Zukunft des 1. Mai in Kreuzberg: Das Myfest bleibt, wo es ist
Absagen, verlegen oder einzäunen? Nachdem das Kreuzberger Myfest an seine Grenzen gestoßen war, hat die Diskussion um seine Zukunft begonnen. Nach einem Gespräch mit allen Beteiligten zeichnet sich nun eine Tendenz ab.
250 000 Menschen, 300 Stände und ein paar Toiletten zu wenig: Die Bilanz des diesjährigen 1. Mai in Kreuzberg ist eigentlich positiv. Die Feierei hat die Krawalle fast komplett verdrängt, Schwerverletzte gab es keine. Dennoch, der Erfolg hat neue Probleme mit sich gebracht: Die Sicherheitsmaßnahmen müssen verbessert werden, Lärm und Müll sind zum Problem geworden und die Anwohner hatten verständlicherweise wenig Spaß an Urin-Seen vor ihren Wohnungstüren. Deswegen haben sich Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) und die Organisatoren des Myfestes am Donnerstag getroffen, um über die Zukunft des Festes zu sprechen. Ausgelöst hatte das vor allem Herrmann selbst, als sie am nächsten Tag das Myfest aufgrund von Sicherheitsrisiken infrage stellte. Nun aber ist klar: Das Fest bleibt – und es bleibt, wo es ist.
Eine Verlegung des Festes, zum Beispiel auf das Tempelhofer Feld, wird es nicht geben. Es sei „nicht vorstellbar“, dass das Fest woanders stattfinden wird, sagten sowohl der Sprecher der Bezirksbürgermeisterin, als auch Vertreter der Myfest-Crew. Ausgeschlossen ist auch eine Umzäunung des Geländes oder etwa Eintritt zu nehmen. „Kreuzberg-Disney machen wir nicht“, sagte der Sprecher der Bürgermeisterin. Auch eine Eventagentur wolle man nicht engagieren. „Myfest ist ein Fest von den Anwohner und das wird es auch bleiben“, sagt Sönmez Halis von der Myfest-Crew.
Ein größeres Maifest bräuchte auch mehr Geld
Im Gespräch ist nun eine Vergrößerung des Geländes. Das reichte dieses Jahr nur vom Görlitzer Bahnhof bis zum Oranienplatz auf der einen Seite und dem Mariannenplatz auf der anderen. Weil schon am Nachmittag Eingänge geschlossen wurden, ging die Party jedoch auf dem Spreewaldplatz und im Görlitzer Park weiter. Gerade in diesen Bereichen gab es besonders große Probleme durch kaputte Flaschen, Wildpinkler und demolierte Autos. Im Gespräch sind nun entweder eine Vergrößerung des Festes in Richtung Moritzplatz, in die Reichenberger Straße oder in Richtung des Engelsbeckens.
Doch: „Wenn das Myfest ausgeweitet werden soll, brauchen wir dafür mehr Geld“, sagt Halis. „Wir kriegen seit Jahren den gleichen Betrag vom Bezirk.“ Das Fest aber seit stark gewachsen. „Mit den 170 000 Euro können wir das nicht stemmen.“ Rund die Hälfte ginge für Sicherheitsmaßnahmen drauf. Vom Bezirk heißt es unterdessen das Geld käme vom Senat. Hier wollte man zur Finanzierung einer Erweiterung zunächst nichts sagen.
Eine Woche nach dem 1. Mai ist jedenfalls klar: Abgesagt wird das Fest auf keinen Fall. „Das Myfest bleibt da“, sagt Herrmann. Und auch für den Innensenator Frank Henkel (CDU) steht fest: „Ein friedlicher 1. Mai ohne das Myfest kann ich mir nur schwerlich vorstellen.“ Im Parlament kündigte Henkel am Donnerstag an, man wolle mit dem Bezirk gemeinsame Lösungen erarbeiten. Ob der Bezirk vom Senat finanzielle Unterstützung erhält, ließ Henkel offen.