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Das Gebiss von T.Rex Tristan Otto wird untersucht, um zu klären, wie der Dino gespeist hat.
© Petersen/dpa

Naturkundemuseum: Tristan muss zum Zahnarzt

Tristan Otto, der Tyrannosaurus Rex aus Montana, ist ein Besuchsmagnet. Zur Zeit wird sein Gebiss untersucht - in der Hoffnung auf Erkenntnisse.

Einen Versuch ist es wert. Ob nicht unsereins für einen kleinen Moment und nur an einer winzigen Stelle anfassen ... Die klare Antwort lautet: nein.

Tristan Otto ist mit seinen 66 Millionen Jahren doch nicht unter Sicherheitsvorkehrungen aus den Weiten Montanas kommend als Schatz ins Naturkundemuseum migriert, damit Besucher mit ihm intim auf Tuchfühlung gehen. Wollen würden das viele, denn seit der Tyrannosaurus rex aus dem Privatbesitz des Londoner Investmentbankers und Mäzens Niels Nielsen und seines Kompagnons Jens Peter Jensen ausgeliehen an der Invalidenstraße zu Hause ist, stieg das Besucheraufkommen vergangenes Jahr um 40 Prozent auf 820.000 Schaulustige.

Bitte nicht anfassen!

Anfassen ist also nicht, das dürfen an diesem denkwürdigen Freitag nur der niederländische Paläontologe Anne Schulp und Renée Janssen, Spezialistin für Isotopen-Geochemie. Bei den beiden Doktoren hat der T. Rex, der mit seinem Dickschädel zu den besterhaltenen weltweit zählt, einen Zahnarzttermin. Dass da ein Teil des hunderte Kilos schweren Unterkieferknochens in der Vitrine fehlt, weil Forscher ihn mit Taschenlampe auf dem Tisch untersuchen, das fällt natürlich wieder wem auf? Den Kindern.

Die gucken in ihren Frühlingsshirts mit bunten Dinos samt Reißverschlusszähnen aufmerksam zu, was da sirrt. Die 29-jährige Renée Janssen hat vorher mit der Bohrmaschine an weniger kostbaren Exponaten geübt, und der 42-jährige Anne Schulp hatte weit ältere fossile Schätze in den Fingern. Aber jetzt Tristan Otto, den die Besitzer nach ihren Söhnen benannten, auf den Zahn zu fühlen, sei was Besonderes.

Was hat der Dinosaurier gegessen?

Ein gutes Dutzend Zahnschmelzteile um die sieben Milligramm werden vorsichtig herausgebohrt, sie werden mit gefalteten Taschentücher aufgefangen und rieseln in Röhrchen hinein, den Isotopen chemischer Elemente auf der Spur. Weil selbst so ein sieben Tonnen schwerer T. Rex einmal pro Jahr zahnte, lässt sich schon bald ablesen, ob Tristan wie sein Kumpel Trix aus den Niederlanden herumzog als Migrant auf Suche nach Nahrung wie Hadrosaurier und Ceratopsier. Änderte sich die Kost saisonal? Hat er vor allem Aas verschlungen plus Knochen auf der damals ganz anderen Erde?

Auf dem Planeten Berlin werden an so einem Tag auch andere unsterblich. Es sind Menschen wie jene Kitaerzieherin aus Treptow-Köpenick, die ihren Schützlingen alles zu Dinos erklärt und im Zusammenspiel mit Eltern auch, dass es okay ist, wenn Jungs nicht kurze Haare und Standarddunkelblau tragen möchten. Und es sind Museumspädagogen wie Jussi Brandt, der Zahnschmerzen und Kauweise von Tristan Otto so herrlich anschaulich erklärt. Unvergessen – das ist auch ein anderes Exemplar ein paar Räume weiter. Knut starb mit vier. Der Zooeisbär hatte ziemlich raues Fell und wollte mal der Kamera der Fotografin auf den Zahn fühlen – als T. Knut.

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