit der jüngsten Tage gibt die „Grüne Liga“ nun doch Entwarnung: Das Umweltfestival auf der Straße des 17. Juni kann aller Voraussicht nach doch stattfinden. „Wir sind guter Dinge“, sagte Sprecherin Anke Ortmann. Der Veranstalter habe eine neues Sicherheitskonzept eingereicht, das bis Dienstag oder Mittwoch nun von den Behörden geprüft werde.

Grund für den Optimismus der Liga ist, dass sie nun doch einen Schutzzaun organisieren konnte, der den geforderten Sicherheitsstandards entsprechen soll, ohne das kleine Budget der Veranstaltung völlig durcheinander zu bringen. „Wir haben ein Angebot vorliegen, das wir finanziell stemmen können“, sagt Ortmann. Dabei handele es sich nicht um ein Hochsicherheitsexemplar, wie sie sonst bei G7- oder G8-Gipfeln verwendet werden, sondern um einen „aufgewerteten Bauzaun“, dessen Maschen eng genug seien und dessen Höhe bei 2,20 Meter liege. Außerdem soll er standsicher sein. Die Zaunmiete betrage 20.000 Euro inklusive Sicherheitspersonal an den Eingängen, für einen Hochsicherheitszaun wäre in etwa das Dreifache angefallen. „Vielleicht bekommen wir sogar als gemeinnützige Organisation einen Sonderpreis, das müssen wir noch klären“, ergänzte die Sprecherin.
Zuletzt fiel das Fanfest am Breitscheidplatz wegen der kurzfristige Forderung der Behörden nach einem entsprechenden Zaun deutlich kleiner aus. Im April wurde das „Nisan23-Kinderfest“ am Brandenburger Tor abgesagt. Das Umweltfestival soll am 14. Juni auf der Straße des 17. Juni stattfinden. Die Grüne Liga hatte am Freitag wegen der „ständig erhöhten, inzwischen unbezahlbaren Sicherheitsanforderungen“ in Betracht gezogen, das Umweltfest abzusagen.

Bei der Fanmeile wurden 08/15-Bauzäune einfach demontiert

Mittes Stadtrat Carsten Spallek (CDU) erklärt die erhöhten Standards mit schlechten Erfahrungen von vergangenen Großveranstaltungen. „In Auswertungsgesprächen haben wir festgestellt, dass 08/15-Bauzäune einfach nicht ausreichen“, sagte der Politiker. „Bei der Fanmeile und der Feier zu ’150 Jahre SPD’ etwa wurden Zäune einfach überklettert, umgestoßen oder sogar innerhalb weniger Minuten mit Maulschlüsseln professionell demontiert.“ So seien mehrere hundert Menschen in das eigentlich schon volle Gelände eingedrungen. „Ob die nur Bier verkaufen wollen oder Messer und Sprengstoff dabeihaben, kann man ja erst einmal nicht wissen.“

Die Behörden arbeiteten in enger Absprache mit Polizei und Feuerwehr und setzten nur deren Vorschläge um. „Sicherheit ist eine Frage für Fachleute und keine politische Frage“, sagte Spallek und erinnerte an die Katastrophe bei der Love Parade 2010 in Duisburg. Die Behörden spielen mehrere Szenarien durch – von der Massenpanik über den Terroranschlag bis hin zu Windböen, die Bühnen und Leinwänden umfallen lassen.
Der von den Grünen regierte Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg beobachtet seit einigen Jahren, dass der Zustrom zu Veranstaltungen wie dem MyFest und dem Karneval der Kulturen „massiv zunimmt“. Sprecher Sascha Langenbach sagte: „Ich möchte den Kollegen in Mitte keinen bösen Willen unterstellen, wenn sie auf Nummer sicher gehen wollen.“

Biermeile wohl ohne Zaun

Im August steht mit der „Biermeile“ die nächste große Veranstaltung in seinem Bezirk an, zu der mehrere zehntausend Besucher erwartet werden. Der Veranstalter beschäftigt sich bislang noch nicht mit der Zaunfrage. „Das hat noch keiner angesprochen. Aber der Standort an der Frankfurter Allee ist ja ganz anders, viel weitläufiger“, sagte Organisator Frank Bürger.
An der Straße des 17. Juni ist eine Veranstaltung ohne Zäune nach Ansicht der Behörden jedenfalls nicht realisierbar.

Carsten Spallek fordert deshalb schon seit Jahren Maßnahmen, um das Areal veranstaltungstauglicher zu machen: „Das fängt bei dauerhaften Zäunen an und geht über Notstrom und Notbeleuchtung bis hin zu Trinkwasserleitungen.“ Dann müsste auch die Zaunfrage und -finanzierung nicht bei jeder Veranstaltung neu debattiert werden; als Kosten für den festen Zaun wurden vor einem Jahr vor 3,5 Millionen Euro veranschlagt.

Martin Pfaffenzeller

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