zum Hauptinhalt
Zahn um Zahn: Saurier "Tristan" litt an heftigen Dentalproblemen.
©  Britta Pedersen/dpa

Dentalprobleme in der Kreidezeit: Tristan litt an Zahnschmerzen

Ein Tyrannosaurus Rex ist der Star im Naturkundemuseum. Jetzt fanden Forscher: Ihn plagte ein Tumor im Unterkiefer.

"Das Zahnweh, subjektiv genommen, ist ohne Zweifel unwillkommen“ – schon Wilhelm Busch wusste das. Aber was heißt hier „schon“: Über 65 Millionen Jahre alt – da war an die Menschheit noch nicht mal zu denken – ist dieses Wissen, gespeichert in dem eher schlicht strukturierten Hirn von Tristan. Der ist seit genau einem Jahr Top-Star im Naturkundemuseum, der einzige originale Tyrannosaurus Rex in Europa, ein 2010 in Montana entdeckter Haufen von 170 Knochen, von den privaten Eigentümern dem Museum als Gratis-Leihgabe überlassen und zum furchteinflößenden Skelett zusammengesetzt.

Jeder Biss – mit bis zu fünf Tonnen Druck

Massen von gruselsüchtigem Publikum haben Tristan seither ihre Aufwartung gemacht, Wissenschaftler haben ihn unter die Lupe genommen und festgestellt: Der Kerl hatte Zahnweh. Erst vermutete man bei Tristan Otto – so sein kompletter Name, nach den Söhnen der beiden Eigentümer – eine Infektion; jetzt, nach computertomografischen Untersuchungen, geht man von einem Tumor aus, wie Oliver Hampe, Paläopathologe am Naturkundemuseum, der Agentur dpa berichtete. Wichtiges Indiz sind Schwellungen am Unterkieferknochen, die da nicht hingehören.

Jeder Biss – mit bis zu fünf Tonnen Druck – dürfte eine Qual gewesen sein, und man muss wohl schon ein Tyrannosaurus sein, wenn einem da nicht jeglicher Appetit vergeht. Tristan wird wohl dadurch nur umso wilder geworden sein, was sich seine Kollegen kaum gefallen ließen – diverse Rippenbrüche könnten darauf hindeuten.

Gar nicht vorstellen mag man sich, was er im „Jurassic Park“ alles angestellt hätte. Schon seine Artgenossen dort waren mit unstillbarem Appetit gesegnet, aber war je von ramponierten Gebissen die Rede? Tristan dagegen: von bohrendem Zahnweh fast in den Irrsinn getrieben, jeden, der nicht schnell genug auf den Bäumen war, mit fünf Tonnen zermalmend, was immer neue Pein, immer neue Raserei zur Folge hatte – nein, dieser Unhold hatte Biss, aber ein Vergnügen war das nicht.

Zur Startseite