Prozess wegen Schießerei in Berlin-Wedding: Tschetschenische Rocker-Truppe immer noch aktiv
Handel mit Drogen, Streit mit den Hells Angels, Ärger wegen einer Schießerei. Die „Guerilla Nation Vaynakh“ hat sich offenbar doch nicht ganz aufgelöst.
Wenn diesen Dienstag der Prozess gegen die Männer weitergeht, die im Mai 2017 mit Maschinenpistolen ein Café in Wedding überfallen haben sollen, dürfte im Saal B 129 des Berliner Landgerichts einige auch Folgendes interessieren: Immer noch sollen 21 Männer zur „Guerilla Nation Vaynakh“ gehören, dazu zählen bis zu 100 Männer als Umfeld der rockerähnlichen Bande. Das geht aus der Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber hervor.
Im Mai 2017 hatten Männer aus Tschetschenien, die der „Guerilla Nation Vaynakh“ zugerechnet werden, einen Albaner in einem Café mit einer Kalaschnikow bedroht. Der Mann schoss auf einen Tschetschenen, ein anderer Tschetschene erwiderte das Feuer. Beamte zählten 16 Einschusslöcher – dass niemand getötet wurde, lag wohl daran, dass es sich bei den Schützen um Dilettanten gehandelt haben dürfte. Drei Tschetschenen und drei Albaner im Alter von 27 bis 40 Jahren wurden wegen versuchten Mordes und Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt.
Anderer „Guerilla Nation“-Flügel löste sich nach Kampf mit Hells Angels auf
Polizeiintern werden tschetschenische Gruppen als bedeutende Akteure im Drogenhandel eingestuft. In ihrer Heimat sollen sie eng mit Politik und Sicherheitsbehörden vernetzt seien. „Vaynakh“ ist Tschetschenisch und beschreibt die Allianz der muslimischen Kaukasusvölker Tschetschenen und Inguschen. Insignien der Truppe sind schwarze Kutten mit weißem Totenkopf-Emblem. Wie berichtet, sind Tschetschenen auch durch islamistische Schlägertrupps aufgefallen, die Frauen, Abweichler und „Ungläubige“ innerhalb der Community bedrohten.
Die „Guerilla Nation Vaynakh“ gilt als kaukasisch-dominierter Flügel der einst bundesweit aktiven „Guerilla Nation“. Die Truppe hatte sich nach Angriffen traditioneller Hells Angels, sozusagen klassischer Rocker, weitgehend aufgelöst. Dies habe auch mit dem Mord an einem „Angehörigen des Guerilla Nation MC am 26. August 2016 in Berlin“ zu tun, wie Innen-Staatssekretär Torsten Akmann (SPD) in der Antwort an Schreiber schreibt. Damals war ein 26-jähriger Rocker in Lichtenberg erschossen worden. Den tschetschenischen Flügel der Gruppe hatte das Attentat offenbar kaum eingeschüchtert.